Düsseldorf verfügt als einzige Stadt weltweit noch über ein weitgehend flächendeckendes Netz von Gaslaternen. Es ist als Denkmal von nationaler Bedeutung anerkannt. Dennoch wollen Kommunalpolitiker von CDU, GRÜNE, SPD, LINKE und Klimaliste das wertvolle Erbe der Industriekultur abzuschaffen (Foto: Initiative Düsseldorfer Gaslicht)
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Düsseldorf. Vor der morgigen Ratssitzung über die Zukunft der historischen Gaslaternen positionierten sich die Ratsfraktionen mit Änderungsanträgen zur Verwaltungsvorlage. Neben der Initiative Düsseldorfer Gaslicht um Lutz Cleffmann fordert auch die Junge Union Düsseldorf möglichst alle Gaslaternen im Originalzustand zu erhalten. Zur Meinungsbildung veröffentlicht LokalKlick die eingegangenen Pressemitteilungen ungekürzt.

Die Ratsfraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und Die PARTEI-Klima erklären:

v.l. Ratsherr Keno Schulte, Ratsfrau Dominique Mirus und Ratsherr und Fraktionsvorsitzender Lukas Fix (Foto: PARTEI-Klima-Fraktion)

„Der Masterplan ‚Energieeffiziente und historische Straßenbeleuchtung‘ soll fortgeschrieben und das Moratorium beendet werden. Dabei passen wir gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und der Stadtverwaltung den Masterplan zukunftsfest an die veränderten energiepolitischen, rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an.

Zugleich wollen wir einen Ausgleich zwischen diesen Erfordernissen und den berechtigten Interessen von Bürgerinnen und Bürgern an der Erhaltung des ortsprägenden äußeren Erscheinungsbilds der Düsseldorfer Gasleuchten erreichen.

Vor diesem Hintergrund beauftragen wir die Verwaltung in der Ratssitzung am 7. September 2023 mit einem Konzept für die weitere Umsetzung des Masterplans nach den folgenden Vorgaben:

  • Alle derzeit noch in Betrieb befindlichen Gaslichtpunkte sollen auf energieeffizienten Strombetrieb umgestellt werden
  • Ausdrücklich ausgenommen davon sind die Gaslichtpunkte im Hofgarten, die im Rahmen des Gartendenkmals dauerhaft erhalten und weiter mit Gas betrieben werden sollen
  • Zur Bewahrung des charakteristischen Stadtbilds und ihrer Modellvielfalt sollen die Sonderleuchtenkörper der Typen Alt-Düsseldorf, Frankfurt, Aufsatz- und Ansatzleuchte – einschließlich Wandarme – mit LED-Technik um- oder nachgebaut werden. Dabei ist ausschließlich warmweißes Licht (bis 3.000 Kelvin) zu verwenden. Für den Um- bzw. Nachbau sollen das Stadtbild und die Verkehrssicherheit berücksichtigt werden
  • Die Verwaltung soll prüfen, wie bei der Umstellung und Erneuerung von Straßenlaternen aktuellste Technik berücksichtigt werden kann, zum Beispiel hinsichtlich Helligkeitssteuerung oder Elektro-Lademöglichkeiten
  • Die Stadtspitze soll sich beim Land NRW nachdrücklich für die Fortsetzung der „Förderrichtlinie Straßenausbaubeiträge“ einsetzen. Ziel muss sein, dass die Anliegerinnen und Anlieger von den Kosten für die Umrüstung der Gaslichtpunkte entlastet werden

Das Konzept mit diesen Eckpunkten soll nach Fertigstellung den Bezirksvertretungen, den Fachausschüssen und dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.“

Junge Union Düsseldorf fordert möglichst alle Gaslaternen im Originalzustand zu erhalten

Die Gaslaternen sind als Denkmäler und Kulturgut prägend für das Düsseldorfer Stadtbild. Sie tragen zum besonderen Charme der Stadt bei und sind historische Zeugen der städtischen Stahlindustrie. Ob im Hofgarten, wo die Einheit aus Park und Gaslaternen als Gartendenkmal geschützt ist, oder in vielen historischen Straßenzügen – sie sind charakteristisch für das Straßenbild in der Landeshauptstadt.

Die Junge Union Düsseldorf setzt sich daher dafür ein, möglichst alle Gaslaternen im Originalzustand zu erhalten. Wenn ein Weiterbetrieb der Gaslaternen aus rechtlichen und finanziellen Gründen nicht mehr möglich ist, sollen die vorhandenen Laternen mit LED ausgerüstet bzw. möglichst exakte Nachbauten mit LED aufgestellt werden.

„Das Thema ist für viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer ein sehr emotionales. Viele von ihnen sind mit dem vertrauten Bild der Gaslaternen aufgewachsen – sie haben sie liebgewonnen. Deswegen dürfen die Korpora der Laternen nicht nur im Hofgarten und einigen wenigen Straßen erhalten bleiben, sondern ebenso flächendeckend wie es momentan der Fall ist“, so der Vorsitzende Marcel Mallon. Er betont: „Erst vor drei Jahren wurde zwischen Politik und Bürgerinnen und Bürgern ein Kompromiss zum Erhalt der Gaslaternen geschlossen. Das ändern von Meinungen ist gelebte Demokratie. Pflicht der Politik ist es aber ihre Entscheidungen gut und verständlich zu erklären. Sonst sorgt sie für Politikverdrossenheit. Aufgabe der Düsseldorfer Stadtpolitik ist es jetzt ihre Entscheidung gegen die Gaslaternen zu erläutern“.

Als Vertreter der jungen Generation ist es der JU Düsseldorf wichtig, dass die Umrüstungen nach und nach in den Straßenzügen durchgeführt werden, wo Gaslaternen repariert oder ausgetaucht werden müssen. Ein bestehendes und funktionierendes System ohne Not abzureißen und zu ersetzen, ist Ressourcen- und Geldverschwendung. Hier muss auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Zum Teil sind die Korpora der Gaslaternen über 100 Jahre alt und werden sicherlich nicht von heute auf morgen umgerüstet werden müssen. Gerade in Zeiten einer angespannten Haushaltslage sollte das Geld sinnvoller investiert werden. Zumal die CO2-Emissionen der Laternen nur einen winzigen Bruchteil der gesamtstädtischen Emissionen ausmachen.

FDP-Ratsfraktion beantragt den Erhalt aller Gaslaternen in Düsseldorf

In der Ratssitzung am 07.09.2023 wird die FDP-Ratsfraktion einen eigenen Antrag einbringen, alle 9.850 Gaslaternen in Düsseldorf zu erhalten. Jegliche Anträge zur Reduzierung der Gasbeleuchtung in Düsseldorf lehnt die FDP-Ratsfraktion ab.
Hierzu erklärt der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Mirko Rohloff: “Wir als FDP werden jede weitere Reduzierung der Gasbeleuchtung in Düsseldorf ablehnen. Politik muss verlässlich sein. Im Dialog mit der Stadtgesellschaft wurde im Jahr 2020 überparteilich der Kompromiss beschlossen 9.850 Gaslaternen zu erhalten. Auch der Oberbürgermeister hat im Wahlkampf versprochen, sich an diesen Masterplan zu halten. Die Gaslaternen nun so radikal abbauen zu wollen, ist reine Symbolpolitik.”

Mirko Rohloff (Foto: privat)

“In Düsseldorf haben wir den Klimanotstand ausgerufen. Statt sich um die großen Verbraucher kümmern und Maßnahmen, wie die energetische Sanierung städtischer Gebäude oder den Ausbau der Fernwärme und Photovoltaik zu ergreifen, diskutieren wir einen radikalen Um- und Abbau der Gasbeleuchtung, dessen gesamtstädtischer CO2-Ausstoß bei marginalen 0,25% liegt. Schwarz-Grün will mit dieser Scheindiskussion von den eigenen Versäumnissen beim Klimaschutz ablenken, ganz nach dem Motto der Letzte macht das Licht aus”, sagt Ratsherr Mirko Rohloff.

Rohloff erklärt, dass ein einfacher Umbau von Gas- auf Strom-Beleuchtung nicht möglich ist. Um die Anmutung langfristig zu erhalten, wären strombetriebene Nachbauten nötig, welche sehr teuer und aufwendig sind. “Bei solchen Attrappen wäre der Denkmalwert verloren. Die politischen Mitbewerber scheinen zu vergessen, dass Düsseldorf nicht das Disneyland ist. Die Düsseldorfer Gasbeleuchtung gehört zur Identität dieser Stadt”, so Rohloff.

Symbolpolitik einer Mini-Partei – Stellungnahme von Lutz Cleffmann für die Initiative Düsseldorfer Gaslicht

“Es verwundert schon sehr, dass sich CDU, Grüne und SPD so ohne Weiteres vor den Karren der 0,87-Prozent-Partei Klimaliste spannen lassen.

Hier wird reine Symbolpolitik betrieben, denn um die Reduzierung des CO₂-Ausstoßes kann es nicht wirklich gehen. Die Gaslaternen sind für weniger als 0,25 Prozent des Ausstoßes in der Stadt verantwortlich. Dieser Anteil wird noch sinken, wenn der bereits beschlossene Abbau von rund 4.000 Laternen weitergeführt wird.

Mit Banderolen rund um die denkmalgeschützten Gaslaternen macht die Initiative Düsseldorfer Gaslicht auf die Pläne einiger Kommunalpolitiker aufmerksam, dieses international einzigartige Denkmal der Industriekultur abzuschaffen (Foto: Initiative Düsseldorfer Gaslicht)

Für den Plan der Klimaliste zahlt die Stadt einen hohen Preis. Zum einen ist der Abbau der Laternen mit 10.000 bis 12.000 Euro pro Tonne so ziemlich die teuerste Methode, CO₂-Emissionen zu reduzieren. Zum anderen verliert Düsseldorf ein weltweit einmaliges Denkmal der Industriegeschichte. Oberbürgermeister Dr. Keller scheint ja seine Denkmalbehörde anweisen zu wollen, keine Probleme zu machen. Der zu erwartende Einspruch der Landeskonservatorin stört ihn nicht weiter, weil er glaubt, Heimatministerin Scharrenbach werde das schon aus dem Weg räumen. Er hat im Übrigen noch im September 2022 im ZDF bekräftigt, der erreichte Kompromiss solle nicht wieder aufgeschnürt werden.

Das Versprechen an die Bürger, die äußere Form der Laternen zu erhalten, halten wir für im Übrigen für eine Mogelpackung. Solche Disneyland-Neubauten werden am Ende so teuer, dass dann doch „notgedrungen” die bei der Stadtverwaltung so beliebten „technischen Leuchten” aufgestellt werden.

Wir plädieren eindringlich dafür, in aller Ruhe weiter den bisherigen Masterplan umsetzen. Noch sind danach rund 3.800 Gaslaternen abzubauen. Bis das geschehen ist, wird es noch mehrere Jahre dauern. Welche Optionen sich in dieser Zeit auch noch für den Klimaschutz ergeben werden, können wir in aller Ruhe abwägen.

Ein Abrissbeschluss wird keine schnelle Reduzierung der Emissionen bringen. Dafür sorgen schon mangelnde Planungs- und Tiefbaukapazitäten. Oder will Dr. Keller dafür den Bau von Radwegen und Ladesäulen zurückstellen?”

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