Geldpaket mit leeren Sparstrümpfen in Mülheim/Ruhr (Foto: Polizei)
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Mülheim. Die “falsche Oma” suchten sich Betrüger, die sich am Telefon als “Polizisten” ausgaben, am Donnerstagmittag (7. Mai) in Mülheim an der Ruhr aus. Gegen 14 Uhr rief ein Mann bei der Mülheimer Seniorin (77) an und behauptete, vom Einbruchsdezernat zu sein. Spannend und furchteinflößend berichtete er von gefährlichen Einbrechern, die gerade in der Nähe unterwegs seien. Offenbar wusste er nicht, dass die Familie der Dame ebenfalls in direkter Nachbarschaft wohnt und die aufmerksame Seniorin bereits erfahren im Umgang mit Betrügern ist. Obwohl der falsche Polizist ununterbrochen mit der alten Dame sprach, -denn nur so war er sicher, dass sie keine Hilfe rufen kann-, kam ihr die Familie zu Hilfe. Professionell und routiniert ging die Seniorin erneut geschickt auf die Fragen des Betrügers ein und erwähnte auch “rein zufällig”, dass sie viele tausend Euro sicher in ihrer Küche versteckt hält.

Wie die Polizisten später erfuhren, überführte die Dame in der Vergangenheit bereits zweimal erfolgreich Betrüger, die sich auf vermeintlich hilflose Senioren spezialisiert hatten! Bereits am 10. März 2020 wurde von ihr berichtet.

Beschützt von ihrem Enkel, der sofort den Polizeinotruf 110 verständigte, forderte der Betrüger die Seniorin auf, die Geldbündel aus dem Versteck zu holen und in einen Karton (Foto) zu packen. Den gefüllten Karton würden seine Kollegen, die (falschen) Polizisten gleich abholen und in Sicherheit bringen! Da die Mülheimerin tatsächlich aber keinen Geldschatz in der Wohnung versteckt hält, legte sie zur Tarnung ihre Strümpfe in den Karton. So schaffte sie es auch in diesem Fall, dass einer der Betrüger das bereitgestellte “Geldpaket” abholte und damit davon lief. Sicherlich doppelt überrascht wurde der “falsche Polizist”, als er statt der erhofften Geldbündel nur leere “Sparstrümpfe” und kurz darauf auch die verfolgenden Polizisten bemerkte. So wie ihn, überwältigen die Beamten auch einen weiteren Mittäter, der in der Nähe zur Unterstützung bereitstand.

Lediglich der Dritte im Bunde konnte als Fahrer mit dem Fluchtwagen, einen grauen VW-Golf mit Kennzeichen aus Hamm (HAM-OV…), noch einige hundert Meter bis zur Mannesmannallee flüchten. Unter Vorhalt der Dienstwaffen nahmen die Polizisten auch den letzten des Trios fest und setzten ihn kurz darauf gefesselt in den Streifenwagen. Ein auf der Rückbank bellender Hund beruhigte sich später und konnte von Feuerwehrbeamten ins Tierheim gebracht werden. Nach der Festnahme führte der Einsatzleiter der Mülheimer Polizisten zuerst ein ausgiebiges Gespräch mit der mutigen Seniorin und ihrer Familie.

Das KK 21 der Kriminalpolizei Essen hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Die drei kroatischen Festgenommenen (30, 32, 38), deren Hintermänner vermutlich aus dem Ausland agieren und auch anriefen, sind festgenommen und werden heute dem Haftrichter vorgeführt. Aus aktuellem Anlass warnt die Polizei die Bürger in Essen und Mülheim an der Ruhr vor sehr aktiven Betrügern. Fast zeitgleich hatten weitere Kriminelle telefonische Kontakte zu älteren Menschen. Nicht im jeden Fall erhielt die Polizei rechtzeitig Kenntnis, so dass es auch zu erheblichen Vermögensschäden kam. In jeder verdächtigen Situation empfiehlt die Polizei, Kontakte und Telefongespräche zu unterbrechen bzw. aufzulegen und eigenständig die 110 zu wählen. (ots)

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