Bregenzer Festwochen 1946 ( © Bregenzer Festspiele GmbH)
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Bregenz (AUT). Den Festspiel-Gründer sucht man in Bregenz vergebens. Es gab verschiedene Gruppen, die mit der Festspiel-Idee unterschiedliche Ziele verfolgten: Stadtrat Adolf Salzmann wollte den Tourismus ankurbeln, Landeskulturreferent Eugen Leissing ging es um Erbauung – etwas Feierliches sollte die Bevölkerung von ihren Sorgen ablenken. Und der Wiener Kurt Kaiser – er leitete die neu gegründete Vorarlberger Landesbühne – suchte nach Arbeit für die vielen Künstler und Kulturschaffenden, die 1945 aus der russischen Besatzungszone im Osten Österreichs nach Vorarlberg geflohen waren.

Die kulturaffine französische Besatzungsbehörde unterstützte das Projekt und lehnte ein ähnliches Vorhaben in Lindau ab. Ihr ging es um den wirtschaftlichen Wiederaufbau und vor allem um die Wiederherstellung eines österreichischen Nationalbewusstseins durch die Anknüpfung an die Kulturtradition des Landes. Die französische Besatzungsbehörde und der Kanton St. Gallen stimmten einer Grenzöffnung zu, was entscheidend für den Erfolg der Festwoche war: Von den rund 25.500 Besuchern kamen 22.400 mit einem Tagespassierschein aus der Schweiz. Viele verließen Bregenz enttäuscht, weil sie sich ein Volksfest erwartet hatten. Die Grenze zu Deutschland öffnete sich 1948.

Die erste Bregenzer Festwoche
Die Stadt war der Veranstalter der ersten Bregenzer Festwoche, wobei der Stadtrat erst im Juni 1946 seine Zustimmung gab. Die Festspiel-Initiatoren suchten zu dieser Zeit noch nach Auftrittsorten. Überall wurde improvisiert, die Bevölkerung über Zeitungsinserate um Mithilfe gebeten. Es fehlten Zimmer für Sportler und Künstler, viele kamen bei Bauern in der Umgebung unter. Technisches Gerät kam im Tausch gegen Lebensmittel von den Wiener Bundestheatern. Vom 4. bis 11. August 1946 fanden neben Sportveranstaltungen unter anderem Lesungen, ein Gastspiel der Vorarlberger Landesbühne und ein „Promenadenkonzert“ am See auf Kieskähnen im Gondelhafen statt. Es spielte das 1945 gegründete Vorarlberger Rundfunkorchester. Der eigentliche Höhepunkt bildeten zwei Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker. Über 420 Künstler und 280 Sportler wirkten an der ersten Festwoche mit. Sie wurde zu einem Erfolg: 25.500 Besucher kamen, Reingewinn: 4.000 Schilling.

Die Spielstätten
Für ein Festival fehlte in Bregenz die Infrastruktur. Die französische Besatzungsbehörde ließ im Frühjahr 1946 für eigene Zwecke eine Sporthalle am See errichten. Rechtzeitig zur Festspieleröffnung wurde die Holzkonstruktion fertig. Für große Bühnenwerke war sie ungeeignet, diese mussten im Freien aufgeführt werden. Man dachte nach dem Vorbild anderer Festivals an die Treppe am Fuß der Herz-Jesu-Kirche oder an einen Steinbruch, ehe die Idee mit einer Bühne auf dem Wasser entstand. Ein Alleinstellungsmerkmal mit großen Vorteilen: Die Bühne auf zwei Kieskähnen war kostengünstig, mit dem nahen Bahnhof verkehrstechnisch gut gelegen und nutzte das Wasser als natürlichen Schallverstärker. Der Standort der Seebühne änderte sich bis 1979 noch drei Mal.

77 Jahre später hat das Spiel auf dem See nichts von seinem Zauber verloren. Heute wie damals begeistern die Festspiele ihr Publikum unterm Sternenhimmel.

Spannende Anekdoten aus der Geschichte der Bregenzer Festspiele finden Sie im Potpourri der Zahlen und Fakten, die ganze Entstehungsgeschichte in der Chronik der Bregenzer Festspiele oder unter https://bregenzerfestspiele.com/de/ueber-uns/geschichte.

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