Kuriose Beschilderung an den Eingängen zum Essener Hauptbahnhof (Foto: Nichtraucherschutzverband Deutschland)
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Essen. Rainer Nickel vom Nichtraucherschutzverband Deutschland e. V. (NRSV) fordert von der Deutschen Bahn endlich Klarheit bei der Beschilderung und Umsetzung eines wirksamen Nichtraucherschutzes im Essener Hauptbahnhof.

Seit einigen Jahren hängen auf deutschen Bahnhöfen gelbe Schilder mit der Aufschrift „Rauchfreier Bahnhof“. Mit der Realität hat das wenig zu tun. So gibt es auf vielen Bahnsteigen Raucherbereiche, die eine gewisse Orientierung geben, wo mit Zigarettenqualm und Dampf zu rechnen ist. Wo es keine ausgewiesenen Raucherbereiche gibt, wird meist trotzdem auf der gesamten Länge des Bahnsteigs geraucht.

Dazu erklärt der Nichtraucherschutzverband Deutschland in einer Pressemeldung: „Wer als einer von 139.000 Kunden der Deutschen Bahn am Essener Hauptbahnhof seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen will, hat drei Möglichkeiten: Entweder er sucht eine andere Stelle auf dem Bahnsteig auf, was einer ständigen Flucht vor dem unangenehmen und gesundheitsschädlichen Qualm gleichkommt, oder er weist den Raucher auf das Rauchverbot hin und riskiert damit eine körperliche Auseinandersetzung, oder er ruft die DB Sicherheit und bittet um Hilfe; bis diese eintrifft, ist der Zug im wahrsten Sinne des Wortes aber schon oft abgefahren.“

Vielfach wurde dem NRSV von Bahnreisenden berichtet, dass die gekennzeichneten Raucherzonen systematisch ignoriert werden. Zigarettenkippen werden achtlos auf den Bahnsteig oder ins Gleisbett geworfen, wo sie weiter qualmen und die Luft verpesten. Die Mitarbeiter der DB Sicherheit sehen tatenlos zu und greifen auch nach mehrmaligem Anrufen nicht ein.

Wie halbherzig mit dem Thema Nichtraucherschutz umgegangen wird, zeigen die bereits am Eingang aufgestellten Aschenbecher und die dazugehörigen blauen Schilder mit der Aufschrift „Raucherbereich“, denn diese sind nichts anderes als eine Einladung zum Rauchen, mit der Folge, dass alle Reisenden beim Betreten und Verlassen des Bahnhofs durch eine stinkende Qualmwolke gehen müssen.

Seit 2020 ringt der NRSV mit den Verantwortlichen der DB Station & Service AG um eine Lösung – ohne Erfolg. Eine Verlegung der Aschenbecher an den Eingängen wurde mit der Begründung abgelehnt, man wolle die Raucher nicht zum „Verweilen“ animieren, sondern zur „ordnungsgemäßen Entsorgung“ ihrer Zigarettenstummel. Das Gegenteil ist der Fall. Bei Gesprächen in den Jahren 2021 und 2022 über eine bessere Kontrolle des Rauchverbots auf den Bahnsteigen wurde Besserung gelobt. Passiert ist bis heute nichts. Stattdessen sind die Verantwortlichen auf Tauchstation gegangen.

Offensichtlich haben nach Ansicht des NRSV die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn resigniert – zu Lasten der täglich 139.000 Fahrgäste und der Umwelt. Die Attraktivität des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs hängt nicht zuletzt vom Komfort und dem Sicherheitsgefühl der Fahrgäste an den Haltestellen ab. Wer den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV erreichen will, muss sich daher mit diesen Themen ebenso auseinandersetzen wie mit Fahrpreisen oder Taktzeiten. Niemand sollte seine Gesundheit durch Passivrauchen oder aggressives Verhalten von Rauchern gefährden müssen.

„Die Verweigerungshaltung der Deutschen Bahn beim Nichtraucherschutz ist eines modernen Unternehmens, das sich gerne Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung auf die Fahnen schreibt, nicht würdig“, sagt Rainer Nickel vom NRSV und fordert von der Deutschen Bahn:

  1. die Aschenbecher aus den Eingangsbereichen zu entfernen und diese als rauchfreie Zonen zu kennzeichnen.
  2. ein Bußgeld von 100 Euro für das Rauchen außerhalb von Raucherzonen und das Wegwerfen von Zigarettenkippen auszusprechen und umzusetzen.

Der Nichtraucherschutzverband Deutschland e.V. (NRSV) ist ein gemeinnütziger, überparteilicher und bundesweit tätiger Verein, der sich sowohl als Interessenvertretung der Nichtraucher als auch als politische Lobbyorganisation für eine wirksame Tabakprävention versteht. Ziel des Vereins ist ein konsequenter Nichtraucherschutz sowie eine wissenschaftsbasierte und menschenrechtsorientierte Tabakkontrollpolitik. So setzt sich der NRSV zum Beispiel dafür ein, dass alle Wartebereiche öffentlicher Verkehrsmittel als rauchfreie Zonen in das Bundesnichtraucherschutzgesetz aufgenommen werden.

In Deutschland sterben jährlich rund 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens (14 % aller Todesfälle in Deutschland!), davon mehrere Tausend durch Passivrauchen. Alle vier Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Jedes weitere Jahr, in dem notwendige Tabakkontrollmaßnahmen (wie z.B. ein konsequenter Nichtraucherschutz) verzögert werden, kostet Tausende von Menschenleben.

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