(Foto: Amt für Umweltschutz)
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Mülheim. Untersuchungen mit Wildtierkameras: Waschbären in der Saarn-Mendener Ruhraue – Hinweise aus der Bevölkerung werden gerne entgegengenommen

Die zu den Kleinbären gehörenden Waschbären (Procyon lotor) haben auch Mülheim erobert. Die ursprünglich aus Nord- und Mittelamerika stammenden Raubtiere haben sich inzwischen auch in Europa verbreitet. Sie stammen zumeist aus Pelztierfarmen und Aussetzungen. Waschbären gehören, wie auch Nutria und Kanadagans, zu den gebietsfremden Arten und werden als sogenannte Neozoen („tierische Neubürger“) bezeichnet. Als Allesfresser und Kulturfolger waren sie in der Lage sich auch in Deutschland, entlang von Gewässern, in Parkanlagen und Gärten, erfolgreich anzusiedeln. Da Waschbären hier aufgrund ihrer ökologischen Anpassungen und dem Fehlen von natürlichen Feinden Beeinträchtigungen auf einheimische Tierarten ausüben, sind sie in Deutschland als etablierte invasive gebietsfremde Art eingestuft worden.

Probleme

Konflikte entstehen zumeist dadurch, dass auf der Speisekarte des Waschbären auch stark gefährdete Amphibienarten sowie Eier und Jungvögel von bedrohten Vogelarten stehen. An Gebäuden können die Tiere unter anderem Dämmmaterialien zerstören und starke Verschmutzungen verursachen. Weiterhin sind Waschbären auch Träger von Krankheiten, zum Beispiel von Staupe, die auch für Haustiere gefährlich werden können.

Maßnahmen

Um negative Auswirkungen auf die einheimischen Tierarten durch invasive gebietsfremde Arten zu verhindern, existieren unter anderem viele europäische und nationale rechtliche Regelungen. Dazu gehören die „EU Verordnung zu invasiven Arten“. Für etablierte invasive Arten wie den Waschbär gibt die Verordnung das Management vorhandener Bestände vor. Mit entsprechenden Maßnahmen sollen Bestände reduziert und in einem verträglichen Umfang gehalten werden. Die weitere Ausbreitung der Arten ist in jedem Fall zu unterbinden. In Frage kommende Maßnahmen zu den einzelnen Arten sind vom Bund in Management- und Maßnahmenblättern aufgestellt worden.

Waschbären in Mülheim

Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet hat im April 2019 festgestellt, dass die Brutaktivitäten der Mülheimer Graureiher-Kolonie an der Tongrube Rotkamp vollständig zum Erliegen gekommen sind. Da bekannt ist, dass Waschbären starke Verluste bei koloniebrütenden Vogelarten verursachen können, wurden Untersuchungen zum Vorkommen von Waschbären in der Saarn-Mendener Ruhraue vorgenommen.

Durch die Einrichtung von Wildtierkameras konnten ab Juni mindestens vier erwachsene Waschbären und drei Jungtiere in dem Bereich Tongrube Rotkamp, Ruhrstrand bis Kellermanns Loch nachgewiesen werden. Es ist davon auszugehen, dass weitere Waschbären vorhanden sind.

Weiteres Vorgehen

Da eine Beteiligung der Waschbären am Zusammenbruch der Graureiher-Brutkolonie sehr wahrscheinlich ist, müssen Maßnahmen zum Schutz der Kolonie umgesetzt werden. Um zu ermitteln, wie viele Waschbären sich in Mülheim aufhalten, werden die Untersuchungen mit Wildtierkameras fortgeführt. Hinweise aus der Bevölkerung zu Waschbären und deren Spuren werden gerne entgegengenommen. Aus dem Management- und Maßnahmenblatt zum Waschbären können zum Beispiel Schutzmanschetten an Bäumen angebracht werden, um das Plündern von Vogelnestern durch Waschbären zu verhindern. Waschbären, die sich in Privathaltung befinden, sind unter Verschluss zu halten und dürfen sich nicht fortpflanzen. Ob eine gezielte Bejagung der Art wie etwa in Duisburg nötig und möglich ist, wird zurzeit noch geprüft.

Die aktuelle Situation erfordert zumindest eine erhöhte Aufmerksamkeit und verantwortungsbewusstes Handeln. Nicht nur Graureiher, sondern auch die übrigen Vogelarten entlang der Ruhraue und in den Parkanlagen in Mülheim sind in Zukunft genau im Blick zu halten, um Bestandseinbrüche frühzeitig festzustellen.

Das Umweltamt bittet Hinweise auf Waschbären umgehend bei der Unteren Naturschutzbehörde oder der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet zu melden.

 

Weiterführende Informationen:

 

Kontakt:

Daniela Specht, Amt für Umweltschutz, Telefon: 455-7035
Gabriele Wegner, Amt für Umweltschutz, Telefon: 455-7020

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