(Foto: privat)
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Kreis Kleve/Geldern. Der Arbeitskreis Jugend und Bildung der CDU-Kreistagsfraktion Kleve besuchte gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Charlotte Quik die Kinderschutzambulanz im St. Clemens Hospital in Geldern. Bessere Vernetzung der Akteure sowie eine auskömmliche Finanzierung standen im Mittelpunkt

Verbrüht, verbrannt, verprügelt, gedemütigt, sexuell missbraucht – die Diagnosen der Ärztinnen und Ärzte der Kinderschutzambulanz sind schrecklich, die Bilddokumentationen anzusehen nur schwer erträglich. Umso wichtiger war der Besuch von Mitgliedern der CDU-Kreistagsfraktion vor Ort und das informative Gespräch mit der Leiterin der Kinderschutzambulanz Dr. Katharina Ketteler und Oberärztin Susanne Schade, die ihre Arbeit vorstellten. Im Mittelpunkt stand der dringende Wunsch nach besserer Vernetzung aller Akteure bei Jugendämtern, Kitas, Schulen, aber auch Polizeidienststellen sowie einer Basisfinanzierung der Kinderschutzambulanzen. „Kinderschutz ist kein Hobby“, sagte Ketteler. Das sechsköpfige Team kümmert sich sieben Tage in der Woche rund um die Uhr um kleine Patientinnen und Patienten, die den verschiedensten Formen der Kindeswohlgefährdung ausgesetzt sind. Ca. die Hälfte ihrer Fälle, so die Pädiaterin, mache dabei aktuell sexuelle Gewalt aus.

Die Kinderschutzambulanz am Gelderner St. Clemens Hospital existiert seit Anfang 2019. Untersucht und dokumentiert werden zwischen 150 und 200 Fälle von Gewalt gegen Schutzbefohlene pro Jahr. Es geht aber auch um Prävention. Die Gelderner Mediziner bieten eine Eltern-Baby-Kleinkind-Beratung („Schreibabyambulanz“) an, ein „Lotsendienst“ für werdende Mütter ist in Planung. Beides dient dazu, belasteten Familien bereits frühzeitig Unterstützung anzubieten. Das Einzugsgebiet ist dabei weit. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus den Kreisen Kleve und Wesel sowie aus dem angrenzenden Ruhrgebiet. Die jährlichen Kosten von rund 120.000 Euro werden zu einem großen Teil durch den Krankenhausträger übernommen, das Land NRW unterstützt, ebenso seit 2023 mit einem relevanten Anteil der Kreis Kleve. „Die meist aufwendigen Untersuchungen der Kinder werden durch die Kostenträger bei weitem nicht ausreichend vergütet.“, so Ketteler. Misshandlungen seien nicht selten nur sehr schwer zu erkennen, erforderten viel Zeit und Wissen. Um ihnen auf die Spur kommen zu können, brauche es auch das entsprechende technische Gerät. In Geldern werde außerdem nach dem Vier-Augen-Prinzip gearbeitet. Der personelle wie der finanzielle Aufwand seien sehr hoch, eine Basisfinanzierung der Kinderschutzambulanzen deshalb dringend erforderlich. Ziel müsse es zudem sein, wünschte sich Susanne Schade, die Vernehmungen der Opfer von Gewalt zu optimieren sowie weitere psychotherapeutische Behandlungsplätze bereit zu stellen.

„Es ist uns ein großes Anliegen, die Unterstützung für noch mehr Kinderschutz in Nordrhein-Westfalen voranzutreiben“, sagte Charlotte Quik MdL, Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion in der Kinderschutzkommission des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Allein in diesem Jahr stehen im Landeshaushalt 85 Millionen Euro für die Umsetzung des Landeskinderschutzgesetzes zur Verfügung. Insgesamt wurde das für den Kinderschutz wegweisende Gesetz mit 224 Mio. Euro für 2,5 Jahre im Landeshaushalt verankert. Geplant ist außerdem, das Kompetenzzentrum Kinderschutz im Gesundheitswesen NRW mit Sitz in Köln, das Ärztinnen und Ärzte sowie alle weiteren Akteure im Gesundheitswesen zu Fragen des medizinischen Kinderschutzes berät, um eine zweite Stelle erweitern. „Wir sind dankbar, so breit aufgestellt auf das Thema Kinderschutz blicken zu können“, kündigte Quik weitere Maßnahmen an. So wird in Nordrhein-Westfalen ein/e Beauftragte/r für Kinderschutz und Kinderrechte eingesetzt werden. Außerdem wird es eine Professur für den Bereich Kinderschutz geben, um das Thema auch wissenschaftlich noch intensiver zu verankern. „Daran arbeiten wir gerade“, sagte die CDU-Politikerin. Für die kommunale Ebene versprach Paul Düllings, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, die bestmögliche Vernetzung aller Akteure vor Ort auch von politischer Seite zu unterstützen.

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