Dr. Ljiljana Joksimovic, Chefärztin der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Klinik Viersen (Fogto: LVR)
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Viersen. Expertin der LVR-Klinik Viersen gibt Ratschläge – Sorgentelefon ist eingerichtet

„Das neue Coronavirus bedroht nicht nur die körperliche Gesundheit, es schlägt auch auf die seelische Befindlichkeit.“ Das sagt Dr. Ljiljana Joksimovic, Chefärztin der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Klinik Viersen.

Sie erklärt, dass der Umgang mit der Informationsflut über den bisher unbekannten Krankheitserreger zu psychischen Belastungsreaktionen führen. Weitere Faktoren seien hier Anpassungsanforderungen bezüglich häuslicher Isolation und der Arbeit von zu Hause und auch Unsicherheiten wegen der Auswirkungen der Pandemie auf unsere Wirtschaft. Reaktionen sind z.B. Angst vor Infektion und vor Kontakten mit Einrichtungen des Gesundheitswesens, Ängste, schwer zu erkranken und zu versterben, Existenzängste und Misstrauen gegenüber verordneten Maßnahmen. „Diese sind vor dem Hintergrund realer Gefahren zunächst als normalpsychologisch anzusehen“, sagt Dr. Ljiljana Joksimovic. Allerdings gehen Gesundheitswissenschaftlerinnen und

-wissenschaftler auf Basis der Erfahrungen über ähnliche Ereignisse in der Vergangenheit von einer Zunahme von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen in der Bevölkerung aus.

Jeder von uns kann aber einiges tun, dass es so weit nicht kommt. Es gibt bewährte Expertenempfehlungen, die es ermöglichen, in dieser Ausnahmesituation psychisch gesund zu bleiben. Dazu zählt z.B. die Aufrechterhaltung der Tagesstruktur, auch wenn die Abläufe in der neuen Situation anders als gewohnt sind. Der Nachrichtenkonsum sollte beschränkt werden. Wichtig ist es, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die einem wichtig sind, z.B. telefonisch oder via Video-Anruf. Von „Panikmachern“ sollte man sich hingegen fernhalten. „Außerdem gilt es“, so Joksimovic, „in Bewegung zu bleiben, sich gesund zu ernähren und die notwendige Verlangsamung des Alltags zu akzeptieren.“ Gefühle wie Trauer, Angst, Wut und Ärger sollen bewusst zugelassen werden, das Grübeln gilt es zu begrenzen. „Die Situation ist vorübergehend. Das muss man sich vor Augen führen“, erklärt die Chefärztin. Und sie fügt hinzu: „Sollten negative Gefühle dennoch Überhand nehmen, holen Sie sich professionelle Hilfe. Menschen, die ohnehin schon psychisch angeschlagen sind, sollen ihre Behandlung nach Möglichkeit während der Pandemie fortsetzen.“

 

INFO: Die LVR-Klinik Viersen hat ein Sorgentelefon eingerichtet für Menschen, die aufgrund der Corona-Krise Ängste oder psychische Probleme entwickeln. Es ist montags bis donnerstags zwischen 13 und 14 Uhr geschaltet (donnerstags auch in mehreren Sprachen: deutsch, englisch, französisch, russisch, türkisch, bosnisch, serbisch, kroatisch) und unter 02162/ 96-4925 erreichbar.

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