v.l. Bürgermeister Bernd Jansen, Sozialamtsleiterin und die Integrationsbeauftrage der Stadt Hückelhoven Andrea Kardis, Birgit Fluhr-Leithoff (Gymnasium Hückelhoven und Sprecherin Interkultureller Arbeitskreis), Schirmherr Landrat Stephan Pusch sowie Bruno Bürger (Vorsitzender Eine Welt Laden Hückelhoven) (Foto: Romulus Timar)
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Hückelhoven. Die diesjährige Interkulturelle Woche steht erneut unter dem Motto #offengeht. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine scheint dieses Motto nur schwer vorstellbar zu sein. Eine zunehmende Militarisierung der Politik, enorme Summe für Rüstungsgüter, ein erstarkender Nationalismus – diese Entwicklung widerspricht doch eher der Vision einer offenen Gesellschaft. Und dennoch halten wir es für wichtig, erneut für ein interkulturelles Miteinander auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung einzutreten als unverzichtbarem Schritt hin zu einer friedlichen Gemeinschaft.

Dies spiegelt sich im recht umfangreichen und vielseitigen Programm wider, in dem der ukrainischen Kultur in verschiedenen Beiträgen besondere Beachtung gilt.

So gibt es beim Kulturabend, einer gemeinsamen Veranstaltung von Anton-Heinen-Volkshochschule, Kommunalem Integrationszentrum und der Jugendmusikschule Heinsberg am Mittwoch, dem 28.09. ein Jazzkonzert mit der ukrainischen Jazzsängerin Tamara Lukasheva.

Am Samstag, den 01.10. wird es eine Veranstaltung mit dem deutsch-ukrainischen Dichter Dmitrij Kapitelman geben, der aus seinem neuen Roman Eine Formalie in Kiew lesen wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das zehnjährige Jubiläum, das wir in diesem Jahr im Kreis Heinsberg mit der Interkulturellen Woche begehen, und zwar mit der Auftaktveranstaltung im Gymnasium Hückelhoven. Die Schule hat sich von Anfang jedes Jahr an der Ausrichtung der Interkulturellen Woche beteiligt und wird in ihrer Veranstaltung auch einen Rückblick auf diese Zeit geben. Gerade als Schule ohne Rassismus sieht sich das Gymnasium in besonderer Weise den Leitgedanken der Interkulturellen Woche verpflichtet. Die Stadt Hückelhoven wird als Schulträger dieses Ereignis mit einem Empfang im Anschluss an die Veranstaltung würdigen.

Die Interkulturelle Woche selbst geht auf eine Initiative der drei großen christlichen Kirchen im Jahr 1975 zurück. Man beging damals den Tag des ausländischen Mitbürgers. Nach verschiedenen Bezeichnungen findet nun seit 1991 Ende September bundesweit die Interkulturelle Woche statt.

Besonders erwähnenswert ist weiterhin das Kulturprojekt Engel der Kulturen (s. Anlage). Mit der Bodenintarsie, die durch das Künstlerpaar, Frau Dietrich und Herr Merten, gestaltet wurde, werden die drei großen monotheistischen Religionen, das Judentum, das Christentum und der Islam, zusammengebracht und in der zentralen Figur des Engels mit ihrem Anliegen, der Friedensstiftung, verdeutlicht. Die Verlegung ist in ein größeres Projekt eingebunden, das am Donnerstag, den 29.09. am Hartlepooler Platz startet und danach an drei weiteren Stationen in Hückelhoven Halt macht. Dort werden verschiedene Gruppen sich mit einer Aktion beteiligen, die für das Miteinander und die kulturelle Identität steht. So werden der Friedrichplatz, der Schalompark und die Grundschule An der Burg aufgesucht. Auf dem Weg wird ein großes Rad mit den Konturen des Engels gerollt, es dient als Schablone für einen Sandengel, der temporär sichtbar sein wird, bevor er verweht.

Schlusspunkt wird dann wieder der Hartlepooler Platz sein, wo es in der Nähe des Sterns auf dem Zugang zum Rathaus zur Verlegung der Bodenintarsie kommt. Initiative und Gestaltung dieses Projekts wurden im interreligiösen Arbeitskreis mit Vertreterinnen und Vertretern der christlichen Kirchen und der DITIB ausgearbeitet, die Realisierung konnte aber nur mit Hilfe einer umfangreichen Unterstützung durch die Stadt Hückelhoven geleistet werden.

Der Tag klingt aus mit dem Kulturfest des Eine-Welt-Ladens in Hückelhoven, das ganz im Zeichen von Frieden und Verständigung stehen und dies in Texten und Liedern zum Mitsingen zeigen wird.

Mit diesem Schwerpunkt wird sich auch am Freitag, den 30.09. die Aktion der Begegnung am Friedensbaum auf dem Hartlepooler Platz in Hückelhoven befassen, zu der wieder die Frauengemeinschaft St. Lambertus und der Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Heinsberg einladen.

Ebenfalls im Zeichen der interreligiösen Verständigung steht eine Fahrradtour, die in dieser Form erstmals am Samstag, den 01.10. stattfinden wird. Sie führt von Heinsberg nach Wegberg zur DITIB-Moschee und zum Standort der ehemaligen Synagoge. Sie endet auch wieder in Heinsberg, und zwar an der evangelischen Kirche. An allen Stationen gibt es genauere Informationen und es besteht die Gelegenheit zum Gespräch.

Dem Friedensgedanken Raum und Stimme geben ist auch Thema einer Veranstaltung am Dienstag, den 27.09. unter dem Titel Frieden und Sicherheit mit mehr Waffen? „Sicherheit neu denken“ – ein ziviles Szenario für Deutschland. Stefanie Intveen von der GFG-VK ist Referentin für diesen Abend, die sich im Rahmen der Friedensbewegung intensiv mit der Konfliktlage in Russland, der Ukraine und Belarus beschäftigt hat.

Die Journalistin Angela Krumpen erinnert in ihrem Vortrag an Jerzy Gross. Er überlebte das berüchtigte Lager Plaszow nahe Krakau, weil er auf Schindlers Liste stand. Zusammen mit der jungen Musikerin Judith und Angela Krumpen begibt er sich als alter Mann auf die Spuren seiner Geschichte, die eindringliche Mahnung ist und darauf verweist, wozu Hass und Menschenfeindlichkeit führen können.

Ein interkultureller Höhepunkt findet zum Ausklang der Interkulturellen Woche in der evangelischen Kirche Heinsberg am Sonntag, den 02.10. statt, ein Konzert mit Klezmer und Tangomusik der Gruppe TOVTE.

Begleitet werden diese Veranstaltungen von etlichen Beiträgen in einem kleineren Rahmen, dem gemeinsamen Kochen am Dienstag, den 27.09., dem antirassistischen Fußballturnier am Mittwoch, dem 28.09. in Geilenkirchen, einem Herbstfest im KAI des DRK in Hückelhoven ebenfalls am Mittwoch, dem 28.09. und dem traditionellen Tag der offenen Moschee am 03.10., an dem sich die beiden Moscheegemeinden in Hückelhoven wieder beteiligen.

Den Gesamtüberblick mit Hinweisen zu den Veranstaltungen kann man wieder dem Programmheft entnehmen.

Dieses umfangreiche Programm lässt sich nur mithilfe vieler Akteure verwirklichen, die sich einbringen. An der Mitarbeit im Interkulturellen Arbeitskreis, der jedes Jahr die interkulturelle Woche vorbereitet, sind ca. 40 Mitwirkende beteiligt.

Möglich ist dieses breite Programm vor allem auch aufgrund der umfangreichen finanziellen Ausstattung, die in diesem Jahr wieder durch die Stadt Hückelhoven, den Kreis Heinsberg und dem Landes- und Förderprogramm NRWeltoffen geleistet wird.

Aber auch ideell erfährt die Interkulturelle Woche eine große Unterstützung durch die Schirmherrschaft des Landrates Stephan Pusch und das Engagement der Stadt Hückelhoven mit Bürgermeister Bernd Jansen.

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