Anzeige

Duisburg/Moers/Kamp-Lintfort. Mit einem breiten Lächeln empfängt Maher Turkieh seine Gäste. „Guten Tag, kommen Sie herein“, bittet er sie ins Wohnzimmer, aus dem ihm seine beiden Kinder entgegenrennen und fangen spielen. Seine Frau Batoul Daher wartet bereits, mit einem schüchternen Lächeln weist sie auf die Couch.

Eine Familienidylle – zumindest auf den ersten Blick. Dass eine schwere Geschichte auf der Familie lastet wird deutlich, als Maher Turkieh sein Handy herausholt und Fotos zeigt, die ihm Freunde und Bekannte aus seiner Heimat geschickt haben. Syrien, das Land, das im Krieg versinkt, in dem man nicht mehr sicher über die Straße gehen kann, in dem der eigene Garten plötzlich von Soldaten besetzt wird. Die Heimat, die die junge Familie verlassen hat, um ihr Leben zu schützen. Vor 17 Monaten kam der inzwischen 34 Jahre alte Syrer nach Deutschland, zunächst lebte er in Asylbewerberheimen, seit rund einem Monat nun in Duisburg-Homberg. Im Pfarrhaus der katholischen St.-Johannes-Gemeinde haben er und seine Familie, die erst vor wenigen Tagen nach Deutschland nachkommen durfte, eine Übergangsheimat gefunden.

Muslime, die unter dem Dach der katholischen Kirche leben? Pfarrer Thorsten Hendricks zuckt mit den Schultern: „Warum nicht? Unser christlicher Auftrag ist es, ohne Ansehen der Person zu helfen. Daher ist es selbstverständlich, dass wir auch einem Moslem helfen. Am Ende kann auch uns das nur weiterhelfen“, ist er sich sicher. Das gehe allerdings, betont er, „nur, wenn es von den Menschen mitgetragen wird, die hier leben.“ Und das werde es. Stefan Ricken, ständiger Diakon in der Pfarrei, ergänzt: „Es kommt auf das Miteinander und die Menschlichkeit an. Wir als Kirche haben die Pflicht, offene Türen zu haben. Eine Herberge zu bieten ist ein Geschenk, aber auch eine Herausforderung.“

Maher Turkieh und seine Familie sind schlicht dankbar, bei den Christen Zuflucht gefunden zu haben. „Sie waren die ersten, die uns wirklich geholfen haben“, sagt er nachdenklich. Er möchte in Deutschland Fuß fassen, etwas von der Hilfe zurückgeben, die er gerade erfährt. Derzeit sucht er eine eigene Wohnung, denn klar ist, dass das Pfarrhaus nur eine Übergangslösung ist. Und Arbeit sucht der gelernte Schneider. „Ich war zwar Schneider in Damaskus, aber ich kann auch Gabelstapler fahren. Wichtig ist, dass ich arbeiten kann“, sagt er.

Zum Abschied zeigt er wieder sein herzliches Lachen. Die Kinder, sieben und acht Jahre alt, spielen im Nebenraum. „Tschüss“, rufen beide den Gästen zu und winken. Seit einer Woche sind sie in Deutschland, die ersten Worte haben sie schon gelernt.

Wer im Duisburger Westen, Moers oder Kamp-Lintfort eine Wohnung für die vierköpfige Familie anzubieten hat, kann sich an Diakon Stefan Ricken unter der Telefonnummer 02066 4168418 wenden.

Beitrag drucken
Anzeigen