v.l. Regisseur Marcel Kolvenbach am Mikro, Annett Fercho (Stadtarchiv) und die Angehörigen von Fritz Kann, Elke Tischer und Hans-Joachim Gutmann, nach der Filmvorführung für die Schulen am 17. Januar 2023 im Kino Rio (Foto: Stadtarchiv Mülheim)
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Mülheim an der Ruhr. Am Donnerstag, 9. November 2023 um 19.30 Uhr zeigt das Filmtheater Rio den Dokumentarfilm „AUF DER SUCHE NACH FRITZ KANN“

In dem Film geht es um ein jüdisches Schicksal aus Mülheim an der Ruhr. Es ist ein Film über die aktive Erinnerung heute in Zeiten des wachsenden Antisemitismus.

Nach der Filmvorführung stehen Angehörige von Fritz Kann, Elke Tischer (geb. Gutmann) und ihr Bruder Hans-Joachim Gutmann, sowie Annett Fercho vom Stadtarchiv für Fragen zur Verfügung. Ein Ticket kostet 9 Euro (ermäßigt 5 Euro), Reservierung wird empfohlen.

Marcel Kolvenbach, seit 25 Jahren mit der Kamera in Lateinamerika, Afrika und Europa unterwegs, ist Professor für Dokumentarfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln und ein international ausgezeichneter Dokumentarfilmemacher.

Er stieß bei Recherchen zur eigenen Familie auf Fritz Kann. Wer war das?

Über Fritz Kann herrschte lange Zeit Schweigen in der Familie, kein einziges Foto verriet seine Existenz. Die Frage danach, wer Fitz Kann war, beschäftigte den Regisseur, seit er vor vielen Jahren in alten Familiendokumenten auf dessen Unterschrift stieß. Das war die letzte Lebensspur von Fritz Kann.

In 90 Minuten führt die Suche von einem ehemaligen Schlachthof in Düsseldorf über Polen nach Argentinien, Ost-Berlin sowie nicht zuletzt nach Mülheim ins Stadtarchiv. Es gibt eine Vielzahl an Informationen über die in Mülheim verwurzelte Familie Kann.

Kolvenbach fand heraus, dass Fritz Kann jüdischer Herkunft und mit seiner Großmutter verheiratet war. Möglicherweise wurde die Ehe aufgrund der 1935 in Kraft getretenen Rassegesetze geschieden, durch die sogenannte Mischehen, also Eheschließungen zwischen einem jüdischen und einem nichtjüdischen Ehepartner, aufgelöst bzw. verhindert werden sollten.

Die trotz intensiver Spurensuche verbliebenen Lücken in der Familiengeschichte werden im Film durch die israelische Tänzerin Reuth Shemesh neu interpretiert. In ihrer Choreografie schafft sie einen imaginären Raum, der das Erinnern als ein Handeln im Jetzt versteht.

Für Lina Kann (Fritz‘ Mutter) und für Jeannette Gutmann (seine Schwester) sowie für seine Neffen Hans, Fritz und Kurt wurden am 4. Mai 2022 Stolpersteine an der Friedrich-Ebert-Straße 73 in Mülheim verlegt. Dazu waren auch Angehörige der Familie aus Berlin angereist, die sich ganz im Sinne ihres Vaters – Kurt Gutmann – für Versöhnung, ein friedliches Miteinander und Toleranz in der Gesellschaft sowie gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze engagieren.

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