(Foto: Gemeinde Rommerskirchen)
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Rommerskirchen. Nach der erfolgreichen Premiere der „Open Air Oper im Espresso Format“ im vergangenen Jahr konnte der von der Sopranistin Désirée Brodka gegründete Verein „Music to go“ jetzt im Kulturzentrum Sinsteden noch einmal gehörig zulegen:

Mit gut 160 Besucherinnen und Besuchern war die Resonanz diesmal noch größer als im Sommer 2022. Walzer wurde von Teilen des Publikums ab dem zweiten Akt getanzt, ansonsten floss der Champagner zumindest virtuell – in Strömen, mündet doch letztlich in die Erkenntnis, die das Stück vermittelt, darin, dass der Champagner „an allem schuld“ war – gut österreichisch ist es letzthin „absoffene Gschicht‘“.

„Es ist sehr erfreulich, dass wir die Beteiligung noch einmal deutlich steigern konnten. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir damit das vorhandene Publikumspotenzial noch nicht ausgeschöpft haben“, sagt Kulturamtsleiterin Nicole Musiol.

Die „Fledermaus“ zählt zu den populärsten Operetten überhaupt und ist auch fast 150 Jahre nach ihrer Entstehung eine der meistgespielten überhaupt. Was das „Espresso Format“ angeht: Die im Original bis zu dreieinhalb Stunden währende Handlung hatte Désirée Brodka auf anderthalb Stunden gekürzt, wobei ihre Erläuterungen zwischen den Akten die Turbulenzen, die das Libretto zu bieten hat, dennoch gebührend widerspiegelten.

Ehemann Eisenstein (Tenor- Marco Antonio Rivera) muss wegen Beleidigung eines Amtsdieners eine Woche in den Knast. Der gelangweilten Ehefrau Rosalinde (Sopran- bietet sich die Gelegenheit für einen amüsanten Abend mit ihrem Verehrer Alfred (Tenor- Eetu Joukainen), der freilich daran scheitert, dass der Gefängnisdirektor (Bariton George Gamal) diesen für den Verurteilten hält und ihm zum Haftantritt verhilft.

Dem eigentlichen Übeltäter bietet sein Freund Dr. Falke (George Gamal in der zweiten seiner drei Rollen) noch vor dem Absitzen seiner Strafe die Möglichkeit, ein rauschendes Fest zu feiern. Nicht ahnend, dass es die Ouvertüre eines Racheakts von Dr. Falke ist, der einst von seinem „Freund“ Eisenstein wegen seines Faschingskostüms – verkleidet war er als Fledermaus – stadtweit der Lächerlichkeit preisgegeben wurde.

Auf dem Fest des Prinzen Orlofsky (Eetu Joukainen, der gleichfalls drei Rollen übernahm) fädelt er eine Verkleidungs und Verstellungskomödie ein, bei der Eisenstein in der Rolle eines Marquis nicht nur seine Kammerzofe Adele (Sopran Maija Tutova) im Gewand ihrer Herrin trifft, sondern auch heftigst mit einer ungarischen Gräfin anbändelt, hinter deren Maske sich niemand anders als seine Rosalinde verbirgt.

Was den alkoholischen Part angeht: Während der sich stets zu Tode langweilende Prinz den Champagner literweise konsumiert, trinkt Eisenstein Brüderschaft mit einem Chevalier Chagrin, hinter dem sich niemand anders verbirgt als der Gefängnisdirektor, der ihn längst inhaftiert haben sollte.

Um Rosalindes Ehrbarkeit zu schützen, gibt Alfred sich kurzerhand als Ehemann aus und wird an dessen Stelle abgeführt.

Frühmorgens gibt es ein Stelldichein im Gefängnis, wo allgemeine Katerstimmung herrscht, während sich allein der Prinz Orlofsky bestens amüsiert hat.

Den Instrumentalpart der Operette bestritten unter dem Dirigat von Alexander Steinitz Anna Straub (1. Violine), Laura Knapp (2. Violine), Maksim Korobejnikov (Cello), sowie Sonja Matakas (Viola).

Die in Kooperation mit dem Kulturamt der Gemeinde Rommerskirchen und dem Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss veranstaltete und vom NRW Kulturministerium geförderte Veranstaltung hat beste Chancen, gut rheinisch, zur Tradition zu werden: Sowohl Nicole Musiol als auch Dr. Kathrin Wappenschmidt, die Leiterin des Kulturzentrums, sind sich mit Désirée Brodka einig darin, dass es 2024 die dritte Oper(ette) in Sinsteden geben wird.

Désirée Brodka kann sich gut vorstellen, dann ein Werk von Emmerich Kálmán auf die Bühne unter der Remise des Kulturzentrums zu bringen.

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