(Foto: Stadt Hilden)
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Hilden. Er war Chirurg, sie OP-Schwester. Das Ehepaar Dr. Walter und Elisabeth von Oettingen fuhr mit Lazarettzügen des Roten Kreuzes zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Kriegsfronten und dokumentierte mit der Kamera ihre Reisen in einem Hospital auf Schienen. So entstanden vor der Kulisse des heute fast völlig vergessenen Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 ungewöhnliche Fotos, die neben der medizinischen Arbeit, die Landschaft und die Menschen in einem fernen und fremden Land zeigen.

Zu sehen sind diese Fotografien im Rahmen einer von Sandra Abend und Michael Ebert kuratierten Ausstellung unter dem Titel „20.000 Kilometer unter dem Roten Kreuz – Die Fotografien von Elisabeth und Walter von Oettingen“ ab Sonntag, 10. März, im Wilhelm-Fabry-Museum, Benrather Straße 32a.

Die Fahrt der baltendeutschen Sanitätstruppe mit der Transsibirischen Eisenbahn, Alltagsszenen aus Sibirien und der Mandschurei, der Aufbau des Feldlazarettes, Transport und Behandlung von Verwundeten werden in Aufnahmen von bemerkenswerter technischer Qualität festgehalten. Bereits 1905 veröffentlichte Elisabeth von Oettingen ihre abenteuerlichen Erlebnisse in dem Buch „Unter dem Roten Kreuz im Russisch- Japanischen Kriege“. Dieser fesselnde Bericht beschreibt nicht ohne Hintersinn ein spannendes Kapitel der Medizingeschichte. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, machten sich die von Oettingens erneut im Lazarettzug „Kronprinzessin Cecilie“ auf die Reise an die Fronten eines Konfliktes, der zum Trauma des beginnenden 20. Jahrhunderts werden sollte.

Dass der Oettingen-Nachlass erhalten werden konnte, ist dem bekannten Arzt und Medizinhistoriker Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans Schadewaldt zu verdanken. Er war von 1965 bis 1991 Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf und erwarb 645 Glasplattennegative, die Elisabeth und Walter von Oettingen im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 und im Ersten Weltkrieg aufgenommen hatten. Schadewaldt hatte zugleich auch besondere Bezüge zu Hilden und zur ambulanten Wundversorgung. In den 1970er Jahren setzte er sich für ein neues medizinhistorisches Museum in Hilden ein, das nun den Nachlass erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Neben den Kriegsmotiven finden sich auch Familienfotos und Reiseaufnahmen in der Sammlung, die bis heute im Archiv der Heinrich-Heine-Universität beheimatet ist. Die fragilen Glasplatten-Fotografien sind ein faszinierendes historisches Dokument und vermitteln eine Vielzahl an Details über Leben und Wirken von Medizinern zu Beginn das 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 10. März, um 11 Uhr durch den stellvertretenden Bürgermeister Norbert Schreier eröffnet. Die Einführung übernimmt der Mediziner und Historiker Prof. Dr. Heiner Fangerau. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Bis zum 15.September ist die Ausstellung dienstags, mittwochs und freitags von 15 Uhr bis 17 Uhr, donnerstags von 15 Uhr bis 20 Uhr, samstags von 14 Uhr bis 17 Uhr und sonntags und an Feiertagen von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.

Über das umfangreiche Rahmenprogramm wird auf www.wilhelm-fabry-museum.de informiert.

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