Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms helfen Johanniter-Partner mit dringend benötigten Hilfsgütern (Foto: ELEOS / © Johanniter Unfall Hilfe e.V.)
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Berlin/Tönisvorst/Rhein-Ruhr. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms kümmert sich das Gesundheitshilfswerk action medeor aus Tönisvorst mit Medikamenten und Booten um die Menschen in der Region Cherson, die von den ansteigenden Fluten bedroht ist. Um die dringend benötigten Hilfsgüter zu den Betroffenen zu bringen, kooperiert die „Notapotheke der Welt“ dazu mit mehreren lokalen Organisationen vor Ort. „Die Hilfsmaßnahmen laufen nicht nur unter Hochwasser-, sondern auch unter Kriegsbedingungen, also zum Teil auch unter Beschuss“, berichtet Markus Bremers, Pressesprecher von action medeor. Derzeit werden Schlauchboote genutzt, um die Menschen in Sicherheit zu bringen und zu versorgen. „Aber wir brauchen noch mehr“, sagt Bremers, „vor allem motorisierte Boote, die auch starken Strömungen trotzen. Die werden jetzt kurzfristig beschafft.“

Die Menschen in den überfluteten Gebieten fliehen indessen mit nur wenigen Habseligkeiten. „Viele haben nichts mehr, wir müssen ihnen nun mit dem Nötigsten helfen: Kleidung, Nahrung, Unterkunft, Hygiene, Medizin“, schildert Bremers. Außerdem würden Schwimmwesten und Mittel gegen Zecken und Mücken nun vermehrt benötigt.

Vor allem die Trinkwasserversorgung in den Regionen um Cherson und Mykolajiw macht den Helfern momentan große Sorgen. „Die Infrastruktur war vorher schon kriegsbedingt beschädigt, durch die Zerstörung des Staudamms und die Überschwemmungen erwarten wir deutlich größere Versorgungsprobleme“, berichtet Bremers. „Wenn die Menschen kein sauberes Wasser mehr haben, können wir nicht ausschließen, dass sich in der Folge auch Krankheiten wie Cholera ausbreiten. Darauf bereiten wir uns nun vor.“


Wer die Arbeit von action medeor unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun. Wer online unter www.medeor.de spendet, kann dort auch seine Adresse für eine Spendenquittung hinterlassen. Klassisch geht es über IBAN DE78320500000000009993 bei der Sparkasse Krefeld, Spendenstichwort: „Nothilfe weltweit“.


Hilfsgüter im Wert von 200.000 Euro wurden für Menschen in den eingeschlossenen Dörfern nördlich von Cherson beschafft

Auch vier Tage nach der Zerstörung fließt weiter Wasser aus dem Kachowka-Staudamm. Über 600 Quadratkilometer der Cherson-Region stehen bereits unter Wasser. Das gesamte Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar, hundertausende könnten in den nächsten Wochen an Wasserknappheit leiden. Auch nördlich von Cherson Stadt, in der Region Chernobraivka, sind Dörfer von Wasser eingeschlossen und für Hilfsorganisationen schwer zugänglich. Mit Booten erreichten die Mitarbeitenden der Johanniter-Partnerorganisation NEW DAWN gestern die abgelegenen Dörfer.

An Bord hatten sie Trinkwasser und Wasserfilter, mit denen täglich 1200 Liter Wasser gereinigt werden können. Auf dem Rückweg nahmen sie Menschen und Tiere mit, um sie in sicherere Gebiete zu bringen. “Boote sind in den Dörfern nicht vorhanden und viele Bewohner können nicht schwimmen”, berichtet Philipp Francke, Koordinator bei NEW DAWN.

Auch die Johanniter-Partnerorganisation ELEOS hilft bei der Evakuierung. Insgesamt sind von beiden Organisationen bereits neun Boote im Einsatz, die auf dem Hinweg Hilfsgüter in die Dörfer und auf dem Rückweg Menschen in Sicherheit bringen. “Die Spendenbereitschaft der ukrainischen Bevölkerung ist enorm. Wir bekommen so viele Sachen gespendet, dass wir ein Verteilzentrum einrichten mussten, in das jetzt täglich LKWs von Odessa aus Hilfsgüter nach Cherson bringen. Von hier aus werden die Güter dann mit Booten verteilt”, beschreibt Francke die Situation.

Erschwert werden die Hilfsmaßnahmen durch die schwierige Sicherheitslage. “Es kam in unserer Projektregion gestern zu heftigem Beschuss. Unsere Mitarbeitenden konnten sich gerade noch in Sicherheit bringen”, erklärt der gebürtige Hamburger Philipp Francke.

200.000 Euro für Soforthilfe bereitgestellt

Zusätzlich zu den Spenden der Bevölkerung beschaffen NEW DAWN und ELEOS mit Geldern der Johanniter bis zu 1000 Wasserfilter, 1000 Hygiene-Kits, Kleidung, Schwimmwesten, Medikamente, Matratzen, Feldbetten und rund 100.000 Liter Trinkwasser. Insgesamt stellen die Johanniter für die Soforthilfe nach der Flutkatastrophe vorerst 200.000 Euro bereit.

Darin enthalten ist ein signifikanter Beitrag der BayWa Stiftung. Bereits seit Beginn des Krieges unterstützen die Stiftung und die BayWa AG die Johanniter mit Logistik sowie Großspenden. “Wir sind sehr dankbar für diese großartige Kooperation”, freut sich Susanne Wesemann, Leiterin der Johanniter-Auslandshilfe.

Die Johanniter in der Ukraine

Die Johanniter sind seit Kriegsbeginn in der Ukraine tätig. Sie helfen Geflüchteten, Vertriebenen, Gebliebenen und Rückkehrern in verschiedenen Regionen der Ukraine. So werden gemeinsam mit den Partnern in 100 Städten und Dörfern landesweit monatlich rund 30.000 Menschen mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln unterstützt.


Für die Nothilfe in den Überflutungsgebieten rufen die Johanniter die Bevölkerung zu Spenden auf

Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Stichwort: “Ukraine”
IBAN: DE94 3702 0500 0433 0433 00 (Bank für Sozialwirtschaft)

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