(Foto: Simon Bierwald)
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Duisburg. „Das Publikum soll nicht so viel erklärt bekommen, sondern mehr erleben“, sagt Regisseur Lukas Reiter während der Diskussion zu „HAMBI – Der Kampf um den Hambacher Wald“, dem Eröffnungsfilms der 43. Duisburger Filmwoche. Das Festival wurde am gestrigen Abend zusammen mit doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche #18 im filmforum Duisburg feierlich eröffnet.

Und es gibt gleich Gesprächsbedarf: Schon bei seiner Premiere wird der neue, vollbesetzte Diskussionssaal im Josephshaus Schauplatz eines engagierten Dialogs zwischen Filmemacher und Publikum. Der interessierte Austausch, den Alex Gerbaulet und Alejandro Bachmann aus der Festivalkommission leiten, wendet sich mehreren Facetten des Bildermachens sowie seiner politischen Relevanz und Haltung zu: Nachdem „HAMBI“ auf der Leinwand die portraitierten Aktivisten unter anderem beim Malen zeigt, geht es in der Diskussion um die verschiedenen Möglichkeiten filmischer Interventionen: Ereignissen eine Öffentlichkeit verleihen, eine Ästhetik des Widerstands prägen, eine Haltung artikulieren oder ein Thema anhand eines Protagonisten verhandeln – in diesem Fall der Hambacher Wald. „Man muss Bilder kreieren. Sonst bringt es nichts!“ sagt Reiter. Schon am Eröffnungsabend wurde über diese Bilder zugewandt, aber durchaus kontrovers diskutiert – ein vielversprechender Start für das Festival.

Während letzterer stellte Festivalleiterin Gudrun Sommer in ihrer Eröffnungsrede heraus, dass die Filmwoche ein Ort der künstlerischen und gesellschaftspolitischen Relevanz bleiben wird. Der Erwartung programmatischer Veränderung begegnet die neue Doppelspitze gelassen, denn „es spricht einiges dafür, dass es zur Zeit weniger an Variationen des Neuen mangelt, als an einer klugen Auseinandersetzung mit der Historie.“ Der Debatte über Dokumentarfilm größtmöglichen Raum zu geben, ist für Gudrun Sommer und Christian Koch weiterhin von zentraler Bedeutung: „Antiquiert erscheint uns nicht das Profil der Filmwoche, sondern die Tatsache, dass wir im Jahr 2019 noch immer über Diversität, Gendergerechtigkeit und die Produktionsbedingungen in der Filmkultur debattieren müssen.“ In dieser Hinsicht sei der Stadt Duisburg, die im April 2019 das Kernteam der Festivals erstmals angestellt und damit abgesichert hat, ein großer Schritt gelungen.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft Klaus Kaiser nahm Bezug auf das Motto der diesjährigen Filmwoche: „Wer erstickt, wo wir atmen?“ Dieses rege zum Innehalten, Stutzen und unwillkürlich zum Nachdenken an: „Die Interessen derer, die Bilder für uns aussuchen, formen unsere Wahrnehmung. Insofern bezieht der Dokumentarfilm politisch Position und ist unverzichtbarer Teil demokratischer Debattenkultur“, stellte Kaiser heraus. Sowohl der Filmwoche als auch doxs! gehe es um das gemeinsame Sehen im Kino, welches es ermögliche, Themen in ihrer Vielschichtigkeit erfassbar zu machen. Da die beiden Duisburger Festivals herausragender Schauplatz dieser kulturellen Praxis seien, sei das Land NRW gerne Unterstützer des Festivals.

Der Bürgermeister der Stadt Duisburg Erkan Kocalar hatte vor der offiziellen Eröffnung im filmforum die Gäste bereits in der Josephskirche zum Empfang der Stadt und der Volkshochschule willkommen geheißen. In seiner Eröffnungsrede würdigte er noch einmal die erfolgreiche Arbeit des früheren Festivalleiters Werner Ruižčka, der genauso wie seine Vorgängerin Angela Haardt zu den Besuchern der Veranstaltung zählte. Ferner bekräftigte Kocalar, dass die Stadt die dezidierte Einladung der neuen Festivalleitung an die Duisburgerinnen und Duisburger, die Filmwoche zu besuchen, sehr begrüße: „Mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort als Gesprächspartner kann der Dialog während des Festivals nur gewinnen.“ Die Stadt sei ein Überzeugter Unterstützer beider Festivals als „Umschlagplatz für Kultur und Sprache.“

Das Team der Duisburger Filmwoche und doxs! freut sich, dass es losgeht und auf die Gäste der Festivals.

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