Blick in einen Hof der ehemaligen Dampf-Weinbrennerei Fausten (Foto: Stadt Viersen)
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Viersen. „Talent Monument“ – so lautet das Motto des Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September 2023. Viersen beteiligt sich in diesem Jahr mit 6 Baudenkmalen in Alt-Viersen, Dülken und Süchteln. Diese öffnen ihre Türen in der Zeit von 13 bis 17 Uhr. Zwei geführte Bustouren bieten Interessierten fachkundige baugeschichtliche Einblicke. Ein Vortrag über das ehemalige Aquarium im Festhallenkeller rundet das Programm ab.

Denkmale weisen als Zeugnisse der Vergangenheit eine Fülle an individuellen „Talenten“ und einzigartigen Merkmalen auf. Das gilt auch für diejenigen baulichen Zeitzeugnisse, die sich in diesem Jahr in Viersen zum Tag des offenen Denkmals präsentieren.

Das Talent des Wohnstallhauses Tho-Rieth-Hof in Viersen-Hamm ist seine Flexibilität. Vom Jahr 1408 bis heute hat es den Menschen, die es bewohnten, Dach über dem Kopf geboten und als Arbeitsstätte gedient. Seit den 1990er-Jahren leben hier der Architekt Martin Breidenbach, seine Ehefrau, die Ökotrophologin Cornelia Kratzel-Breidenbach und ihre Kinder. Auch Breidenbachs Architekturbüro ist in der Hofanlage untergebracht.

Die äußerlich unscheinbare Produktionsstätte der ehemaligen Dampf-Weinbrennerei Josef Fausten an der Rektoratstraße beweist, dass es nicht viel Platz bedarf, um Spitzenprodukte zu fertigen. Versteckt hinter dem Wohnhaus der Familie Fausten wurden hier hochprozentige Obstbrandweine produziert und verkauft. Die Brennerei-Einrichtung aus den 1920er-Jahren ist komplett erhalten.

Farbhaus und Trockenspeicher der ehemaligen Gerberei und Lederfabrik August Henrichs an der Eichenstraße stehen für die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts. Der Viersener Architekt Franz Kreutzer, der auch den Entwurf für die Generatorenhalle an der Rektoratstraße erstellte, schuf eine aufwendige Backsteinfassade. Hinter den historischen Mauern wird heute komfortabel gewohnt.

Das Wohnhaus von Wilhelm Wilden an der Süchtelner Straße überzeugt durch seine bauliche Qualität. In der Epoche des Historismus um 1900, als das Gebäude entstand, waren die Handwerker gut ausgebildet und Baumaterialien erschwinglich. Vollholztüren und Stuckdecken wären heute für den „Häuslebauer“ unbezahlbar, damals waren sie Standard.

Die Qualität des Hochbaus der Papier- und Pappenfabrik Heinrich Lehnen in Süchteln liegt in seiner modernen Konstruktion hinter einer dekorativen Fassade. Wegen der üblen Gerüche, die beim Betrieb einer Strohpappenfabrik oft entstehen, war der Standort war zunächst umstritten. Trotz Bedenken wurde eine Baugenehmigung ausgesprochen.

Das Talent des Kontor- und Lagergebäudes der Samt- und Seidenweberei A. Weyermann Söhne in Dülken ist sein zeitgenössisch moderner, überörtlich typischer Baustil im Industriebau. Das Gebäude repräsentiert ein bedeutendes Stück Dülkener Textilgeschichte. Derzeit entstehen hier flexibel nutzbare Büro- und Konferenzräume sowie ein Café, das, in Reminiszenz an den langjährigen Firmen-Patriarchen Albert Weyermann, „Café Albert“ heißen soll.

Die sechs Baudenkmale öffnen am Tag des Denkmals von 13 bis 17 Uhr ihre Türen zur freien Besichtigung. Dazu wird es zwei geführte Bustouren geben: Bus 1 startet – anders als in „Viersen aktuell“ gemeldet – bereits um 13:00 Uhr in Süchteln an der Bushaltestelle Westring und bietet Zusteigemöglichkeiten in Boisheim am Parkplatz der Pfarrkirche St. Peter an der Brüggener Straße um 13:15 Uhr sowie um 13:25 am Busbahnhof Dülken an der Wasserstraße. Bus 2 fährt um 13:30 Uhr an der Bushaltestelle Remigiuskirche in Richtung Süchteln ab.

Dem ehemaligen Aquarium im Festhallenkeller widmet sich ein Vortrag von Denkmalpflegerin Ellen Westerhoff zu dessen wechselvoller Geschichte. Gemeinsam mit Thomas Thiel liest sie im heutigen Ali-Haurand-Keller ab 10:30 Uhr aus ihrem Aufsatz für die Festschrift „100 Jahre Festhalle“.

Weitere Informationen zum Tag des Denkmals bietet die Webseite www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben/tag-des-offenen-denkmals/. Im Apple Store und im Google Play Store ist die App „Tag des offenen Denkmals“ als kostenloser Download für Mobilgeräte erhältlich.

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