Heiligenhaus/Düsseldorf. Nach der Massenschlägerei deutsch-libanesischer Clans mit rund 100 Beteiligten am Abend des 29. Juni 2025 in Heiligenhaus beantragt die FDP-Landtagsfraktion NRW eine Aktuelle Viertelstunde im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags. Mehrere Menschen wurden bei der Straßenschlacht offenbar verletzt; der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet von einem „Blutbad“. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot im Einsatz, einschließlich eines Hubschraubers, um die Lage zwischen den Clans unter Kontrolle zu bringen.
Massenschlägerei löst Großeinsatz der Polizei aus
Am Sonntagabend, 29. Juni 2025, kam es in Heiligenhaus-Oberilp zu einem Großeinsatz der Polizei, der durch eine Massenschlägerei zwischen zwei deutsch-libanesischen Großfamilien ausgelöst worden war. Bei der Auseinandersetzung, bei der unter anderem Messer und weitere gefährliche Gegenstände eingesetzt worden waren, wurden insgesamt fünf Personen verletzt, ein 38-jähriger Heiligenhauser davon lebensgefährlich. Die Polizei ermittelt.
Gegen 19:30 Uhr wurden die Einsatzkräfte wegen einer Auseinandersetzung zwischen einer größeren Personengruppe zur Harzstraße alarmiert. Bei ihrem Eintreffen stellten die Polizistinnen und Polizisten fest, dass geschätzte 100 Personen vor Ort waren, zwischen denen es zum Teil zu körperlichen Auseinandersetzungen kam. Mehrere Personen wiesen Schnittverletzungen auf, die von den Einsatzkräften zunächst erstmedizinisch versorgt wurden.
Alarmierte Rettungskräfte übernahmen die weitere medizinische Versorgung und brachten fünf Verletzte zur stationären Behandlung in die umliegenden Krankenhäuser. Ein 38-jähriger Heiligenhauser wies so schwere Stichverletzungen auf, dass er noch in der Nacht operiert werden musste und aktuell Lebensgefahr besteht.
Da sich vor Ort zahlreiche Schaulustige versammelt hatten und eine weitere Eskalation nicht ausgeschlossen werden konnte, forderten die Einsatzkräfte Unterstützungskräfte aus umliegenden Behörden an, die schnell am Einsatzort eintrafen. Auch ein Polizeihubschrauber wurde zur Beobachtung aus der Luft eingesetzt und der Bereich um die Harzstraße abgesperrt.
Im Rahmen erster Ermittlungen konnte ein 27-jähriger Velberter sowie ein 51-jähriger Heiligenhauser wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung vorläufig festgenommen werden. Beide Tatverdächtigen sind kriminalpolizeilich bereits in Erscheinung getreten und haben die deutsche und libanesische Staatsangehörigkeit. Zudem stellten die Einsatzkräfte im Rahmen einer Absuche mit einem Polizeidiensthund unter anderem ein Messer und zwei Schlagstöcke am Einsatzort sicher.
Die Polizei hat aufgrund der Schwere der Verletzungen bei dem 38-Jährigen eine Mordkommission unter der Leitung des Polizeipräsidiums Düsseldorf eingerichtet, die die Hintergründe zur Tat klären soll. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt in diesem Zusammenhang hinsichtlich des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes sowie wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.
Nach ersten Erkenntnissen könnte ein Trennungsstreit zwischen zwei 20-Jährigen, die jeweils einer Großfamilie angehören, die Ursache für die Auseinandersetzung der beiden beteiligten Familien sein. (ots)
„Kampfzone Straße“ – und kein erkennbares Konzept des Innenministers
Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, kritisiert scharf: „Wenn bewaffnete Clanmitglieder mitten in Wohngebieten die Straße zur Kampfzone machen, dann zeigt das, wie sehr die Kontrolle entgleitet. Wer glaubt, solche Szenen seien Einzelfälle, täuscht sich: Wir haben ein ernsthaftes Sicherheitsproblem! Das Fatale ist: Innenminister Herbert Reul hat ganz offensichtlich kein belastbares Konzept, wie diese Strukturen wirksam zurückgedrängt werden sollen. Wer immer nur symbolisch Stärke zeigt, aber bei Prävention und nachhaltiger Bekämpfung von Clanstrukturen versagt, lässt die Polizei und die Menschen im Land im Stich.“
Staat muss handlungsfähig bleiben
Mit dem Antrag auf eine Aktuelle Viertelstunde wollen die Liberalen den Druck auf die schwarz-grüne Landesregierung erhöhen. Der Vorfall in Heiligenhaus sei nur das jüngste Beispiel für eine Entwicklung, die längst aus dem Ruder zu laufen drohe. „Die Landesregierung muss endlich ehrlich sagen, was sie weiß, was sie plant – und was sie nicht im Griff hat. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen dürfen erwarten, dass der Staat handlungsfähig bleibt. Die zunehmende Gewalteskalation ist untragbar“, so Lürbke.