Szenenfoto mit Carlos Horacio Rivas, Merlin Fargel und Markus Schneider (Foto: Sarah Jonek)
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Bielefeld. Das Verbrechen ist überall, heute wie damals, 1910: Beste Voraussetzungen also eigentlich für Morris Flynn und Mackie MacMcpherson, um als Detektive erfolgreich zu sein. Das benötigte Quäntchen Glück stellt sich erst ein, als sie auf den zeitgenössischen Hype um Sherlock Holmes und Dr. Watson aufspringen und sich entsprechend einkleiden. Einfach mal einen D-Zug anhalten – schon beginnt das Abenteuer. Der Millionenraub der »Blauen Mauritius«-Briefmarken, Hauptattraktion der Weltausstellung, hält die Brüsseler Polizei in Atem. Haben die zwei jungen Londoner Näherinnen im Zug damit zu tun, die angeblich ein Schloss geerbt haben? Oder eher die beiden Lords, die so überstürzt ausgestiegen sind? Wer zieht die Fäden auf der dunklen Seite der Macht? Plötzlich beginnen für Morris und Mackie die Dinge aus dem Ruder zu laufen, es geht um Leben und Tod. Und um die Liebe …

Marc Schubring, der mit »Fletsch – Saturday Bite Fever« in Saarbrücken 1993 sein erstes Stück auf die Bühne brachte, zählt längst zu den Schlüsselfiguren des deutschsprachigen Musicals. Titel wie »Emil und die Detektive«, »Moulin Rouge Story«, »Zum Sterben schön« oder »Gefährliche Liebschaften« wurden mit großem Erfolg aufgeführt; »Vom Fischer und seiner Frau« erhielt 2017 den Deutschen Musical-Theaterpreis in mehreren Kategorien. Im April 2023 erregte Marc Schubring mit »Mata Hari« (Staatstheater am Gärtnerplatz München) erneut große Aufmerksamkeit. Wiederholt arbeitete er mit Wolfgang Adenberg zusammen, einem der wichtigsten Librettisten und Übersetzer der deutschen Musicalund Opernszene.

»Der Mann, der Sherlock Holmes war« entstand 2009 als Auftragswerk der Staatsoperette Dresden. Schubring und Adenberg entschieden sich bewusst für diesen Stoff, führt er doch ins Jahr 1937 zum gleichnamigen Film von Karl Hartl mit Hans Albers und Heinz Rühmann in den männlichen Hauptrollen. Der Umstand, dass diese Kinokomödie trotz des bereits vier Jahre währenden Naziregimes frei von Propaganda daherkam, reizte insbesondere Schubring, daraus ein Musical unter besonderem Vorzeichen zu machen: Seine Partitur ist die in Musik gesetzte Vision davon, wie das Musical der Dreißigerjahre, geprägt von Swing-, Jazzund Schlagereinflüssen, sich in Deutschland weiterentwickelt hätte, hätte das NS-Regime nicht seinen berüchtigten kulturellen Raubbau betrieben.

Regisseurin Sandra Wissmann, Choreografin Yara Hassan und Bühnenund Kostümbildnerin Britta Tönne arbeiten für »Der Mann, der Sherlock Holmes war« erstmals am Theater Bielefeld. Genau wie die Musicaldarsteller*innen Markus Schneider (Morris Flynn), Charlotte Katzer (Mary Berry) und Karen Müller (Jane Berry). Ein Wiedersehen gibt es mit Merlin Fargel (Mackie McMacpherson, bekannt aus »Die spinnen, die Römer«, 2020/21), Alexander von Hugo (»Dear World«, 2022/23) und Nikolaj Alexander Brucker (»My Fair Lady«, »Lazarus«, »Die Entführung aus dem Serail«, »Black Rider« …), die mit Cornelie Isenbürger, Carlos Horacio Rivas und Lutz Laible das Ensemble vervollständigen. Der Bielefelder Opernchor ist in zahlreichen Szenen und Rollen zu erleben, die Bielefelder Philharmoniker spielen in großer Broadway-Bigband+Streicher-Besetzung unter der bewährten Leitung von William Ward Murta.



So. 03.09.23, 19:30 Uhr, Stadttheater

Premiere: Der Mann, der Sherlock Holmes war

Ein Musical / Musik von Marc Schubring / Buch und Liedtexte von Wolfgang Adenberg / Orchestration von Frank Hollmann / Nach dem gleichnamigen UFA-Film (Buch: R. A. Stemmle und Karl Hartl, Regie: Karl Hartl)

Musikalische Leitung William Ward Murta / Inszenierung Sandra Wissmann / Bühne und Kostüme Britta Tönne / Choreografie Yara Hassan / Choreinstudierung Hagen Enke / Dramaturgie Jón Philipp von Linden / Mit Nikolaj Alexander Brucker/ Christin Enke-Mollnar / Merlin Fargel / Alexander von Hugo / Cornelie Isenbürger/ Charlotte Katzer / Lutz Laible / Karen Müller / Carlos H. Rivas / Elena Schneider/ Markus Schneider / Bielefelder Opernchor / Bielefelder Philharmoniker

Nächste Termine 10.09., 23.09., 27.09., 01.10., 17.10., 19.11., 16.12., …

Karten T. 0521 51 5454 // www.theater-bielefeld.de



MUSIKALISCHE LEITUNG

William Ward Murta (geboren in Fort Smith/Arkansas) war von 1984 bis 2022 Musical-Kapellmeister am Theater Bielefeld, wo er die musikalische Leitung zahlreicher Produktionen übernahm und auch weiterhin übernimmt. Murta ist in Musikerkreisen ein gefragter Arrangeur; viele seiner Arrangements gehören zu den Standards von Musicalund Gala-Aufführungen im Inund Ausland. Darüber hinauskomponiert Murta eigene Musicals: 1987 »M… wie Marilyn« und sein Werk über das Leben von Galileo Galilei, »Starry Messenger (Sternenbote)«, das 2004 sehr erfolgreich am Theater Bielefeld uraufgeführt wurde. Zu Beginn der Spielzeit 2010/11 folgte die Aufsehen erregende Uraufführung von »The Birds of Alfred Hitchcock« und 2016/17 »Das Molekül,« zu dem er auch das Textbuch verfasste.

 

INSZENIERUNG

Sandra Wissmann, geboren in Bochum, studierte Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2004 bis 2014 war sie Regieassistentin und Spielleiterin am Musiktheater im Revier. Seit der Spielzeit 2014/15 arbeitet Sandra Wissmann als freischaffende Regisseurin u.a. am Theater Osnabrück, am Musiktheater im Revier, bei den Gandersheimer Domfestspielen, am Theater Koblenz und am Theater Solingen. Sie inszenierte u.a.

»Cabaret«, »Die Csárdásfürstin«, »Die lustige Witwe«, »Die Comedian Harmonists«,

»Spatz und Engel« und »María de Buenos Aires«.

 

BÜHNE UND KOSTÜME

Britta Tönne studierte Innenarchitektur an der Hochschule Rhein Main in Wiesbaden und knüpfte dort frühzeitig Kontakte zum Theater. So gestaltete sie u.a. während ihres Studiums am Staatstheater Wiesbaden das Bühnenbild zur deutschsprachigen Erstaufführung von »Der Sprachabschneider« (Regie: Lars Reichow). Im Anschluss wurde sie als Ausstatterin und Ausstattungsassistentin am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen engagiert. Seit 2014/15 ist sie als freiberufliche Bühnenund Kostümbildnerin tätig mit Arbeiten u.a. für das Musiktheater im Revier, das Theater Hagen, die Gandersheimer Domfestspiele, das Staatstheater Cottbus, die Oper Frankfurt sowie die Folkwang Universität der Künste. Mit den Regisseur*innen Sandra Wissmann und Thomas Weber-Schallauer verbindet sie eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Neben klassischer Oper, Operette, Ballett und Musical arbeitet Britta Tönne oftmals an der Schnittstelle zwischen Schauspiel und Musiktheater.

 

CHOREOGRAFIE

Yara Hassan absolvierte ihr Studium zur Diplom-Bühnentänzerin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, dem sich diverse Fortbildungen in den Bereichen Gesang und Schauspiel anschlossen. Ihr Bühnendebüt feierte sie in der Rolle der Lisa Houseman bei der Europapremiere von »Dirty Dancing« am Stage Theater Neue Flora in Hamburg. Weitere Engagements waren Rosalia (»West Side Story«) am Theater St. Gallen, Maria Elena Santiago (»Buddy Holly – Die Buddy Holly Show«), Gina Marina in der Deutschen Erstaufführung von »Die Hexen von Eastwick« sowie Rizzo/Marty/Patty/Cha Cha in der Tourneeproduktion des Musicalklassikers »Grease«. Bei den Bad Hersfelder Festspielen wirkte sie seit 2009 u.a. in »West Side Story«, »Sunset Boulevard«, »Cabaret«, »My Fair Lady«, »Sekretärinnen«, »Show Boat« und »Der Untergang der Titanic« mit. Am Aalto-Musiktheater in Essen gastierte sie als Ida (»Die Fledermaus«) und als Kundrys Alter-Ego (»Parsifal«).

Zudem war sie als Cheryll-Ann (»Catch Me If You Can«) am Staatstheater Darmstadt zu erleben sowie als Rosalia (»West Side Story«) am Staatstheater Nürnberg.

Darüber hinaus spielte sie in der Fernsehserie »Alles was zählt« in über 300 Folgen die Kubanerin Raquel Santana.

Sie assistierte der Choreografin Melissa King, bevor sie selbst in dieser Position mit renommierten Musicalgrößen Deutschlands zusammenarbeitete. So choreografierte sie bei den Bad Hersfelder Festspielen in Kooperation mit der Produktionsgesellschaft sound of music concerts und lieferte die choreografische Grundlage im Workshop zur Welturaufführung des Stückes »Das ist Wahnsinn! – Das Musical mit den Hits von Wolfgang Petry« sowie die Choreografie für das Try-out Musical »Knockin’ on Heaven’s Door«. In der am Theater Bonn uraufgeführten Kinderoper »Geisterritter« nach dem Roman von Cornelia Funke zeichnete sie für die choreografische Gestaltung verantwortlich.

2021/22 war Yara Hassan als Annie/Kitty in der Produktion »Chicago« an der Oper Bonn zu erleben. Darüber hinaus verantwortete sie die Choreografie für die Musicalkomödie »She Loves Me« sowie die Uraufführung »Himmel und Kölle«, die 2021 in vier Kategorien den Deutschen Musical Theater Preis gewann. Es folgten weitere Engagements für die Produktionen »Anything Goes«, »Der kleine Horrorladen« und »Spamalot – die Ritter der Kokosnuss«. Nebenbei ist sie an verschiedenen privaten und staatlichen Institutionen wie u. a. der Folkwang Universität der Künste für Tanz und Choreografie als Dozentin verpflichtet.

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