Anzeige

Krefeld. Erst der Job hat dafür gesorgt, dass er in Deutschland ankommen konnte

Als Schutzsuchender kam Nafez Omar mit 18 Jahren aus Syrien nach Deutschland. Über das Projekt „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen” wurde er auf die Stadt Krefeld aufmerksam. Heute, acht Jahre später, ist er ein wichtiger Mitarbeiter des Fachbereichs „Vermessung, Kataster und Liegenschaften”. Erst der Job, so sagt er heute, habe dafür gesorgt, dass er richtig in Deutschland ankommen konnte.

Aufenthaltsgenehmigung nach eineinhalb Jahren

Als sich Nafez Omar entschied, dem Wunsch seiner Eltern zu folgen und aus Syrien zu fliehen, studierte der damals 18-Jährige gerade ein Jahr IT an der Universität. An dem Tag, als die Bomben auf die Uni fielen, fielen seine Träume. Als Kurde verbot ihm die Terrormiliz IS zu studieren, und sein Vater machte dem jungen Mann klar: „In Syrien gibt es keine Zukunft mehr für dich.” Wie rund 13 Millionen Syrer begann Nafez Omar eine gefährliche Reise – über die Türkei, Bulgarien, Serbien und Ungarn gelangte er nach Österreich und von dort nach Deutschland. Gemeinsam mit 1.500 anderen Schutzsuchenden kam er in einer Flüchtlingsunterkunft in Moers unter. Die Beschwerlichkeit seiner Reise, die Erinnerungen an seine Familie mischten sich hier mit Hoffnung: Denn nach fast eineinhalb Jahren Wartezeit wurde dem jungen Syrer eine Aufenthaltsgenehmigung ausgestellt.

Stadt Krefeld nimmt am Programm „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen” teil

„Ohne eine feste Alltagsstruktur, ohne die Anbindung an einen Job, ist es schwierig, in einem neuen Land anzukommen”, sagt der inzwischen 27-Jährige heute. „Für mich war klar, dass ich versuchen möchte, eine Stelle zu finden.” In Moers wurde er auf das Programm „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen” aufmerksam. Gleichzeitig entschied sich die Stadt Krefeld, an dem Programm teilzunehmen. Ein schicksalhafter Zufall, wie sich später herausstellen sollte.

Die Sprachbarriere war am Anfang groß

Nafez Omar zog um und begann beim Krefelder Fachbereich Vermessung, Kataster und Liegenschaften in die unterschiedlichen Abteilungen hinein zu schnuppern. Ein Jahr absolvierte er hier im Rahmen des Programms ein Praktikum. „Die Sprachbarriere war am Anfang groß, denn gerade in diesem Bereich wird mit vielen Fachwörtern gearbeitet. Zu Beginn habe ich versucht, sie mit einem Sprachprogramm zu übersetzen, aber das kannte die Begriffe nicht, und das sorgte für noch größere Missverständnisse”, erzählt er lachend. „Gleichzeitig merkte ich, dass mir die Anbindung an ein Team, der tägliche Kontakt mit der deutschen Sprache und auch eine Aufgabe guttaten. Ich hatte das Gefühl, jetzt erst richtig in Deutschland anzukommen.”

Der Neu-Krefelder erhielt einen Ausbildungsplatz als Vermessungstechniker

Auch privat half ihm die neugewonnenen Sprachkompetenzen und das neugewonnene Selbstvertrauen. Er entdeckte Krefeld in seiner Freizeit, fand zum Beispiel mit der Rennbahn einen Ort, der ihn begeisterte, er fand neue Gewohnheiten und auch neue Freunde. Nach dem einjährigen Praktikum war sowohl für die Stadtverwaltung als auch für Nafez Omar klar, dass beide den Weg miteinander verlängern würden. Der Neu-Krefelder erhielt einen Ausbildungsplatz als Vermessungstechniker bei der Stadt. „Ich kann schon sagen, dass die Stelle als Vermessungstechniker zu meinem Traumjob geworden ist”, sagt der 27-Jährige mit zurückhaltender Stimme. „Ich wusste damals nicht, was ein Vermessungstechniker macht. Heute finde ich die Aufgaben vielfältig und weiß, wie wichtig sie sind. Es tut gut zu sehen, wofür man gearbeitet hat.”

Ein Arbeitsplatz ist die Hälfte der Integration

Drei Jahre dauerte die Ausbildung. Der heutige Vermessungstechniker besuchte während der Ausbildung eine Berufsschule, verbesserte nebenbei seine Deutschkenntnisse und absolvierte den praktischen Teil bei der Stadtverwaltung Krefeld unter anderem in der Abteilung von Marvin Byrasch. Mit Abschluss der Ausbildung wurde er im Sommer in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. „In der heutigen Zeit ist es in vielen Bereichen schwierig, Fachkräfte zu gewinnen – die Berufsfelder in der Vermessung und Geoinformation gehören dazu”, erklärt Byrasch. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Nafez Omar jemanden gefunden haben, der so gut ins Team passt und so engagiert ist. Wir sind darauf angewiesen, dass es Menschen wie ihn gibt.” Und auch Nafez Omar ist dankbar dafür, einen festen beruflichen Hafen in Krefeld gefunden zu haben. „Ein Arbeitsplatz ist die Hälfte der Integration”, ist er sich sicher.

Beitrag drucken
Anzeige