Dr. Christoph Dautermann, stellvertretender Museumsleiter, und Jeannine Moens, Vorsitzende des Vereins Freunde der Museen Burg Linn, neben der Lutherbibel von 1541 (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Hans Lufft (um 1495 bis 1584) lebte als angesehener Bürger in Wittenberg. Er bekleidete zahlreiche Ämter wie das des Kämmerers, Stadtrichters, Ratsmitglieds und sogar Bürgermeisters. Vor allem war er der Mann, der Luthers Bibeln druckte. Im Jahr 1534 entstand in seiner Druckerei die erste Gesamtausgabe der Lutherbibel. In Wittenberg wurden sieben und zehn Jahre später auch zwei Werke angefertigt, die sich heute in der Sammlung des Museums Burg Linn befinden. „Das sind nationale Schriftdenkmäler“, so Dr. Christoph Dautermann, stellvertretender Museumsleiter. Das Exemplar aus dem Jahr 1541 wird gerade in der Ausstellung „1517 – Krefeld und die Reformation“ gezeigt, die Ausgabe von 1544 zurzeit in „Der geteilte Himmel“ im Ruhr Museum in Essen präsentiert. Beide Bücher sollen restauriert werden.

Seit wann sich die beiden Bibeln im Museumsbesitz befinden, sei nicht mehr nachvollziehbar, so Dautermann. „Sie müssen zum Altbestand gehören“, vermutet der stellvertretende Museumsleiter. Auf jeden Fall seien sie über Jahre für Gottesdienste genutzt worden. „Man sieht deutlich die Spuren, dass sie gebraucht wurden“, sagt Dautermann. Die Spuren der Zeit lassen sich leider auch in beiden Bibeln an den handkolorierten Holzstichen von Lucas Cranach dem Jüngeren feststellen. „Bei den kolorierten Seiten haben wir Kupferfraß. Die schönsten Seiten werden durch eine chemische Reaktion regelrecht zerfressen“, erklärt Dautermann. Zudem verursachte der Jahrhunderte lange Gebrauch Risse im Papier, Teile von Seiten fehlen und auch der Buchrücken habe Schäden erlitten. Es gehe nun darum, den Zerfall zu stoppen und das Material zu konservieren. „Die schädlichen Chemikalien können zum Teil herausgewaschen werden“, erläutert Restauratorin Eileen Wolff. Die Risse könnten behutsam verklebt und somit weitere mechanische Belastungen vermindert werden.

Welchen historischen Wert die beiden Bibeln haben, zeigen die Leihanfragen an das Museum und Ausleihen. „Wir haben gerade eine Anfrage aus einem nordrheinwestfälischen Museum für eine der Bibeln erhalten“, so Dautermann. „Unsere Bibel aus dem Jahr 1544 wird momentan als ein Hauptobjekt im Ruhr Museum in Essen ausgestellt“, sagt der stellvertretende Museumsleiter. In der Ausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“ wird die Krefelder Bibel in der Sektion „Umbrüche. Die neue Lehre“ gezeigt. In insgesamt zehn Kapiteln wird anhand von kulturhistorischen Exponaten das Verhältnis und das Zusammenleben der Religionen und Konfessionen über Jahrhunderte bis in die Gegenwart darzustellen. Knapp 1000 zum Teil erstmals gezeigte Exponate veranschaulichen die politischen, sozialen und kulturellen Aspekte dieser Geschichte. Die Ausstellung in Essen dauert bis zum 31. Oktober.

Der Wunsch des Museums Burg Linn und des Fördervereins Freunde der Museen Burg Linn ist es, im Reformationsjahr die Kosten für die Restaurierung der Lutherbibeln durch Spenden zu ermöglichen. Die Kosten für die Ausgabe von 1541 liegen bei 5700, bei der aus dem Jahr 1544 bei 7500 Euro. „Alle Spender erhalten vom Förderverein eine entsprechende Quittung für die Steuer“, sagt Jeannine Moens, Vorsitzende der Freunde der Museen Burg Linn. Weitere Informationen über die Bibeln sowie die Bankdaten können bei Dr. Christoph Dautermann unter 02151 155390 und per E-Mail chr.dautermann@krefeld.de angefragt werden.

Die Sonderausstellung „1517 – Krefeld und die Reformation“ (bis 3. September) kann mit dem normalen Museumseintritt ohne Aufpreis besucht werden. Informationen zur Ausstellung liegen kostenfrei bereit. Zur Ausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“ ist ein Katalog (408 Seiten, 24,95 Euro) erschienen. Weitere Informationen zur Ausstellung in Essen stehen unter www.der-geteilte-himmel.de und zur Ausstellung in Krefeld unter www.museumburglinn.de.

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