• Martin Lanting (Mitte) mit seiner Ehefrau und Privatdozent Dr. Wullstein nach seiner erfolgreichen Therapie im Jahr 2012 (Foto: privat)
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Krefeld. Erfolgreiche Zertifizierung am Helios onkologischen Zentrum

Die Krebsart ist selten, seine Therapie interdisziplinär, der operative Eingriff kompliziert: An nur wenigen Kliniken in der Region darf der Speiseröhrenkrebs aufgrund seiner Komplexität und einer hohen Komplikationsrate operiert werden. Das Helios Klinikum Krefeld ist eine der Kliniken, die jetzt auch von der Deutschen Krebsgesellschaft als Kompetenzzentrum für die Behandlung des Speiseröhrenkrebses zertifiziert worden ist.

Das Klinikum erfüllt nicht nur die Mindestmengenregelung für komplexe Eingriffe an der Speiseröhre, es verfügt mit dem Helios onkologischen Zentrum (HOZ) auch über eine optimale Strukturqualität, um Krebspatienten interdisziplinär bestmöglich zu therapieren. Das ist entscheidend, denn der seltene Krebs verbirgt sich lange geschickt. Betroffene spüren zunächst nichts. Wenn die ersten Symptome wie Schluckstörungen oder Sodbrennen auftreten, ist die Krankheit oft schon weit fortgeschritten und der Tumor hat häufig Metastasen in den umgebenden Lymphknoten gebildet.

So war es auch bei Martin Lanting, der bereits vor sieben Jahren aufgrund eines Karzinoms in der Speiseröhre am Krefelder Klinikum operiert wurde. Die seltene Diagnose bekommt er im Sommer 2011. Die behandelnden Ärzte machen Martin Lanting wenig Hoffnung, der Krebs hat bereits in den Bauchraum gestreut. Doch der 65-Jährige aus dem holländischen Roden gibt nicht auf: Er hört sich auch beim deutschen Nachbarn nach neuen Behandlungsmethoden um und stößt schließlich auf die Krefelder Helios Kliniken. Im Helios Cäcilien-Hospital Hüls wird der Tumor mittels Chemotherapie mit unterstützender Tiefenhyperthermie vorbehandelt und im Anschluss von erfahrenen Chirurgen am Helios Klinikum Krefeld erfolgreich operiert. Seither genießt er seine regelmäßigen kilometerlangen Spaziergänge, die er problemlos meistert.

„Der operative Eingriff bei einem sogenannten Ösophagus-Karzinom ist sehr komplex und wird im Vergleich zu anderen Operationen recht selten durchgeführt. In Kombination mit einer vorangegangenen Chemotherapie, wie bei Herrn Lanting, ist das ein Marathonlauf für den Organismus“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Christoph Wullstein, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasiven Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld. Er ist einer der wenigen Experten in Deutschland, der Speiseröhrenkarzinome regelhaft minimal-invasiv operiert – und das bereits seit knapp 15 Jahren. „Das im Durchschnitt 25 Zentimeter lange Organ sitzt im Mittelfell, es beginnt auf Höhe des Kehlkopfes und zieht sich zwischen Luftröhre und Wirbelsäule abwärts. Der chirurgische Zugang kann daher nur über den Brustkorb erfolgen. Das bedeutet eine große Belastung für den Organismus jedes Patienten“, so Dr. Wullstein. Während des Eingriffs wird der Tumor meist gemeinsam mit einem Speiseröhrenabschnitt entfernt. Der übrige Teil wird dann mit dem zuvor schlauchförmig umgewandelten Magen verbunden. „Die Speiseröhre ist schwer zu ersetzen. Das macht die Operation so enorm aufwendig“, erläutert der erfahrene Chirurg. „Umso mehr freuen wir uns als Team über die Zertifizierung zum Kompetenzzentrum für die Speiseröhrentherapie am onkologischen Zentrum.“

Im HOZ sind alle wichtigen medizinischen Fachbereiche zur Therapie des Speiseröhrenkrebses optimal gebündelt. Im Fokus steht die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Ziel, den Tumor und seine molekularen Eigenschaften genau zu erkennen und individuell zu bekämpfen. Hinzu kommen zahlreiche unterstützende Beratungsangebote, um die Lebensqualität betroffener Menschen ganzheitlich zu verbessern. Neben dem Krefelder Klinikum sind nur zwei weitere Kliniken in NRW von der Deutschen Krebsgesellschaft im Bereich der Speiseröhrentherapie zertifiziert worden.

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