Jahresempfang 2025 des Rates für Wirschaft und Soziales in der Wolfsburg (Foto: Christian Schnaubelt)
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Mülheim an der Ruhr. Über die Chancen und Kehrseiten der Künstlichen Intelligenz für die Wirtschaft des Ruhrgebiets hat Bischof Franz-Josef Overbeck jetzt bei der Jahresveranstaltung des Rates für Wirtschaft und Soziales in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin diskutiert.

Bischof Franz-Josef Overbeck hat trotz unbestrittener technologischen Fortschritts durch Künstliche Intelligenz betont, dass die Verantwortung für Entscheidungen und deren Konsequenzen immer beim Menschen bleiben muss. „Die Letztentscheidung muss beim Menschen liegen und kann nicht von KI übernommen werden“, sagte Overbeck am Montagabend, 29. September, in der Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim. KI könne zwar Prozesse beschleunigen, Analysen erleichtern und Entscheidungsgrundlagen liefern, aber ethische Entscheidungen und die Verantwortung für deren Folgen müssten jedoch immer beim Menschen bleiben.

Overbeck unterstrich mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen die Wichtigkeit, technologische Innovationen, wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Verantwortung immer zusammen zu denken. So sei angesichts einer alternden Bevölkerung die Gewinnung ausländischer Fachkräfte dringend erforderlich, um den Bedarf an Pflege- und Fachkräften zu decken. Er beobachte aber wachsende gesellschaftliche Spannungen und Diskriminierungserfahrungen, die Integration erschwerten und sprach von „heftiger Irritationen“ in der Gesellschaft. Gerade jetzt sei eine echte, aber realistische „Willkommenskultur“ gefragt.

KI in der Radiologie: Schnellere und sicherere Diagnosegrundlage

Wie KI im medizinischen Alltag bereits eingesetzt wird, erläuterte der Radiologe Johannes Haubold, der am Universitätsklinikum Essen auch für die klinische KI-Integration zuständig ist. Hier unterstützten KI-Systeme Ärztinnen und Ärzte etwa beim Erkennen von Knochenbrüchen, die besonders bei Kindern schwierig zu diagnostizieren seien. Auswertungsverfahren, die durch KI unterstützt würden, seien hier erfolgreicher, also sicherer und schneller, als die analoge Auswertung, sagte Haubold.

Wirtschaftliche Perspektive – KI und Digitalisierung als „Rettungsanker“

Der Präsident des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, Christoph M. Schmidt, stellte die ökonomische Perspektive dar: Die deutsche Wirtschaft stagniere, das Exportmodell wanke aufgrund der globalen politischen Lage und die alternde Gesellschaft verursache unter anderem steigende Kosten für Pflege und medizinische Versorgung. „KI und Digitalisierung sind der einzige Rettungsanker“, sagte Schmidt. „Wir müssen die Scheu ablegen, sonst kommen wir aus dem Null-Wachstum nicht heraus.“

Unternehmen: Tempo und Change-Management sind entscheidend

Die Betriebswirtin und Wirtschaftspädagogin Uta Wilkens unterstrich, dass eine erfolgreiche Integration von KI in Unternehmen entscheidend vom Change-Management abhänge. Unterschiedliche Abteilungen und Mitarbeitende benötigten unterschiedlich viel Zeit, um sich auf neue Technologien einzustellen und sich mit ihnen in der Anwendung vertraut zu machen. Neue Rollenbilder in der Führung seien notwendig, um den Transformationsprozess harmonisch umzusetzen. Nur wenn der „Rhythmus“ stimme, könne KI erfolgreich implementiert werden.

„Hybrid Intelligence“: Mensch und Maschine als Team

Digital zugeschaltet sprach Doris Aschenbrenner, Professorin für „Digitale Methoden in der Produktion“ an der Hochschule Aalen, anstelle von Künstlicher Intelligenz von „Hybrid Intelligence“, denn es gehe immer um die „Mensch-Maschine-Beziehung“. Von diesem Standpunkt aus werde der Mensch nicht nur mitgedacht, sondern stehe auch weiter im Zentrum: Auch wenn bestimmte Arbeitsbereiche im Zuge der Digitalisierung übernommen würden, bleibe in dieser Lesart der Mensch der Chef, „Human in command“, und habe die letzte Entscheidung und Verantwortung.

Fazit: Klares Bekenntnis zu KI – gepaart mit Verantwortung durch den Menschen

Die Diskussion in der „Wolfsburg“ zeigte: KI eröffnet riesige Chancen – in Medizin, Wirtschaft und Forschung. Entscheidend bleibt jedoch, dass der Mensch die Kontrolle und die Verantwortung behält, ethische Leitplanken gesetzt werden und technologische Fortschritte immer mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden bleiben.

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