Simon Döhmen (rechts) im Einsatz: Auch mitten im Katastrophengebiet müssen die Fahrzeuge in Schuss gehalten werden (Foto: DLRG-NR/Toma Unverzagt)
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Kleve. Die Nachricht, dass er wahrscheinlich in das Hochwassergebiet nach Bayern fahren muss, erreichte Simon Döhmen während der Fronleichnamsprozession in Kleve. „Ich hatte eigentlich schon damit gerechnet“, sagt der 19-Jährige, der in der Pfarrei Zur Heiligen Familie in Materborn als Küster arbeitet und Ende des Jahres eine Physiotherapie-Ausbildung beginnt.

Schon seit seiner Kindheit ist Döhmen Mitglied bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und engagiert sich in der Ortsgruppe Kleve. Einsätze am Rhein, an der Niers und am Wisseler See kennt er, die Alarmierung zur Hilfe in einem anderen Bundesland war für ihn allerdings eine Premiere. Am Sonntagabend, erinnert er sich, kam nach der Ankündigung am Mittag die offizielle Voralarmierung für Döhmen und die anderen Helferinnen und Helfer der DLRG. „Wir machen das alle ehrenamtlich, daher haben wir uns innerhalb unserer Gruppe abgesprochen, wer spontan für mehrere Tage wegbleiben kann“, berichtet der 19-Jährige. Schließlich müssen auch Familie und Arbeitgeber mitspielen.

„Ich habe unseren Pfarrer Thorsten Hendricks angerufen, der sofort damit einverstanden war, dass ich mich für den Einsatz melde“, sagt Döhmen. Dann musste er auch schon sein Gepäck zusammensuchen, „trockene Socken sind besonders wichtig“, weiß er. Auf bis zu sieben Tage im Hochwassergebiet sollten sich die Klever einstellen. Die Alarmierung erfolgte dann in der Nacht von Sonntag auf Montag, mit fast 50 Helfern, verteilt auf zehn Fahrzeuge, machte sich der Wasserrettungszug der DLRG auf den Weg nach Landau. Dort trafen die Niederrheiner auf die anderen vier Wasserrettungszüge aus Nordrhein-Westfalen. „Wir waren in einer Sporthalle und einem alten Schwimmbad untergebracht. Feldbetten, Schlafsäcke, 200 Leute auf engstem Raum. Aber nachdem wir die Nacht durchgefahren waren und auch nach Einsätzen war man immer müde, da konnte man trotzdem schlafen“, erinnert sich Döhmen. Und die Versorgung durch das Bayerische Rote Kreuz habe hervorragend funktioniert, betont er.

Nach der Ankunft wurde das Team alle drei Stunden zur Lagebesprechung zusammengerufen. „Im Wesentlichen standen wir bereit, um erschöpfte Kräfte abzulösen, Menschen aus gefährdeten Gebieten zu evakuieren und die Deiche zu verteidigen“, erklärt der ehrenamtliche Helfer. Die Bilder hat er nicht vergessen: „Wenn man Häuser und ganze Ortschaften sieht, die unter Wasser stehen und wo die Menschen alles verloren haben, das macht einen schon nachdenklich.“ Auf der anderen Seite haben sie immer wieder viel Dankbarkeit aus der Bevölkerung erfahren, auf der Straße, beim Einkaufen. „Wir haben an einem Tag für unsere Truppe Weißwürste beim Metzger gekauft, da gab es als Dankeschön für unseren Einsatz einen ordentlichen Rabatt“, sagt Döhmen. Auch solche gemeinsamen Unternehmungen wie das Weißwurst-Essen seien bei längeren Einsätzen für die Moral und den Teamgeist wichtig, erklärt er.

Nach drei Einsatztagen, am Donnerstag, kam dann die Nachricht, dass die bayerischen Hilfskräfte die Situation nun alleine handhaben können. Für die Klever hieß das, wieder nach Hause fahren zu dürfen. Freitagmorgen steht Döhmen, nachdem er in den vergangenen Tagen die DLRG-Kleidung getragen hat, wieder im schwarzen Talar in der St.-Anna-Kirche und bereitet einen Gottesdienst vor. „Helfen zu können war eine gute Erfahrung. Deshalb engagiere ich mich bei der DLRG, weil ich anderen Menschen, denen es gerade weitaus schlechter geht als mir, helfen möchte“, sagt er.

Ein Hinweis ist ihm noch wichtig: „Wir arbeiten alle ehrenamtlich, die DLRG finanziert sich zum größten Teil durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Deshalb sind wir froh über alle, die die Hilfe, die wir bei unseren Einsätzen leisten, unterstützen. Informationen dazu gibt es auf der Seite www.dlrg.de im Internet.

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