Marion Brozek (Foto: Bartosz Galus)
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Duisburg. 30 Jahre lang hat Marion Brozek die Jugendarbeit der evangelischen Gemeinde Duisburg-Hochfeld verantwortet. Am 26. Mai wird sie im Festgottesdienst um 11 Uhr in der Pauluskirche in den Ruhestand verabschiedet. Noch trägt sie den dicken Schlüsselbund für die Kirche und Gemeinderäume bei sich.

Anhand der Inneneinrichtung des Gotteshauses steht ihr nochmal klar vor Augen, wie lange ihr Einstieg in die Arbeit als Gemeindepädagogin schon her ist. „Der Altar und die Stühle standen früher da drüben auf der anderen Seite“, erinnert sie sich. Nicht nur die Gottesdienstrichtung hat sich inzwischen gedreht, auch in der Hochfelder Gemeinde und im Stadtteil ist vieles anders geworden. „Ein Beispiel ist der offene Ganztag an den Schulen,“ sagt sie, „seit die Kinder bis in den Nachmittag hinein betreut werden, sind uns hier viele Angebote weggebrochen, die früher im Nachmittagsbereich gut besucht waren.“

In 30 Jahren sind viele Ideen umgesetzt worden, haben eine Blütezeit erlebt und sind auch wieder verschwunden. Bei Gemeindefreizeiten, Stadtteilfrühstücken, Kinder- und Jugendgruppen, Festen und Ausflügen hat Brozek die Hochfelder und ihre Bedürfnisse immer fest im Blick behalten. Mal gab es gute Zuschüsse, das machte die Hausaufgabenhilfe mit Mittagessen für die Kinder aus dem Stadtteil möglich. Sowas war damals ein echtes Leuchtturmprojekt und hat fantastisch funktioniert, wie sich Brozek erinnert. Waren die Gelder knapp, dann gab es wenigstens warme Tütensuppe, leckere Brote und ein bisschen Nachtisch für die Kinder. Für die Jugendleiterin zählte immer der niedrigschwellige Zugang zur Gemeinde. Alle sollten sich rund um die Pauluskirche zuhause fühlen.

„Ich habe ja hier mehr Zeit verbracht, als zuhause“, sagt sie lachend. Etwa bei den „Acoustic Nights“, Rockkonzerten, die sie etliche Jahre lang gemeinsam mit Alf Gendlin und ehrenamtlichen Helfern in der Pauluskirche organisiert hat. Da wurde tief in der Nacht, wenn die vielen Besucher und Fans der lokalen Bands längst zuhause waren, noch die Kirche aufgeräumt und durchgesaugt, bevor das Orga-Team total erledigt, aber glücklich ins Bett fiel. Das Aus für diese besondere Konzertreihe tut ihr heute nach Leid.

„Ich bin damals ja ehrenamtlich in die Gemeindearbeit eingestiegen“, sagt Marion Brozek, „Ich war eine junge Mutter mit Kind in einer der Gemeindegruppen und als die Jugendleiterstelle frei wurde, bin ich gefragt worden, ob ich mir das vorstellen könnte.“ So ein Berufs-Einstieg ohne ein entsprechendes Studium sei heutzutage, wo viel stärker zähle „was auf dem Zettel steht“ gar nicht mehr möglich, überlegt sie. Für sie hat es gepasst, sie hat ihren Job geliebt und einige Jugendliche aus ihrer Arbeit haben für sich selber auch den Weg in einen pädagogischen und sozialen Beruf gewählt. Es freut sie sehr, wenn sie Jahre später manchmal junge Erwachsene aus ihren Gruppen wiedertrifft und erfährt, wie gut sich viele davon entwickelt haben.

Sie wird über ihren Ruhestand hinaus der Gemeinde verbunden bleiben. Aber sie wird mehr Zeit für lange Spaziergänge mit der vierjährigen Terrier-Dame Korra haben, die neben ihr döst. Bei jedem unerwarteten Geräusch in der großen Kirche, macht Korra mit leisem Knurren klar, dass sie im Notfall bereit wäre, ihre „Menschenmama“ gegen jeden böswilligen Eindringling zu verteidigen. Dazu besteht aber kein Anlass. „Sie ist halt ein Terrier und ein Angsthase“, sagt Marion Brozek entschuldigend und glättet der kleinen Hündin beruhigend das gesträubte Nackenfell. Zu ihrer Verabschiedung werden nun freundlich gesinnte Weggefährtinnen und Weggefährten erwartet, mit denen sie lange und vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. „Ein Schnittchen-Typ bin ich eigentlich nicht“, überlegt sie lachend, „wenn ich mir für meine Verabschiedung was wünschen dürfte, dann gäbe es auf dem Platz vor der Kirche Würstchen vom Grill und kalte Getränke für alle, die vorbeikommen und mir Tschüss sagen wollen.“

Die Gemeinde dankt Marion Brozek für ihr großes Engagement im Gottesdienst und dem anschließenden Empfang und lädt zu beiden Interessierte herzlich ein. Infos zur Gemeinde gibt es im Netz unter www.hochfeld-neudorf.de.

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