Das LVR-HPZ Duisburg-Rheinhausen befindet sich in der Hochstraße 116 (Foto: LVR-HPH-Netz Niederrhein)
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Duisburg. Ein Rentner mit Langeweile? Eine Rentnerin, die mit ihrer Zeit nichts anzufangen weiß? Gibt’s nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn sie regelmäßig ins LVR-HPZ kommen. Immer diese Abkürzungen! LVR-HPZ, was ist das denn schon wieder? Ganz einfach: HPZ steht für Heilpädagogisches Zentrum, ist eine Einrichtung des Netzwerkes Heilpädagogischer Hilfen (HPH) des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) – und trotz des langen und nicht ganz einfachen Namens keine trockene bürokratische Angelegenheit, sondern ein Ort voller Leben und Vielfalt. Wie im LVR-HPZ in Rheinhausen, das in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert.

„Ein HPZ“, erklärt Leiterin Walburga Lindemann, „ist eine Tagesstätte für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, die nicht in einer Werkstatt beschäftigt sind.“ Zwei Drittel der Besucherinnen und Besucher an der Hochstraße in Rheinhausen sind Rentnerinnen und Rentner. Für sie gibt es eine breite Angebotspalette: Sport und Bewegung, Kreatives, Kulinarisches, Kultur und vieles mehr. Immer abgestimmt auf die Wünsche der Menschen. „Vier Mal im Jahr fragen wir die verschiedenen Interessen ab, daraus entsteht das Programm.“ Die Abfrage läuft über das gemeinsame Gespräch, wird aber auch in Leichter Sprache abgefasst und mit Piktogrammen, also kleinen Bildchen, dargestellt. Neben den regelmäßigen Angeboten gibt es auch Aktionen an den Wochenenden. In diesem Jahr standen unter anderem Bowling, Kino und ein Konzert mit Michael Wendler auf dem Programm. Kurz: „Es ist ein umfangreiches Beschäftigungs-, Bildungs- und Freizeitangebot zur individuellen Lebensgestaltung.“

Etwa ein Drittel der Besucherinnen und Besucher des LVR-HPZ in Rheinhausen sind jüngere Menschen. Solche, die aus den verschiedensten Gründen aktuell nicht in einer Werkstatt arbeiten können. Noch nicht können, „denn das Ziel ist immer die Aufnahme einer Beschäftigung in einer Werkstatt“, betont Walburga Lindemann. Diese Gruppe wird bis zum begleiteten Übergang in eine Werkstatt sehr intensiv unterstützt.

Gearbeitet wird unter anderem nach dem so genannten TEACCH-Programm. Die Abkürzung TEACCH kommt aus dem Englischen und steht übersetzt für „Behandlung und Förderung autistischer und ähnlich kommunikationsgestörter Kinder“. Die Methode, die auch für Erwachsene sinnvoll ist, setzt auf Grundprinzipien wie klare Strukturierung des Umfeldes, auf eine Politik der kleinen Schritte, sprich, auf Anforderungen, die der autistische Mensch auch wirklich bewältigen kann. TEACCH will den Menschen nicht verändern, sondern durch Gestaltung des Lern- und Lebensumfeldes die Probleme verringern. In Bereichen wie Kommunikation, Selbstständigkeit gerade auch im Alltag, soziales Verhalten und Freizeit.

Die Zusammenarbeit mit der benachbarten Werkstatt der Caritas Wohnen und Werkstätten Niederrhein (CWWN) sei eng, die Absprachen auch. „Hier geht es nicht darum, den Menschen den Unterschied zwischen Blau und Grün beizubringen, sprich, ihnen handwerkliche Fähigkeiten zu vermitteln.“ Dafür sei die Werkstatt da. Für das siebenköpfige Team im LVR-HPZ ist das Sozialverhalten ein Schwerpunkt der Arbeit. „Wie kann ich mich konzentrieren, halte ich den Lärm in einem großen Raum aus, wie verhalte ich mich angemessen“, nennt Walburga Lindemann Beispiele aus der Praxis. Jeder werde Schritt für Schritt auf den Alltag in der Werkstatt vorbereitet.

Wer einmal hinter die Kulissen der Einrichtung schauen möchte, sollte sich den 14. September im Kalender anstreichen. Denn im Rahmen eines Tages der Offenen Tür der CWWN öffnet auch das LVR-HPZ seine Türen. Es gibt kleine Führungen und jede Menge Infos und Mitmachaktionen. Und wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, ist ebenfalls an der richtigen Stelle. Es gibt bereits Menschen, die gerade im Freizeitbereich mitarbeiten, aber über weitere Freiwillige würden sich Walburga Lindemann und ihr Team sehr freuen. Weitere Infos: Walburga Lindemann, Tel. 0152 09317538, E-Mail walburga.lindemann@lvr.de

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