Rainer Tönnes, Dr. Markus Bradtke und Dr. Irmtrud Wojak erklären die Neunutzung der ehemaligen Trauerhalle Havkenscheid in Bochum (Foto: Lutz Leitmann/Stadt Bochum)
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Bochum. Fritz Bauer Forum in Bochum

Fritz Bauer war Jurist und Sozialdemokrat, leistete von Anfang an Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er überlebte das Konzentrationslager und Jahre des Exils, kämpfte für die Demokratie und das Völkerrecht. Als Generalstaatsanwalt setzte er sich für die Rechte der Holocaust-Überlebenden ein, brachte Auschwitz, die Verbrechen der Wehrmacht, der NS-Justiz und NS-Medizin vor Gericht. Dieses Engagement für Demokratie und Menschenrechte bekommt nun einen Ort.

Die Stadt Bochum übereignet der gemeinnützigen BUXUS STIFTUNG hierfür im Erbbaurecht ein faszinierendes, besonders geeignetes Gebäude und Grundstück: die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid mit dem dazugehörigen früheren städtischen Betriebshof. Das Forum existiert bereits digital (www.fritz-bauer-forum.de) und jetzt wird gebaut. Ab 2022 kann die Bibliothek in der ehemaligen Trauerhalle genutzt werden. Danach wird der Betriebshof für Workshops und Seminare, Film und Kunst, Diskussion und Veranstaltungen umgebaut. Räume für den offenen Dialog, ein Café und Garten runden das Fritz Bauer Forum ab.

„Der Ort eignet sich hervorragend“, so Dr. Irmtrud Wojak, Geschäftsführerin der BUXUS STIFTUNG und Gründerin des Fritz Bauer Forums, „weil die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid nicht an eine Religion gebunden war. Auch Fritz Bauer hat sich als glaubenslos bezeichnet.“

Die Stadt Bochum setzt mit der Übereignung ein Zeichen. „Gerade in Zeiten, wo die Demokratie und Freiheitsrechte vielerorts angefochten werden, der offene Antisemitismus und Antiislamismus zunehmen und Rechtsradikale sich vordrängen, ist ein Handeln nötig, dass sich an den Menschenrechten orientiert“, so Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke.

Entstanden ohne alle religiösen Symbole, ist die ehemalige Trauerhalle Havkenscheid ein Zeichen für die Aussicht von Dialog und für den Frieden. Der Entwurf der Halle im Architekturstil des Brutalismus stammt vom Bochumer Stadtbaumeister Ferdinand Keilmann (1907-1979). Er wurde 1932 Mitglied der NSDAP und war an der Planung für den Südbahnhof von Hitlers „Germania“ beteiligt. Nach 1945 durchlief Keilmann das Entnazifizierungsverfahren zweimal, danach wurde er ins Bochumer Hochbauamt berufen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Fritz Bauer und erklärte: „Demokratie verlangt Wachheit. Und sie erlaubt keinen Rückzug, sie will Einmischung, um ihretwillen, nicht um der Empörung willen. Diese Haltung hätte Fritz Bauer sich von uns gewünscht – nein, er hätte sie erwartet!“

 

Videolink: https://www.youtube.com/watch?v=qNDV2AR6X7o

Webseite mit Simulationen vom geplanten Umbau: https://www.fritz-bauer-network.de

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