Symbolfoto (Foto: Pixabay)
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Köln. „Die Kölner Schwulen-Szene hat sich meines Erachtens schon stark zurückentwickelt. Verglichen mit den 1990-er Jahren fällt mir auf, dass es heutzutage wieder viele geschlossene Club-Lokale gibt. Gerade in der Schaafenstraße, aber auch in der Kölner Altstadt. Fenster werden zugeklebt, der Einlass streng kontrolliert. Ich war eigentlich vor mehr als 20 Jahren sehr froh darüber, dass diese Zeiten vorbei waren“, ist das aktuelle Resümee vom Vorsitzenden der Partei FREIE WÄHLER in Köln Torsten Ilg, der seit 1990 in Köln ein offen schwules Leben führt.

Einer der Gründe für diese Entwicklung, sieht Ilg in der steigenden Intoleranz einer sich drastisch veränderten Gesellschaft, die nun auch in Köln angekommen sei: „Übergriffe gegen queere Menschen sind heute leider alltäglich in Deutschland. Trauriger Spitzenreiter ist Berlin. Aber auch bei uns in Köln gibt es eine starke Zunahme queerfeindlicher Vorfälle. Der Anteil von Tätern mit ausländischen Wurzeln ist hoch. Auch junge Deutsche mit ausländischen Wurzeln, neigen nicht selten aufgrund ihrer muslimisch-religiösen, oder osteuropäischen Sozialisationen zu einer negativen Einstellung gegenüber Homosexuellen.“

Weiter erklärt Ilg: „Unlängst hat der oberste russische Gerichtshof die LGBTQ+-Community sogar als “extremistisch” eingestuft, um ihre Verfolgung zu legalisieren. Das nehmen sich Heranwachsende leider oft zum Vorbild. Kulturpolitisch betrachtet treffen da Welten aufeinander. Klassische Integration, die auf Verständnis basiert, greift hier nicht mehr. Wir müssen solche Jungs aus den Fängen ihrer Clan-Strukturen befreien. Organisationen wie die vom türkischen Staatspräsidenten Erdogan kontrollierte DITIB, oder die Aktivitäten der in Köln lebende Kreml-Anhängerin Elena Kolbasnikova, verstärken in Köln das Klima der Angst.“

Gefühl: Fremder im eigenen Land

„Man hat zunehmend das Gefühl, Fremder im eigenen Land zu sein. Die Zeiten selbstverständlicher Offenheit, in denen Schwule und Lesben, bis vor wenigen Jahren auch nachts noch vor den bekannten Szene-Lokalen feiern konnten, scheinen vorbei zu sein. Entweder muss man sich scharfen Einlasskontrollen unterziehen, oder man meidet gewisse Veedel von vorneherein. Ich finde das nicht nur traurig, sondern höchst bedenklich“, so Ilg abschließend in einer aktuellen Pressemitteilung.

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