Landrat Christoph Gerwers (Foto: Kreis Kleve / Verweyen & Koenig)
Anzeige

Bedburg-Hau/Kreis Kleve. Die Nachricht vom Brand in einem Seniorenheim in Bedburg-Hau hat bei der Verwaltungsführung des Kreises Kleve große Bestürzung ausgelöst. „Was hier geschehen ist, ist eine schreckliche Tragödie“, sagte Landrat Christoph Gerwers nach seinem Besuch vor Ort. „Unsere Gedanken sind insbesondere bei den Angehörigen der Verstorbenen und bei den Schwerverletzten. Ich wünsche Ihnen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit. Den leicht verletzten Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden, die den Brand hautnah miterleben und Ängste durchstehen mussten, wünsche ich, dass sie die Ereignisse der tragischen Nacht gut verarbeiten.“ Der Landrat dankt den vielen Einsatzkräften – auch aus den Nachbarkommunen und Nachbarkreisen – für ihre schnelle Unterstützung.


Gemeinsame Pressemeldung der StA Kleve und der Polizei Kleve, 14.57 Uhr:

Nach dem Brand in einer Seniorenresidenz an der Kalkarer Straße in Bedburg-Hau hat die Kriminalpolizei Kleve die Ermittlungen aufgenommen. Vier Menschen starben durch den Brand. Dabei handelt es sich um zwei 50- und 74- jährige Frauen sowie um zwei 66-jährige Männer, die in der Residenz wohnten. Nach derzeitigem Stand wurden 21 Menschen verletzt und in umliegende Krankenhäuser gebracht. Darunter befinden sich drei schwer- und 15 leichtverletzte Bewohner. Ein Feuerwehrmann, ein Polizeibeamter und eine Angestellte der Einrichtung wurden leicht verletzt und vorsorglich in Krankenhäuser gebracht, durften diese aber bereits wieder verlassen. Alle übrigen Bewohnerinnen und Bewohner brachte die Feuerwehr in anderen Einrichtungen in Goch und Kleve unter. Nach bisherigen Erkenntnissen brach das Feuer in einem Zimmer der Residenz aus und griff dann auf weitere Zimmer über. Die Kriminalpolizei hat einen Brandsachverständigen hinzugezogen, die Staatsanwaltschaft Kleve die Ermittlungen aufgenommen. Diese richten sich gegen einen 71-jährigen Bewohner, der verdächtig ist, den Brand fahrlässig verursacht zu haben. Die Benachrichtigung der Hinterbliebenen und die Betreuung von Angehörigen erfolgte durch den polizeilichen Opferschutz. Ebenso ist die Opferschutzbeauftragte der Staatsanwaltschaft Kleve eingebunden. Für Angehörige wurde ein Bürgertelefon unter der Nummer 02821-5042500 eingerichtet. Die Straßensperrungen rund um die Residenz wurden bereits aufgehoben. Vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen können zum Tatgeschehen keine weiteren Angaben gemacht werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Auch die für die Heimaufsicht zuständige Fachbereichsleiterin Andrea Schwan war am Unglücksort, um die Unterbringung der Seniorinnen und Senioren unmittelbar oder nach dem ambulanten Krankenhausaufenthalt zu koordinieren. Die Zusammenarbeit mit dem Träger ist kooperativ. Die Heimaufsicht des Kreises Kleve hatte die Einrichtung erst am 29. November 2023 im Rahmen der routinemäßigen Kontrollen unter dem Aspekt „Pflege“ geprüft. Zu den Kriterien gehören unter anderem die Wohnqualität, die hauswirtschaftliche Versorgung, die Alltagsgestaltung und die personelle Ausstattung. Dabei wurden in fast allen Prüfkategorien „keine Mängel“ festgestellt. Lediglich bei der ausreichenden Personalausstattung und der Fachkraftquote gab es „geringfügige Mängel“. Am Prüfungstag wurden Pflichtvorgaben minimal unterschritten, was mit der Einrichtungsleitung besprochen wurde. Alle Ergebnisberichte der Heimaufsicht sind auf der Internetseite des Kreises Kleve öffentlich einzusehen: www.kreis-kleve.de (Suchbegriff „Heimaufsicht“).


Meldung der Kreispolizeibehörde Kleve von 7.57 Uhr:

Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz gegen 03:50 Uhr an der Kalkarer Straße kam es nach bisherigen Erkenntnissen zu vier tödlich verletzten Personen, einer schwer verletzten Person, bei der Lebensgefahr nicht ausgeschlossen werden kann, sowie zwei schwer und 15 leicht verletzten Personen. Unter den schwer verletzten Personen befinden sich ein Feuerwehrmann sowie ein Polizist. Das Gebäude wurde evakuiert. Wo der Brand ausgebrochen ist und warum, wird durch Kriminalbeamte ermittelt. Der polizeiliche Opferschutz ist vor Ort und kümmert sich um Angehörige und Bewohner.
Der Einsatzbereich ist weiträumig abgesperrt. Es wird gebeten den Anweisungen der Beamten an den Sperrpunkten zu folgen und den Bereich weiträumig zu umfahren.

Zudem prüft der Kreis Kleve im Rahmen der so genannten „baurechtlich wiederkehrenden Prüfung“ durch die untere Bauaufsichtsbehörde regelmäßig Bereiche des Brandschutzes. Diese Kontrollen müssen alle sechs Jahre erfolgen. Die letzte Prüfung hat am 14. November 2018 stattgefunden. Dabei wurden keine Mängel festgestellt. Es wurden lediglich Hinweise zur Prüfung und Wartung der Brandschutztüren und der technischen Anlagen gegeben. Die nächste Kontrolle ist turnusmäßig für November 2024 terminiert. Parallel findet eine so genannte „Brandverhütungsschau“ durch die zuständige Gemeinde Bedburg-Hau statt. Diese wurde letztmals am 8. September 2021 durchgeführt.

Die Brandmeldeanlage der Einrichtung hat am heutigen Montag, 4. März 2024, um 3.50 Uhr automatisch einen Alarm bei der Leitstelle des Kreises Kleve ausgelöst. Nachdem die zuerst eingetroffenen Löschzüge aus Bedburg-Hau das Ausmaß des Brandes und die Vielzahl der betroffenen Personen geschildert hatten, löste die Kreisleitstelle unverzüglich um 4.15 Uhr Vollalarm aus und alarmierte damit weitere Einheiten. Der Rettungsdienst des Kreises Kleve war mit fünf Rettungswagen und zwei Notärzten vor Ort. Weitere Notärzte und Rettungsfahrzeuge kamen aus den Kreisen Wesel und Borken. Rund eine Stunde später – um 5.14 Uhr – meldeten die Einsatzkräfte: „Feuer aus. Gebäude komplett geräumt.“ Beim Einsatz wurden ein Feuerwehrmann sowie ein Polizist leicht verletzt.

Der Kreis Kleve wird die Einrichtung in den kommenden Tagen und Wochen unterstützen. Schon jetzt ist klar, dass alle 79 Bewohnerinnen und Bewohner in diesen Stunden in wenigen anderen Einrichtungen untergebracht werden. Dazu stellen vor allem Träger von Einrichtungen in Kleve und Goch Plätze zur Verfügung. „Wir werden nach Kräften helfen, die Situation für die Betroffenen sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so schnell wie möglich zu normalisieren“, so Landrat Gerwers.

Die Kreispolizeibehörde hat für Angehörige unter der Rufnummer 02821 504-2500 ein Bürgertelefon eingerichtet.

Beitrag drucken
Anzeige