Altenpfleger Tobis Stoll kümmert sich liebevoll um Karin Kandler (Foto: Elke Krüger)
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Moers. „Ich besuche meinen Freundeskreis, so fühle ich mich hier“, sagt Karin Kandler, die seit Anfang März 2019 Gast in der Tagespflege Haus Mariengarten ist. Karin Kandler ist 82 Jahre alt, „im kommenden März werde ich 83“, und war bis zu ihrem Unfall zu Hause sehr aktiv und auch immer unterwegs. Aber seit März ist die Rentnerin nicht mehr so mobil. Sie lebt alleine in ihrer Wohnung in Moers-Kapellen; ihre drei Kinder leben weiter weg. „Meine Tochter aus Mülheim war es, die mich nach meinem Unfall zum Schnuppertag in der Tagespflege hier im Haus Mariengarten überredet hat“, erzählt die Rentnerin, „da gehe ich nicht hin, das sind nur Alte, hab ich gesagt, ich bin anders als die.“ Jetzt lacht sie darüber, denn die 3 Tage in der Woche, die sie hier mit den anderen Gästen im Haus Mariengarten verbringt, sind ihre schönsten Wochentage, gibt sie zu.

Alleine zu Hause hat sich Karin Kandler ziemlich einsam gefühlt. Die ehemalige Chefsekretärin, die aus Dortmund stammt und berufswegen an den Niederrhein gezogen ist, wo sie jetzt seit nunmehr 40 Jahren lebt, ist immer sehr aktiv gewesen. Nachdem sie zu Hause gestürzt ist, danach ihre Arme nicht mehr bewegen konnte und somit auch keine Hilfe holen konnte, ist ihre Mobilität sehr stark eingeschränkt. „Ich wollte die Rolläden im Schlafzimmer hochziehen, bin irgendwie gestürzt, lag auf dem Teppich im Schlafzimmer, das Telefon war im Wohnzimmer und ich konnte mich nicht dorthin bewegen“, berichtet Frau Kandler über ihren dramatischen Unfall, „meine Tochter hat mich mehrmals angerufen, jedoch nicht erreichen können. Da hat sie Polizei und Rettungsdienst angerufen, die mich dann ins Krankenhaus gebracht haben. Nach 6 Wochen Krankenhausaufenthalt ging es mir dann wieder besser und meine Arme, die nach dem Unfall wie gelähmt waren, kann ich auch wieder bewegen.“ Einen Rollator benötigt sich dennoch. Sie hat Pflegegrad 3 und wird an den Tagen, an denen sie nicht in der Tagepflege ist, vom Ambulanten Pflegedienst zu Hause unterstützt.

„Morgens, wenn die anderen Gäste und ich um 08:00 Uhr in die Tagespflege kommen, wird erst einmal zusammen gefrühstückt“, berichtet Karin Kandler, „danach wird aus der Tageszeitung vorgelesen. Wir langweilen uns niemals, es werden Gedächtnisspiele gemacht, Sitzgymnastik und auch kegeln steht auf dem Programm.“ Niemand muss irgendetwas mitmachen, „manche sitzen am liebsten in ihrem Sessel, machen die Augen zu und ruhen sich aus“, so die rüstige Rentnerin, „der leckere Kuchengeruch aus dem Backofen weckt aber fast jeden auf. Es wird jeden Tag gebacken.“ Besonders gerne hat Karin Kandler den Tobi. Tobias Stoll ist examinierter Altenpfleger, hat viel Freude an seinem Beruf und absoluter Liebling von Frau Kandler. „Mein einer Enkel heißt auch Tobi“, sagt sie. Da macht es auch nichts aus, dass Tobi die Partie „Vier gewinnt“ für sich entschieden hat.

Bis 16:00 Uhr sind die Gäste in der Tagespflege, dann werden sie entweder von ihren Familienangehörigen oder auch – wie Karin Kandler – mit dem Taxi abgeholt. „Unser ältester Tagesgast ist 97 Jahre alt“, berichtet Sonja Kuhnert, die Leiterin der Tages- und auch Kurzzeitpflege. „In der Regel haben wir immer mehr Frauen als Männer. Frauen sind eher bereit sich zu Hause um ihre Partner zu kümmern, wenn diese zum Beispiel demenzerkrankt sind.“  Voraussetzung einen Platz in der Tagespflege zu bekommen ist Pflegegrad 2.

„Besser geht nicht“, so das Resümee von Karin Kandler. „Für mich ist der schönste Tag im Haus Mariengarten der Freitag: da gibt es Fisch – und mein Sternzeichen ist auch Fisch“, lacht sie.

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