Übergabe der neuen städtischen Drohne an die Wildtier-Hegegemeinschaft Krefeld (v. l.): Louis Horrix, Charlotte Maaßen (Mitglieder der Wildtier- und Hegegemeinschaft), Kathrin Gardner (Leiterin des Fachbereichs Umwelt und Verbraucherschutz), Miroslav Stojkovic und Manfred Lehnhoff (beide im Vorstand der Wildtier- und Hegegemeinschaft) (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann)
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Krefeld. Die Stadt Krefeld hat der Wildtier-Hegegemeinschaft in Krefeld leihweise eine zweite Thermografie-Drohne mit Wärmebildkamera bereitgestellt. Die in der Wildtier-Hegegemeinschaft organisierten Jagdrevier-Inhaber setzen diese Drohne zum Schutz von Wildtieren ein. Bevor im Sommer die Wiesen und Weiden gemäht werden, kann die Drohne über eine installierte Wärmebildkamera im Gras versteckte Tiere aufspüren. Die Mitglieder der Wildtier-Hegegemeinschaft können die Jungtiere – Rehkitze, Junghasen oder Fasanenküken – dann aus dem Feld tragen und auf diese Weise vor dem Kreisel- oder Schlegelmäher retten. Bei einem Ortstermin am Elfrather See hat Kathrin Gardner, Leiterin des Fachbereichs Umwelt und Verbraucherschutz, die Drohne nun an Miroslav Stojkovic und Manfred Lehnhoff aus dem Vorstand der Wildtier-Hegegemeinschaft übergeben. „Wir schätzen die Zusammenarbeit mit den Jägerinnen und Jägern in der Wildtier-Hegegemeinschaft sehr“, sagt Kathrin Gardner. „Gemeinsam haben wir das Ziel, Tier- und Naturschutz zu betreiben. Dies geschieht mit dem Einsatz der Drohnen auf sehr pragmatische und wirkungsvolle Weise.“

Im vergangenen Jahr wurde bereits eine dieser Drohnen durch den Fachbereich Umwelt und Verbraucherschutz angeschafft, die ebenfalls durch die Wildtier-Hegegemeinschaft genutzt werden konnte. „Rund 120 Rehkitze, 100 Hasen und 30 Fasanengelege konnten dadurch aufgefunden und geschützt werden“, bilanziert Manfred Lehnhoff aus dem Vorstand der Wildtier-Hegegemeinschaft. „Der Einsatz der Drohne macht sich auch in der Anzahl der sichtbaren Wildtiere bemerkbar, wir sehen wesentlich mehr Fasane auf den Feldern“, sagt Manfred Lehnhoff. „Es ist ein großer Aufwand für uns, der sich letztlich aber lohnt, weil wir mehr Wildtiere schützen können. Naturschutz und Tierschutz sind eine wichtige Aufgabe, die wir Jägerinnen und Jäger uns auf die Fahne geschrieben haben“, betont Miroslav Stojkovic. Die Wildtier-Hegegemeinschaft will auch darauf aufmerksam machen, welch wichtige Rolle die Jagd für den Naturschutz hat. Die Jäger betreiben zu 80 Prozent Hege und Pflege im Sinne des Natur- und Tierschutzes. Die Jäger der Wildtier-Hegegemeinschaft kennen ihre Reviere ganz genau und sorgen dafür, dass die Natur im Gleichgewicht bleibt.

Große Verdienste um die Wildtierrettung haben sich im vergangenen Jahr die beiden jungen Mitglieder der Wildtier-Hegegemeinschaft, Charlotte Maaßen und Louis Horrix, erworben. Wochenlang sind beide in den Sommermonaten schon nachts um drei bis vier Uhr aufgestanden, zu den Wiesen und Weiden gefahren und haben mit der Drohne mit den Revierjägern nach Wildtieren in den Wiesen und Weiden gesucht. „Ich besuche das Gymnasium Fabritianum und habe die Arbeit mit der Drohne immer vor dem Beginn der Schule absolviert. Die Arbeit war bis sieben Uhr am Morgen immer erledigt. Danach startete der Unterricht. Die Rehkitzrettung macht mir sehr viel Freude, und es ist eine sinnvolle Tätigkeit, weil wir Wildtiere schützen können“, sagt Charlotte Maaßen, die im Sommer morgens immer per Kleinkraftrad zum Feld fuhr. Auch Jungjäger Louis Horrix schätzt sein Ehrenamt: „Man ist in der Natur, man kann etwas bewegen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man ein Kitz im Arm hält und retten kann. Auch später, wenn es zum richtigen Reh ausgewachsen ist, ist es umso mehr eine Freude, die geretteten Tiere in der Natur beobachten zu dürfen.“

Nach mehreren Unfällen mit Wildtieren im Jahr 2021 hatte sich der städtische Fachbereich Umwelt und Verbraucherschutz intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten einer Thermografiedrohne befasst. Konkret läuft der Einsatz so, dass der Landwirt sich vor dem Einsatz des Kreis- oder Schlegelmähers bei den Revierinhabern meldet und diese widerum die Wildtier-Hegegemeinschaft kontaktieren. Diese wiederum bringt die Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz, lässt sie über dem Feld fliegen. Über die Kamera werden etwa Rehkitze, die sich immer sehr gut verstecken, aufgespürt. Die Tiere können von dem Drohnenteam aufgesucht und aus dem Feld an einen sicheren Ort in direkter Nachbarschaft mit Deckung getragen werden. So wird verhindert, dass die Rehkitze oder andere gerettete Tiere durch die Mähmaschinen oder Schneidwerke erfasst werden und sich verletzten oder verenden. Anders als ausgewachsene Rehe haben die Rehkitze keinen Fluchtinstinkt, sondern fallen bei Bedrohung in eine Schockstarre. Sie sind unfähig zur Flucht, kauern sich ins hohe Gras und sind auch für das menschliche Auge nur schwer erkennbar.

Die Tiere werden von der Wildtier-Hegegemeinschaft für die Einsatzzeit des Mähens mittels eines Wäschekorbs – ohne direkte menschliche Berührung – an einen sicheren Ort in der Umgebung gebracht, von dem aus sie nicht flüchten können. Ansonsten drohten sie nämlich wieder ins Schneidwerk zu laufen. Nach Beendigung der Maßnahme werden dann die Tiere befreit und in die Nähe des Ursprungsortes zurückgebracht. Die Rehmutter findet ihre Kitze mittels Rufen immer wieder. Deshalb sind direkte Berührungen des Tieres durch Menschen unbedingt zu vermeiden.

Viele Landwirte in Krefeld zeigen große Bereitschaft und auch Leidenschaft, sich für den Tier- und Naturschutz einzusetzen. Die Landwirte haben die Pflicht, alles Mögliche dafür zu tun, dass durch die landwirtschaftlichen Arbeiten keine Wildtiere zu Schaden kommen. Zusätzlich sieht das Landesnaturschutzgesetz vor, dass ab einem Hektar Fläche von innen nach außen gemäht werden muss. Die Drohne bietet darüber hinaus eine Möglichkeit zur zusätzlichen Minimierung des Risikos. „Die Landwirte und Jäger sind immer im engen Austausch, man kennt sich und die Reviere über Jahre hinweg und weiß, wo die Drohne zum Einsatz kommen muss“, sagt Manfred Lehnhoff. Zu fachlichen Fragen steht die Wildtier-Hegegemeinschaft persönlich und jederzeit auch per Mail unter der Adresse Hege-in-krefeld@outlook.de zur Verfügung.

Die städtische Drohne wird in den Monaten April bis September leihweise der Wildtier-Hegegemeinschaft überlassen. In den kommenden Wochen kommt die neu angeschafft Drohne außerdem bei Schulungen zum Einsatz. Gemeinsam mit der Kreisjägerschaft Neuss werden die Mitglieder der Wildtier-Hegegemeinschaft den Einsatz der Drohne üben.

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