Blick von der Stresemannstraße in die Gasse „Am Neumarkt“. Die Stadt strebt an, das Eckgebäude rechts (Stresemannstraße 75-77) zu erwerben und in das künftige Rathaus mit einzubeziehen. Die Visualisierung hat Modellcharakter und spiegelt nicht das tatsächliche spätere Aussehen der Gebäude ( © sop architekten)
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Mönchengladbach. Die Rheydter Innenstadt soll durch eine Konzentration der Verwaltung auf dem Areal hinter dem historischen Rathaus und dem benachbarten ehemaligen Karstadt-Gebäude gestärkt und der Bürgerservice weiter verbessert werden. Diese Kriterien – ebenso wie nachhaltiges Bauen und modernes Arbeiten für die Verwaltungsbeschäftigten – stehen auch nach dem vorläufigen Stopp für das ursprünglich geplante „Rathaus der Zukunft mg+“ unverändert im Fokus der Überlegungen für ein Raumkonzept zur Unterbringung von Verwaltungseinheiten. Die auf rund 375 Millionen Euro gestiegenen Gesamtkosten, die erkennbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Stadt nach sich ziehen, haben Oberbürgermeister Felix Heinrichs gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand Ende März zu der Empfehlung veranlasst, Alternativen für ein mögliches Raumkonzept zur Unterbringung von Verwaltungseinheiten zu erarbeiten. Die Ergebnisse einer dezernatsübergreifenden Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit der komplexen Aufgabe befasste, sind in eine umfangreiche Beratungsvorlage geflossen. In einer gemeinsamen Sondersitzung am Mittwoch, 30. August, um 15 Uhr im Rathaus Rheydt (Ratssaal) befassen sich der Ausschuss für Betriebe und Vergabe, der Ausschuss für Planung, Bauen und Stadtentwicklung sowie die Bezirksvertretung Süd mit den aktuell von der Verwaltung vorgelegten Maßnahmen zur Unterbringung der Verwaltung. Am 13. September berät der Rat das Raumkonzept.

„Die nach intensiver Betrachtung erarbeiteten möglichen Alternativen müssen jetzt weiter ausgearbeitet werden, lassen aber bereits erkennen, dass wir realisierbare Optionen haben. Statt auf ein großes Projekt in einem Bauabschnitt setzen wir jetzt auf flexible Lösungen, die aufeinander aufbauen. Damit strecken wir die notwendigen Investitionen, verringern die Risiken und reduzieren die Komplexität. So wollen wir beispielsweise in einem ersten Schritt auf unserem eigenen Grundstück hinter dem historischen Rheydter Rathaus so schnell wie möglich einen Neubau für bis zu ca. 750 Beschäftigte errichten. Dafür brauchen wir kein neues Baurecht“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs. „Wir fangen dabei keineswegs bei Null an, sondern greifen auf vorhandene Planungen und Erkenntnisse zurück. Neben Grundrissen und Bauplänen im bisherigen Baufeld 1 verwenden wir etwa die Ergebnisse der Geothermie-Untersuchung. Unser erklärtes Ziel ist weiterhin ein klimaneutrales Gebäude“.

Dabei konzentrieren sich die aufgeführten Maßnahmen auf das historische Rathaus zwischen Limitenstraße und der Gasse Am Neumarkt (bisheriges Baufeld 1) und dem ehemaligen Karstadt-Gebäude. Dieses spielt als wichtiger Frequenzbringer auch weiterhin eine wichtige Rolle zur Belebung der Rheydter Innenstadt. Auch die mögliche Sanierung des in die Jahre gekommenen Verwaltungsgebäudes Oberstadt in der Mönchengladbacher Innenstadt ist Teil der Betrachtungen. Ebenso aufgeführt werden Überlegungen zur Anmietung einer Immobilie im Nordpark als Interimslösung für die Zeit der Umbauphase.

Die konkreten Pläne:

  • Neues Verwaltungsgebäude Rheydt (ehemals Baufeld 1): Auf der Fläche hinter und zwischen den historischen Gebäuden „Rathaus Rheydt“ und ehemaliges Königliches Bezirkskommando soll ein neues Verwaltungsgebäude entstehen. Der zentrale, transparent gestaltete Eingangsbereich, zugleich auch Front-Office im Kontakt zwischen Bürgerschaft und Verwaltung, findet im Bereich zwischen dem alten Rathaus mit historischer Treppe und der denkmalgeschützten Kommandantur statt. Darüber hinaus wird angestrebt, den Gebäuderiegel in der Stresemannstraße 75-77, aktuell noch im Besitz der städtischen Entwicklungsgesellschaft (EWMG), zu erwerben.

o Arbeitsplätze in modernen Bürowelten: Insgesamt bietet der Komplex in modernen und nachhaltig gestalteten offenen Bürowelten mit Think Tanks und geschlossenen Multifunktionsräumen rund 600 Arbeitsplätze auf einer Brutto-Geschossfläche von 17.510 Quadratmetern. Dies entspricht einem Flächenanteil von 30 Prozent der ursprünglichen Planung. Bei einer Desk-Sharing-Quote von 1:1,25 können hier nach aktuellem Stand diese Arbeitsplätze von 750 Beschäftigten genutzt werden. Aktuell sind gut 220 Beschäftigte in dem Bereich untergebracht.

o Kostenschätzungen: Erste Schätzungen für das Gebäude ergeben Kosten in Höhe von 93 Millionen Euro. Mit einem Risikozuschlag ergibt sich eine Gesamtsumme von rund 120 Millionen Euro. Die Planungskosten für die Leistungsphase 1-3 der HOAI betragen geschätzt fünf Millionen Euro. Ob durch die Nutzung vorhandener Planungen die Planungskosten noch reduziert werden können, soll in einem weiteren Schritt geprüft werden.

o Weitere Schritte: Für die Planung des „Neuen Verwaltungsgebäudes Rheydt“ sind neue Vergabeverfahren für die Planer durchzuführen. Bei den Architekten- und Ingenieurleistungen sollen vorliegende Erkenntnisse aus dem zurückliegenden Prozess möglichst berücksichtigt werden. Ein städtebaulicher, architektonischer oder baulich-konstruktiver Wettbewerb soll nicht durchgeführt werden, auch um Zeit zu gewinnen

  • Markt 10 (ehemaliges Karstadt-Gebäude): Im ehemaligen Karstadt-Gebäude sollen neben einer von der EWMG im Erdgeschoss angestrebten zusätzlichen Einzelhandelsnutzung von 50 Prozent im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss publikumsintensive Bereiche wie die Meldestelle und Bezirksverwaltungsstelle sowie die Stadtteil- und Familienbibliothek und gegebenenfalls weitere alternative Nutzungen wie Fahrradmobilität untergebracht werden. Zur Massenstudie legt die Verwaltung zwei Varianten vor. Auf Basis der bisherigen Planungen ist eine Überplanung der Etagen zwei bis vier mit Erweiterung vorgesehen. Dazu werden die Geschosse bis auf die Rohbauelemente entkernt.

o Arbeitsplätze in modernen Bürowelten: Analog zum Baufeld 1 sollen auch im ehemaligen Karstadt-Gebäude in der zweiten bis vierten Etage auf jeweils rund 5.100 Quadratmeter Bruttogeschossfläche moderne Arbeitswelten für Verwaltungsbeschäftigte eingerichtet werden. Auch hier können 600 Arbeitsplätze bei entsprechender Desk-Sharing-Quote von bis zu 750 Beschäftigten genutzt werden.

o Kostenschätzungen: Nach einer denkbaren Eigentumsübertragung an die EWMG müssen perspektivische Mietkosten im Wirtschaftsplan des städtischen Gebäudemanagements (GMMG) und im Haushalt eingestellt werden. Zusätzlich sind die entstehenden Umbaukosten zu ermitteln. Sie sind entweder einmalig zu zahlen oder in die spätere Miete einzupreisen. Darüber hinaus müssten noch zu ermittelnde Einrichtungs- und Umzugskosten im Haushalt eingeplant werden.

o Weitere Schritte: Die Verwaltung soll zum nächstmöglichen Zeitpunkt von der EWMG im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss Flächen anmieten. Darüber hinaus sollen für das gesamte Gebäude Planungen für die Sanierung und mögliche Erweiterung erstellt werden. Weiterhin soll eine Eigentumsübertragung der städtischen Flächen in den Etagen 2-4 an die EWMG geprüft und das vorliegende Raumkonzept weiterentwickelt werden.

  • Verwaltungsgebäude Oberstadt: Das in weiten Teilen dringend sanierungsbedürftige Verwaltungsgebäude Oberstadt in der Aachener Straße 2, in dem aktuell 320 Arbeitsplätze vorhanden sind, stammt aus dem Jahr 1980 und weist eine Brutto-Geschossfläche auf sieben Etagen von 13.428 Quadratmetern auf. Wegen des dringenden Sanierungsbedarfs u.a. an Dach, Fenstern und Tiefgarage ist eine eingeschränkte Nutzungsgenehmigung lediglich bis Ende 2024 befristet. Bereits leer gezogene Bereiche dürfen nicht weiter genutzt werden. Für eine weitere Nutzungsgenehmigung bis Ende 2027 sind bis Dezember 2024 weitere Brandschutzmaßnahmen umzusetzen. Geplant ist die Herstellung von Brandabschnitten in einer Größe von jeweils 400 Quadratmetern. Die Herstellungskosten, die im laufenden Betrieb erfolgen können, werden mit rund 1,8 Millionen Euro beziffert. Ab 2028 ist im Falle einer weiteren Nutzung eine Generalsanierung für das komplette Gebäude notwendig. Eine erste grobe Kostenschätzung für eine Generalsanierung beträgt etwa 68,9 Millionen Euro. Ein Neubau einschließlich Risikozuschlag wird mit 89,6 Millionen Euro veranschlagt

• Anmietung von Interim-Büroflächen im Nordpark: Als Interim für die Zeit der Bauphase liegt der Stadt ein Angebot für eine Bestandsimmobilie aus dem Baujahr 2015/16 im Nordpark vor. Das Mietangebot umfasst eine Gesamtfläche von rund 7.780 Quadratmetern für etwa 500 Arbeitsplätze in offenen Arbeitswelten. Insgesamt 240 Außenstellplätze stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Anmietung kann in zwei Tranchen vorgenommen werden. Die erste Tranche ist sofort bis kurzfristig und die zweite Tranche in ca. 18 Monaten verfügbar. Die Mindestdauer für eine Anmietung beträgt fünf Jahre mit optionaler Verlängerung. Publikumsintensive Verwaltungsbereiche sind nicht für die Immobilie vorgesehen. Aktuell werden die Konditionen und Rahmenbedingungen für eine Anmietung verhandelt. Parallel dazu wird mit den Verwaltungseinheiten geprüft, welche Liegenschaften dafür zukünftig aufgegeben werden könnten, um Kosten zu reduzieren.

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