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Krefeld. Der syrische Flüchtling Yamen Mourad, der seit 16 Monaten in Deutschland lebt, absolviert seit Ende Juni im Krefelder Badezentrum Bockum ein dreimonatiges Berufsorientierungspraktikum. Dies kam durch die Zusammenarbeit verschiedener städtischer Dienststellen zustande. Der Bäderbereich hatte sich angesichts der schnell steigenden Zahlen der Zugewanderten in Krefeld schon im Frühjahr mit der Problematik befasst, den Menschen mit fehlenden Deutschkenntnissen die Bade- und Verhaltensregeln im Schwimmbad nahezubringen. Neben der Ausschilderung mit Grafiken zur Erläuterung und dem Aushang der Baderegeln in neun verschiedenen Sprachen kam den Mitarbeitern dabei die Idee, einen Flüchtling als Kommunikationsvermittler einzubeziehen. Sabrina Buttler, Ausbildungsleiterin der Stadt Krefeld, und Praktikumsbetreuerin Lucia Dohmen freuen sich, dass sie für diese Aufgabe mit Yamen Mourad einen geeigneten Kandidaten finden konnten.  

Dem jungen Mann, der sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen möchte, kam das Berufsorientierungspraktikum gerade recht. Der 25-Jährige hatte in seiner Heimat ein Biologiestudium begonnen, das er jedoch vor seiner Flucht nicht abschließen konnte. Er spricht Arabisch und Englisch und inzwischen auch schon sehr gut Deutsch, bestätigen ihm seine neuen Kollegen im Badezentrum. Durch das tägliche Training im Praktikum lernt er die Sprache besonders schnell, denn er kommt natürlich mit vielen deutschsprachigen Badegästen in Kontakt. Er geht aber auch gezielt auf Besuchergruppen und Familien aus dem Kreise der Flüchtlinge zu und spricht sie auf Arabisch an, um ihnen sofort beim Betreten des Bades Informationen und Hilfestellung zu geben. Das hat schon häufiger für Überraschung gesorgt, weil die Zugewanderten nicht erwartet hatten, dass hier im Schwimmbad jemand arbeitet, der ihre Sprache spricht. So nahmen sie seine erklärenden Hinweise meist dankend an. „Mit seiner freundlichen und ruhigen Art kommt Herr Mourad bei allen unseren Besuchern sehr gut an“, bescheinigt ihm der Sachgebietsleiter für die Bäder, Dieter Porten. „Als es so warm war, kamen innerhalb von zehn Tagen 24 000 Besucher ins Badezentrum. Da ist er auch gerne mal länger geblieben, um die Kollegen zu unterstützen.“ Die sind übrigens so begeistert von Mourad, dass sie spontan Geld gesammelt haben, um ihm ein gebrauchtes Fahrrad zu besorgen, damit er seinen täglichen Weg von rund fünf Kilometern von der Flüchtlingsunterkunft zum Badezentrum gut bewältigen kann. Die Arbeit im Badezentrum macht Mourad viel Spaß, deshalb wünscht er sich, dass er sie beruflich dauerhaft ausüben kann. Wenn dafür die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, möchte er sich um einen Ausbildungsplatz bei der Stadt bewerben. 

Die Stadt Krefeld wird neben den rund 250 jährlichen Praktika für Schüler und Studenten und weiteren 150 Tagespraktika in diesem Jahr erstmals ab September rund 30 weitere Praktikumsplätze zur Berufsorientierung für Flüchtlinge anbieten. Wer Interesse an einem Praktikum oder einer Ausbildung bei der Stadtverwaltung hat findet Kontaktdaten und Informationen im Internet unter www.krefeld.de/ausbildung

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