(Foto: privat)
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Moers. Seit nunmehr 65 Jahren gibt es den kleinen Angelverein ASV Alt Moers, der seit jeher sein Vereinsgewässer im Moerser Schlosspark hat. In dieser langen Zeit gab es nie Probleme, oder gar Konflikte mit den derzeit rund 20 Vereinsmitgliedern im Schlosspark. Nach dem plötzlichen Tod des ersten Vorsitzenden im letzten Jahr, haben sich die Angler unter großen Mühen daran gemacht, den Angelverein am Leben zu halten und auf kleine, aber zukunftsfähige Füße zu stellen.

Nachdem dies endlich gelungen war, kam der herbe Rückschlag für die Angler in Form von lang ersehnten Pachtverhandlungen mit der Stadt Moers. Obwohl bisher nie eine einzige Beschwerde seitens der Stadtverwaltung an den Verein herangetragen wurde, oder jemals ein Gespräch zu möglichen Fehlverhalten seitens des Vereins mit der Stadt geführt worden war. Dennoch wurde die Verlängerung des Pachtverhältnisses an zwölf Einschränkungen gebunden, die den bisherigen Vereinsbetrieb stark einschränken, oder sogar ganz gefährden.

“Das hat uns kalt erwischt und führt bei uns zu vielen Fragen”, sagt Volker Benda, neuer erster Vorsitzender des Vereins. Ein halbes Jahr bereits hat man sich um eine Pachtverlängerung bemüht, ohne eine Aussage seitens der Stadt hierzu zu bekommen. “Erst nach schriftlicher Anfrage beim technischen Beigeordneten Herrn Kamp wurden wir dann kurzfristig eingeladen und bekamen die neuen Pachtauflagen präsentiert.” Nach der ersten Verhandlung und einigen Zugeständnissen durch den Verein, sind allerdings viele neue Fragen aufgeworfen worden, die es weiterhin gemeinsam zu klären gilt. Aber die ständig wechselnden Ansprechpartner und Zuständigkeiten in der Kommune, erschweren diesen Prozess bereits seit einem halben Jahr ungemein.

Erst auf erneuten Druck durch den Angelverein, ist kürzlich wieder etwas Bewegung in die Sache gekommen. So wurde bereits eine mehrstündige Begehung mit dem ASV Alt Moers und Vertretern der fürs Gewässer zuständigen LINEG, dem Grünflächenamt der Stadt Moers und Vertretern der ENNI durchgeführt, die der Absprache zum Umgang mit im Gewässer vorhandenen Totholz dienen sollte. Jedoch hat dies dazu geführt, dass weitere zahlreiche Einschränkungen der Fischerei dem Angelverein durch die LINEG auferlegt werden sollen. Das Fazit der LINEG wurde demnach im Protokoll so formuliert, dass diese generell keiner Angelfischerei in den ihr anvertrauten Gewässern befürworten könne, die Entscheidung jedoch letztendlich bei der Stadt Moers liege, da diese Verpächter des Gewässers sei.

“Ein bisschen Unverständnis unserseits sei auch dabei, so gibt es bisher keinen Anlass, der eine solche starke Einschränkung unseres Pachtverhältnisses und Vereinslebens rechtfertigen würde”, meint Volker Benda. “Im Gegenteil, wir erhalten sehr viel positives Feedback der Moerser Bürger, wenn wir im Schlosspark angeln. Es vergeht kaum ein Angeltag, an dem wir nicht nette Gespräche mit Spaziergängern führen, die sich bei uns zum Gewässer erkunden und ganz erstaunt sind, wie Artenreich der Schlossparkgraben ist. Ein hochbetagter Herr besucht uns regelmäßig im Park und zeigt uns stolz sein vergilbtes Kinderfoto aus den vierziger Jahren, auf dem er selber zu sehen ist, wie er einen kapitalen Hecht im Schlosspark gefangen hat.”

Doch dann schleichen sich Sorgenfalten auf das Gesicht, des neuen ersten Vorsitzenden des ASV Alt-Moers. Auf zahlreiche Nachfragen durch den ASV Alt Moers, hat die Stadt Moers in der ersten Verhandlung durchblicken lassen, dass wohl diese Einschränkungen im Pachtverhältnis des ASV Alt Moers aus einem anderen Grund enstehen. Und zwar solle die Wahrscheinlichkeit herabgesetzt werden, dass Kinder im Park mitbekommen könnten, wie Fische dem Gewässer entnommen werden und waidgerecht getötet werden, um diese dann zu essen. Eine vorliegende Beschwerde einer einzelnen Person bei der Verwaltung, soll hierfür nach Auffassung der Angler der Anlass sein.

“Aus Sicht des ASV Alt Moers ist es hier Pflicht der Kommune, dem Beschwerdeträger gegenüber klar Stellung zu beziehen und darauf zu verweisen, dass hier geltendes Landesfischereirecht zur Anwendung kommt und durchgesetzt wird. Zudem gehört es aus unserer Sicht zur elterlichen Erziehungsaufgabe den Kindern zu vermitteln, woher unsere tierischen Nahrungsmittel kommen und dass diese immer mit dem tierschutzgerechten Töten des Lebewesens zusammenhängen. Auch hier hat die Kommune aus unserer Sicht, eine aufklärerische Mitverantwortung dem Bürger gegenüber. Es kann nicht sein, dass auf Grund einer einzelnen Beschwerde in 65 Jahren Vereinsbetrieb, es dem Verein nahezu unmöglich gemacht wird, weiterhin zu bestehen”, stellt der erste Vorsitzende des ASV Alt Moers noch einmal deutlich heraus.

“Sollte die Stadt Moers auf einige der neuen Pachtbedingungen beharren, so ist das gewohnte Vereinsleben für unsere Mitglieder stark eingeschränkt und unser bereits sehr kleine Moerser Traditionsverein verliert zusätzlich an Attraktivität für neue Mitglieder. Das könnte das Aus für den ASV Alt-Moers, und für 65 Jahre Bemühungen in der Hege und Pflege des Schlossparkgewässers durch unseren Verein bedeuten. Dann war die Mühe, die wir in die Rettung des Vereines investiert haben und auch unser bürgerschaftliches Engagement für das Gewässer, völlig umsonst. Dann stirbt ein kleines Stück Moerser Arbeiter-Tradition, denn der Verein ist durchaus stark mit der Moerser Stadtgeschichte verwoben. So führt man doch den ehemaligen Bürgermeister Albin Neuse als Ehrenmitglied und auch Willi Mehrhoff (Café Mehrhoff) zählte zu den Gründungsmitgliedern.”

“Den Bemühungen der Vereinsgründer und auch der 65 jährigen Vereinsgeschichte gegenüber, tragen wir ein große Verantwortung und werden diese auch wahrnehmen”, stellt Volker Benda abschließend klar.

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