Oberbürgermeister Frank Meyer und Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben sich mit Vertretern von Fridays for Future getroffen (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation)
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Krefeld. 18-seitiges Forderungspapier überreicht

„Klimaschutz geht uns alle an. Ein Wegschauen kann und darf es bei diesem Thema nicht geben. Ich bin daher froh, dass es auch in Krefeld Personen gibt, die sich im Rahmen der großen Initiative Fridays for Future engagieren“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer. Er hatte sich gut zwei Stunden mit Vertretern von Fridays for Future (FFF) Krefeld im Rathaus getroffen und dazu auch einige seiner Mitarbeiter geladen. Schnell wurde in dem Gespräch klar, dass ein Teil der gewünschten Maßnahmen bereits umgesetzt ist, kurz vor der Verwirklichung steht oder besprochen wird. „Ein Klimaschutzmanager ist im Rahmen des gerade in der Ausarbeitung befindlichen Klimaschutzkonzeptes vorgesehen. Die Stelle ist auch bereits im Haushalt verankert“, erklärte Umwelt-Dezernent Thomas Visser auf.

„Wir wünschen uns, dass unsere Heimatstadt Krefeld mit ambitioniertem kommunalen Klimaschutz Vorreiter und Vorbild für andere Städte wird“, sagte Björna Althoff zu Beginn. Sie und ihre Mitstreiter legten ein 18-seitiges Forderungspapier vor, in dem Visionen und konkrete Maßnahmen für Krefeld aufgeführt sind. Im Vorfeld hatte das Organisationsteam Bürgerbefragungen und Umfragen in internen Gruppen zum kommunalen Klimaschutz durchgeführt sowie sich mit Krefelder Umweltverbänden in Verbindung gesetzt, Anregungen aus einem Workshop zum kommunalen Klimaschutz mitgenommen und anhand dieser ein Forderungspapier aus Braunschweig für Krefeld überarbeitet. Vorschläge werden im Bereich Verwaltung und Politik, Mobilität der Verwaltung, Klimaschutzbüro, Energie, Mobilität, Ernährung, Bau, Ökologie, Umwelt und Biodiversität, Ressource und Abfall, Bildung, Gesellschaftliches Engagement, Wirtschaft und Divestment sowie Gesundheit, Adaption und Resilienz genannt. Auch zur Finanzierung werden Möglichkeiten aufgezeigt. In Sachen Energie und Mobilität wurde deutlich, dass das Gespräch auch mit den Stadtwerken Krefeld gesucht werden muss. So wünschen sich die Klimaschützer unter anderem eine anspruchsvollere Zertifizierung als bisher und eine Ausrichtung der Stadtwerke zur Verbesserung des Klimaschutzes als Unternehmensziel.

Wertvolle Tipps gab es von Schul- und Sportdezernent Markus Schön. „Sie müssen versuchen, die politischen Parteien von ihrem Konzept zu überzeugen. Diese fällen Entscheidungen, sei es in den Bezirksvertretungen, in den Ausschüssen oder im Stadtrat. Suchen Sie das Gespräch mit den Politikern und besuchen Sie die Sitzungen.“ Informationen und die Bitte zur Mitarbeit gab es neben dem Klimaschutzkonzept auch zum Mobilitätskonzept. Beide Konzepte werden gerade erarbeitet und sehen eine starke Beteiligung der Öffentlichkeit vor.

Ein weiterer Maßnahmen-Katalog betraf das Thema Fahrradmobilität, in dem die Meinungen etwas auseinander gingen. Die Klimaschützer zweifeln die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung aus 2017 an. Daraus liegen der Stadt Wegeprotokolle von 2254 Personen aus 1078 Haushalten vor (rund ein Prozent der Krefelder Bevölkerung), wodurch die Untersuchung statistisch gesichert und repräsentativ ist. In der Mobilitätsbefragung wurde nach zurückgelegten Wegen, genutzten Verkehrsmitteln und den Wegezwecken aller in dem Haushalt lebenden Personen gefragt. Im Ergebnis legten die Krefelder durchschnittlich drei Wege mit einer Länge von je 8,4 Kilometern zurück. Der durchschnittliche Weg mit dem Fahrrad beträgt 2,8 Kilometer, mit dem Auto hingegen 11,3 Kilometer. Die Aktivisten kamen bei eigenen, stundenweise an einzelnen Kreuzungen im Stadtgebiet durchgeführten Zählungen der Schüler, nur auf drei Prozent Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr.

„Als Sozialwissenschaftler kann ich Ihre Zählweise nicht akzeptieren. Die durchgeführte Mobilitätsbefragung zum werktäglichen Verkehrsverhalten aus 2017 ist wissenschaftlich vollkommen korrekt. Gleichwohl ist unbestritten, dass wir die Radwege-Sanierung vorantreiben müssen, hier gibt es viel aufzuarbeiten. Bezüglich Ihrer Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für den ÖPNV kann ich Ihnen sagen, dass die Stadtwerke aktuell verschiedene Ticket-Modelle beraten. Dabei haben sie auch ein Auge auf Bonn, wo es ein 365-Euro-Ticket bald geben soll, wenn auch nur für Neukunden“, sagte Frank Meyer.

Er sagte den Klimaschützern zu, die verschiedenen Maßnahmen in die zuständigen Abteilungen zu geben und sie über Ergebnisse auf dem Laufenden zu halten. Er informierte, dass am 21. Mai ein Antrag von FFF im Hauptausschuss des Stadtrats besprochen wird und lud die Aktivisten dazu zur Sitzung ab 16 Uhr im Seidenweberhaus ein. Weitere Möglichkeiten, sich einzubringen sind am 18. Mai die Ideen-Werkstatt zum Mobilitätskonzept, am 1. Juli und am 28. August öffentliche Veranstaltungen zum Klimaschutzkonzept sowie am 17. Oktober ein Workshop zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung im Klimaschutz.

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