Berlin/Köln/Willich/Rom. Zum Tod von Papst Franziskus erklärt der Vorsitzende der Partei Die Linke, Jan van Aken:
»Mit Papst Franziskus verliert die katholische Kirche ihr Oberhaupt und die Welt einen Anwalt der Armen und Ausgegrenzten. Er nutzte seinen Einfluss stets auch dafür, Dinge zu sagen, die viele nicht hören wollten. Er sprach über Kriege und deren Funktion für das kapitalistische System ebenso wie über den menschenverachtenden Charakter einer Gesellschaftsordnung, die nicht an den Bedürfnissen der Menschen, sondern an der Maximierung des Profits ausgerichtet ist. ‚Diese Wirtschaft tötet‘ waren seine Worte.
Franziskus’ besonderes Mitgefühl galt Migrant*innen und Geflüchteten – den Ausgestoßenen der Welt. Seine erste Reise als Papst führte ihn nach Lampedusa, um auf das Schicksal der Bootsflüchtlinge aufmerksam zu machen. Das Sterben im Mittelmeer nannte er einen „stummen, aber ohrenbetäubenden Schrei, der uns nicht gleichgültig lassen darf“.
Franziskus war ein sozial engagierter Papst, ein Apostel der Armen. Umso deutlicher kritisiere ich jedoch sein konservatives Frauenbild, seine Ablehnung der Abtreibung und das Verbot von Pille und Kondom.
Auch wenn ich heute nicht mehr Mitglied der katholischen Kirche bin, habe ich in meiner Zeit als Messdiener vieles gelernt, das mir auch heute noch wichtig ist. Das Gebot der Nächstenliebe ist dem Ruf nach Solidarität eng verwandt und wer an die Gottebenbildlichkeit aller Menschen glaubt, kann sich mit Ungleichheit nicht abfinden. Pontifex bedeutet Brückenbauer – eine Aufgabe, die auch der nächste Papst erfüllen sollte, indem er sich für die vollständige Gleichstellung von Frauen und die Anerkennung aller Formen von Liebe einsetzt.«
Köln’s Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Tod von Papst Franziskus
„Der Tod von Papst Franziskus macht mich sehr traurig. Für mich ist tröstlich, dass er mit Ostern noch das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr mitfeiern konnte, das Fest der Hoffnung.
Zweimal durfte ich Papst Franziskus persönlich begegnen. Zuletzt im vergangenen Jahr bei einer Konferenz im Vatikan zum Klimawandel. Ich habe ihn so erlebt wie viele Kölnerinnen und Kölner ihn auch erlebt haben: Er war das Gesicht einer den Menschen zugewandten, nahbaren Kirche auf Erden. Er stellte die Nächstenliebe und die soziale Tat in das Zentrum des katholischen Glaubens. Viele Kölnerinnen und Kölner hoffen, dass seine Reformen die Kirche nachhaltig prägen werden.“
Wir verneigen uns vor Papst Franziskus
Zum Tod von Papst Franziskus erklärt der Fachsprecher für Kirchen und Religionsgemeinschaften der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Rachel:
„Papst Franziskus beeindruckte mit seiner Herzlichkeit, mit der er auf die Menschen zuging. Der Dialog mit anderen Glaubensrichtungen war ihm ein besonderes Anliegen. Viele Millionen Menschen trauern um ihn. Er war der erste Lateinamerikaner auf dem Papstsitz. Er war bescheiden und fromm – und zugleich eminent politisch: Er erinnerte die Staaten der Welt immer wieder daran, dass sie für alle ihre Bürger Verantwortung tragen. Gerade auch für die Schwächsten.
Papst Franziskus schaute auf die Armen. Die Kirche rief er auf, ein ‚nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt‘ zu formulieren. In seiner Enzyklika ‚Laudato si´‘ warnte er vor hausgemachten Umweltproblemen.
Innerkirchlich setzte er auf eine Reform der kleinen Schritte. Ihm war die stärkere Sichtbarmachung von Frauen wichtig. Er richtete eine Kommission ein, die die Zulassung von Frauen zum Diakonat prüfen soll. Allerdings schloss er eine Priesterweihe von Frauen erneut aus.
Wir verneigen uns vor Papst Franziskus. Er wählte für sein Pontifikat einen Namen, den sich noch kein Papst vor ihm gegeben hatte: Franziskus. Ein Missionar der Barmherzigkeit.“
Mit den Augen zu den Sternen – Zum Tode von Papst Franziskus
Uwe Schummer, Mitglied im Bundestag von 2002 bis 2021, derzeit Katholikenrat im Bistum Aachen, trauert um Papst Franziskus:
“Papst Franziskus spendete den Ostersegen, schwer erkrankt zeigte er der Welt die Kraft, die auch in der Schwäche liegen kann. Kreuz und Erlösung. Dabei ging es in seinem Pontifikat immer um die beständige Erneuerung. Der Geist der Neuerung begleitet das Gottesvolk über die Jahrtausende hinweg. Mit dem Blick zu den Sternen, den Asphalt unter den Schuhen ist die Kirche unterwegs. Suchend, nach den Antworten auf die zentralen Fragen des Lebens: Woher kommen wir, wer sind wir und was ist unsere Bestimmung? – „Der Geist der Neuerung“ sind auch die ersten Worte der Magna Charta der Katholischen Soziallehre, „Rerum novarum“, veröffentlicht von Papst Leo XIII. 1891. Diesen Geist der Neuerung sehen wir auch heute in der Kirche und in der Arbeitswelt. Beide prägen unser Miteinander. Dabei sehen Christen den Wert der Arbeit im Zusammenhang mit der Würde des Menschen, der sie erbringt. Sie ist nicht nur „Ware“, sie gehört auch zur wahren Existenz des Menschen, der zur Arbeit berufen ist.
Papst Franziskus erinnerte immer wieder an den Zusammenhang. Auch in seinem persönlichen Leben. Christlicher Glaube beweist sich im Alltag. Nicht nur Sonntagskirche, Werkapostel sein. Jesus hat im Handwerk gearbeitet, seine Gleichnisse kommen aus der lebendigen Arbeit und die Apostel sind von der Arbeit geprägt. Sie waren Netzknüpfer, Fischer, Zimmermann, Zöllner und Zeltmacher. Es war nicht die hohe Theologie, die den christlichen Glauben begründete. Es war das wirkliche Leben, aus dem er sich entwickelte. Deshalb gilt im Sinne von „Gaudium et spes“, dem weltweiten Rundschreiben von Papst Johannes XXIII.: „Arbeit hat Vorrang vor allen anderen Faktoren des wirtschaftlichen Lebens, denn diese sind nur werkzeuglicher Art.“ Die Arbeit kommt unmittelbar aus der Person. Dies wird in allen vatikanischen Botschaften immer wieder bekräftigt. Papst Franziskus warnte noch in seinem Schreiben „Gaudium et spes“ vor einer „Wirtschaft, die tötet“, wenn sie keine Rücksicht auf den Menschen nimmt.
In diesem Sinne hat die Kirche, auch zum Leidwesen vieler, die machtvoll und politisch unterwegs sind, in Vergangenheit und Gegenwart Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gestaltet. „Sündige Strukturen“ gibt es weiterhin; Papst Franziskus mahnt in seiner Botschaft „Evangellii Gaudium“: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“ – Die Kirchen und ihre Verbände sind ein weltweit gespanntes Netzwerk für die Schwachen. Menschen beizustehen, gerechtere Verhältnisse zu schaffen, mahnte der vom heiligen Franziskus geprägte Papst immer wieder die Politik und ermunterte das Gottesvolk, sich auch politisch einzusetzen. So bleibt der über Ostern 2025 verstorbene Papst Franziskus weiter wirksam, wenn wir nicht trauernd die Welt beklagen, sondern hinaus gehen und sie bessern. In „Gaudium et spes“.”