vordere Reihe von links: Ministerin Silke Gorissen, Generalleutnant Thorsten Poschwatta, Abgeordneter Stefan Rouenhoff und Generalmajor Michael Hogrebe; hintere Reihe von links: Abgeordneter Stephan Wolter, Landrat Christoph Gerwers, Abgeordneter Gregor Golland und Abgeordneter Dr. Günther Bergmann (Foto: Patrick Bransmöller)
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Kalkar. Nervös ist Generalleutnant Thorsten Poschwatta wegen der jüngsten Äußerungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Zusammenhang mit den europäischen NATO-Verbündeten nicht. „Europa muss in der Lage dazu sein, sich auch ohne die USA verteidigen zu können“, so der General beim Jahresempfang am Aschermittwoch-Tag in der von-Seydlitz-Kaserne Kalkar. Zuvor durfte Poschwatta, Kommandeur des Zentrum Luftoperationen, rund 160 Gäste im Kasino der Kaserne auf dem Beginenberg begrüßen. Neben hochrangingen politischen Vertretern, wie der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Silke Gorissen, dem Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff, den Landtagsabgeordneten Dr. Günther Bergmann, Stephan Wolters und Gregor Golland, Landrat Christoph Gerwers und der Kalkarer Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz, waren Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen nach Kalkar gekommen.

Dass die veränderte sicherheitspolitische Lage in Deutschland und Europa im Mittelpunkt der Ausführungen von General Poschwatta stand, war zu erwarten – Kalkars ranghöchster Offizier hatte aber auch erfreuliches für die vielen Gäste vom Niederrhein zu berichten. Es wird kräftig investiert in die Kasernen des Standortes. Bis 2031 fließen noch über 150 Millionen Euro in die Infrastruktur. Weitere Baumaßnahmen sind darüber hinaus in Planung. So wird derzeit die Hauptzufahrt in Kalkar komplett umgestaltet. Ein neues Unterkunftsgebäude ist bereits sehr weit fortgeschritten, für ein weiteres Stabsgebäude sind gerade die Erdarbeiten abgeschlossen. Auch ein neues Wirtschaftsgebäude entsteht.

Von dem Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro profitiert ganz erheblich auch die Luftwaffe, die Kampfjets der neuesten Generation vom Typ F-35, neue Hubschrauber und das Raketenabwehrsystem Arrow erhält. Diese Systeme sind noch Zukunft, aber auch mit dem heutigen Material bereitet sich die Truppe auf mögliche Konflikte vor – Konflikte nicht irgendwo in Afghanistan oder Mali, sondern mitten in Deutschland und Europa. „Train as your fight – train where you fight“, was Thorsten Poschwatta damit meint: „Die Bundeswehr muss gemeinsam mit ihren Bündnispartnern immer wieder militärische Übungen unter realistischen Bedingungen durchführen.“ Für die Luftwaffe heißt das, keine Tiefflugübungen über unendlich weiten kanadischen Wäldern, sondern über dem dicht besiedelten Deutschland.

Im vergangenen Jahr stand für das Zentrum Luftoperationen die Übung ‚AIR DEFENDER‘ im Mittelpunkt. Bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Nationen mit rund 250 Luftfahrzeugen. Diese beeindruckenden Zahlen untermauern, was ‚AIR DEFENDER‘ war: Die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Bestehen der NATO – im Schwerpunkt im deutschen Luftraum. Und die Fäden aller Flugbewegungen während dieser zweiwöchigen Übung im Frühsommer liefen im Gefechtsstand in Kalkar zusammen. Nur wenige Wochen später stand dieser Gefechtsstand wieder im Fokus. Während einer Übungsbeteiligung des NATO-Hauptquartiers in Ramstein, wurde dessen Auftrag durch die Truppe in Kalkar wahrgenommen. Patrouillenflüge polnischer F-16-Kampfjets an der NATO-Ostflanke, Tiefflugübungen niederländischer F-35 über der Nordsee, oder der scharfe Schuss deutscher Eurofighter über dem Luft-Boden-Schießplatz Nordhorn – jede dieser Flugbewegungen wurde von Kalkar aus geplant und koordiniert. „Die Luftwaffe hat damit ihre Bedeutung innerhalb der NAO bewiesen, und gezeigt, dass wir ein zuverlässiger Partner sind“, so Generalleutnant Poschwatta.

Rund 1500 Soldaten und Mitarbeiter aus 24 Nationen leisten heute Dienst in Kalkar, Uedem und Xanten-Marienbaum. Der Ressortübergreifende Ansatz ist eine weitere Besonderheit des Standortes. Im Lagezentrum auf dem Paulsberg leisten Beamte der Bundespolizei, Mitarbeiter der Deutschen Flugsicherung und Angehörige des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gemeinsam mit den Soldaten der Luftwaffe ihren Dienst. Sie alle eint das Gefühl am Niederrhein gut integriert zu sein. „Wir fühlen uns wohl hier in der Region“, so Dreisterne-General Poschwatta. Dieser Empfang sei daher auch ein Zeichen des Dankes „für uns entgegengebrachtes Vertrauen und Wertschätzung.“

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