v.l.n.r. Dr. Günter Krings, Andrea Prochaska und Bernhard Stein (Foto: Marie Uttich)
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Mönchengladbach. Die Versorgungslage mit Arzneimitteln hat sich in Deutschland in den letzten Monaten massiv verschlechtert. Bestimmte Fiebersäfte, Antibiotika, Insulin oder Krebsmedikamente sind zurzeit kaum noch erhältlich oder komplett vergriffen. Viele Patientinnen und Patienten, insbesondere Kinder können so nicht mehr angemessen versorgt werden. Auch die Apotheken vor Ort stellt diese Mangellage vor erhebliche Belastungen und frustriert viele Mitarbeiter.

Bei einem Besuch in der Sonnen-Apotheke in Mönchengladbach-Waldhausen auf Einladung der Inhaberin Andrea Prochaska hat sich der Mönchengladbacher Bundestagsabgeordnete Dr. Günter Krings ein Bild von der Situation gemacht. “Schon die Corona-Pandemie hatte die Versorgungslage deutlich erschwert. Größere Probleme bestehen aber seit etwa einem Jahr. Nach monatelanger Leugnung des Problems von Seiten der Bundesregierung, herrscht jetzt dringendster Handlungsbedarf,” so Krings.

Medikamente, die nicht in der verordneten Dosierung oder gar nicht verfügbar sind, Patientinnen und Patienten, die vertröstet werden müssen und Apothekerinnen und Apotheker, die aufgrund der aktuellen Gesetzeslage, hohem Bürokratieaufwand und dünner Personaldecke den Menschen nicht mehr gerecht werden können, bestimmen inzwischen auch den Alltag von Frau Prochaska und ihrem Team. Günter Krings betont: “Wenn Apothekerinnen und Apotheker jeden Tag versuchen müssen, auf komplizierten Wegen Medikamente zu besorgen und sie viele Stunden am Telefon damit verbringen, die bestmögliche Lösung für die Patientinnen und Patienten zu ermöglichen, ist das eine unzumutbare Situation.”

Eine Ursache für Lieferengpässe ist die Produktionsverlagerung und -konzentration vieler Arzneimittel oder von deren Grundstoffen in asiatische Länder mit der Folge, dass Deutschland seinen Status als “Apotheke der Welt” schon länger verloren hat. Durch diese Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte ist eine Abhängigkeit entstanden, die wir nun merklich spüren. Darüber hinaus seien die bestehenden und neu abgeschlossenen Rabattverträge zwischen den Krankenkassen und Pharmaherstellern als weiterer Grund zu nennen und müssten überprüft werden, betonte Andrea Prochaska.

Bereits im Januar hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen eigenen Antrag in den Bundestag eingebracht, um die Situation für alle Beteiligten zu verbessern. Doch erst im April hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit einem eigenen Gesetzesentwurf reagiert und damit die Medikamentenknappheit eingeräumt. “Dass eine Bundesregierung es so lange hinnimmt, dass selbst Krebspatienten oder Kinder unversorgt bleiben, ist für mich absolut unverständlich. So wie aus Deutschland in der Corona-Pandemie auch andere Länder Europas mit Impfstoffen versorgt wurden, so muss die Bundesregierung jetzt auch kurzfristig bei der Medikamentenverteilung eine europäische Solidarität einfordern. Apothekerinnen und Apotheker müssen ferner bessere Möglichkeiten erhalten, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse bei der Herstellung von Arzneimitteln für die Versorgungssicherheit nutzen zu können. Und längerfristig müssen wir wieder Medikamentenproduktion nach Deutschland und in die EU zurückholen”, so der Bundestagabgeordnete weiter.

Die Zahl der Apotheken ist deutschlandweit in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen. “Sorgen macht mir hier auch eine überbordende Bürokratie, der die Apotheken ausgesetzt sind. Wenn es den Apothekern so erschwert wird ihrem eigentlichen Beruf nachzugehen, ist die Medikamentenversorgung der Menschen vor Ort in Gefahr”, so Krings abschließend.

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