Dennis Radtke MdEP im Gespräch mit Vertretern des Flughafen-Managements (v.l.n.r.): Fabian Zachel (Leiter Public Affairs), Dennis Radtke MdEP (CDU), Peter Nengelten (Airport Nachbarschaftsbüro) (Foto: Julian Kendziora)
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Düsseldorf/Rhein-Ruhr. Dennis Radtke am Flughafen Düsseldorf

Für Dennis Radtke, CDU-Europaabgeordneter, war das Chaos an den deutschen und europäischen Flughäfen vorhersehbar. Dass die Passagiere mehrere Stunden vor Abflug am Airport sein müssen, ihre Koffer am Zielort erst nach Wochen zugestellt bekommen oder gar ihre Flüge verpassen, hat für den Sozialexperten im Europaparlament viel mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Nach einem Besuch am Flughafen Düsseldorf zeigt sich der CDU-Politiker entsetzt über die herrschenden Arbeitsbedingungen bei den an den Flughäfen tätigen Fremdunternehmen: „Neueinstellungen erfolgen ausschließlich in Teilzeit. Arbeitnehmer, die in Autos übernachten, weil sie kein Geld mehr für Benzin haben, erinnern mich eher an chinesische Wanderarbeiter, als an das Geburtsland der Sozialen Marktwirtschaft.“

Radtke sagte in Düsseldorf: „Die zuständigen Sicherheitsorgane des Bundes haben völlig versagt. Sicherheitskontrollen an den Flughäfen sind eine hoheitliche Aufgabe. Sie sorgen für die Sicherheit aller Fluggäste und tragen auch zum Terrorschutz bei.“ Es sei eine absolute Mogelpackung, wenn die Bundespolizei versuche, mit dem Einsatz von sogenannten Teilbeliehenen (keine qualifizierten Sicherheitskräfte) in der Fluggastkontrolle die Lücken zu stopfen.

Hier dürften Bundesregierung und vor allem Bundesinnenministerin Nancy Faeser nicht länger wegsehen, wenn es um die Sicherheit geht. „Die Bundesinnenministerin muss endlich sicherstellen, dass bei der Vergabe von Diensten an Fremdunternehmen zumindest gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten sichergestellt werden.“

Vor Beginn eines neuen Reisewochenendes sprach der nordrhein-westfälische Europaabgeordnete mit Vertretern der Geschäftsführung und Betriebsräten am Flughafen Düsseldorf und machte sich durch einen Blick hinter die Kulissen ein Bild über die aktuelle Lage. Erschreckend sei, dass mittlerweile 100 Beschäftigte des Dienstleisters DSW am Flughafen Düsseldorf arbeitsschutzrechtliche Überlastungs- und Gefährdungsanzeigen bei den Arbeitgebern eingereicht hätten, sagte Radtke. „Das sind nicht hinnehmbare Zustände.“

Der sozialpolitischen Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament hat vor zwei Wochen die Europäische Kommission mit einem Fragenkatalog aufgefordert, durch feste Regelungen dringend für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. „Es kann doch nicht sein, dass nicht nur Flüge gestrichen werden, sondern die Lufthansa tausende Flüge ohne Passagiere von Flughafen zu Flughafen fliegen lässt, um dem Chaos halbwegs zu entkommen“, beklagt Radtke die aktuelle Situation. Fehlkalkulation bei Bundespolizei und Sicherheitsunternehmen hätten zu dieser Planlosigkeit geführt.

„Die Defizite bei Airlines und Flughäfen sind an vielen Stellen das Ergebnis eines ruinösen Wettbewerbs nach unten“, beklagt Radtke die Zustände. Der Trend zu Billigflügen habe dafür gesorgt, dass immer weniger Menschen für ihre Arbeit fair bezahlt würden. Radtke: „Deshalb haben sich viele Arbeitskräfte in den letzten Jahren neue Jobs in anderen Branchen gesucht.“ Ob die Entscheidung richtig war, die Luftsicherheit in die Hände von gewinnorientierten Sicherheitsunternehmen zu legen sei daher mindestens zu hinterfragen, so Radtke weiter. Er wolle sichergestellt wissen, dass die Menschen wieder in ihren wohlverdienten Urlaub fliegen könnten und die notwendigen Businessflüge durchgeführt werden. Daher sei es notwendig, dass die Fluggesellschaften und Flughäfen dringend ihre Sozialstandards verbessern und qualifiziertes Personal zu fairen Löhnen anstellen. Radtke: „Sonst gelingt es nicht, dieses Chaos endlich zu beheben.“

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