Dustin Backhaus besucht das katholische Berufskolleg Johannes-Kessels-Akademie in Essen-Werden (Foto: Theresa Ibhafidon)
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Essen. “Richtige Männer gehören auf den Bau oder ins Handwerk, und die Frauen sind für die Kinder verantwortlich!” Von diesen traditionellen Geschlechterrollen im Berufsleben hält Dustin Backhaus gar nichts. Der 33-jährige junge Mann ist angehender Erzieher und drückt drei Tage in der Woche die Schulbank im katholischen Berufskolleg Johannes-Kessels-Akademie in Essen-Werden. An den anderen beiden Tagen arbeitet er in einer Kita.

Jeden Morgen beginnt für Dustin ein neuer Tag voller Abenteuer und Herausforderungen. Die Schraubenschlüssel hat er gegen Bauklötze und den Werkzeugkasten gegen Bastelmaterialien getauscht, denn nach einer Ausbildung zum Elektroniker und einem vierjährigen Dienst bei der Bundeswehr fühlte Dustin den Drang, eine neue Richtung einzuschlagen. Ein Jahr lang unterstützte er als Inklusionshelfer einen jungen Mann bei der Lebenshilfe, bevor er sich für den Weg zum Erzieher entschied. Jetzt, im dritten Jahr seiner Ausbildung, steht er kurz vor dem Abschluss mit den Prüfungen im Mai.

Vom Elektroniker zum Erzieher

Seine Ausbildung führt ihn zur Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am Heilgraben in Essen, einem Ort, der ihm zunehmend zur zweiten Heimat wird. In der Einrichtung werden insgesamt 95 Kinder in fünf Gruppen betreut. Den theoretischen Teil der Ausbildung lernt Dustin an der Johannes-Kessels-Akademie in Essen-Werden.

Seit dem ersten Tag seiner Ausbildung geht Dustin mit viel Freude und Spaß zur Arbeit. „Kinder leben im Moment. Die Arbeit im Kindergarten holt einen ein bisschen zurück aus dem stressigen Leben, weil man dann merkt, dass das Leben eigentlich so schön sein kann“, erzählt Dustin mit einem Lächeln im Gesicht. Der Umgang mit Kindern sei ihm noch nie schwergefallen. „Viele meiner engen Freunde haben bereits eine Familie gegründet. Wenn man dann gemeinsam etwas unternimmt, spiele ich gerne mit den Kindern.“ Das habe ihn schließlich dazu bewegt, den Erzieherberuf zu wählen. Auch die theoretischen Ausbildungsinhalte wie Pädagogik und frühkindliche Entwicklung findet Dustin interessant.

Praxis und Theorie kombiniert

Anders als bei der traditionellen Ausbildung zum Erzieher hat sich Dustin für die neuere PiA-Ausbildung (praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher:innen) entschieden. Bei der PiA-Ausbildung sind die Auszubildenden 2,5 Tage in der Einrichtung, wo sie an den alltäglichen Tätigkeiten als Erzieher/in teilnehmen. „Der Arbeitstag beginnt klassisch um 8 Uhr morgens mit der Ankunft der Kinder. Man bespricht vielleicht noch ein oder zwei Dinge mit den Eltern, wenn diese Anliegen haben. Dann geht es erstmal ins Freispiel und in die Frühstücksphase. Danach gehen wir oft mit den Kindern nach draußen“, sagt Dustin. In der wöchentlichen Praxiszeit haben die Auszubildenden auch Zeit, selbständig Aktivitäten und Programme in der Einrichtung zu planen und durchzuführen. Dustin bietet besonders gerne Bewegungsaktivitäten an. In der Turnhalle tobt er mit den Kindern oder macht mit ihnen Ballspiele.

An den anderen zwei Tagen lernen die Auszubildenden an der Johannes-Kessels-Akademie theoretische Aspekte des Berufs. „Das ist eine gute Struktur, denn das, was ich in der Theorie lerne, kann ich in der Praxis direkt umsetzen und andersherum genauso. Man kann beides miteinander verbinden und Situationen, die man in der Einrichtung erlebt hat, mit seinen Mitschülern direkt besprechen. Das ist ein großer Vorteil bei dem PiA-System“, erzählt der angehende Erzieher. Am Wochenende findet Dustin trotz des anspruchsvollen Ausbildungsprogramms immer noch Zeit, seinen privaten Hobbies nachzugehen. In seiner Freizeit macht er Sport, unter anderem American Football. Zudem fährt er gerne Motorrad.

Nein zu stereotypischen Geschlechterrollen

„Es ist erfrischend zu sehen, wie sich die Einstellungen zur Geschlechterrolle im Erzieherberuf verändern“, reflektiert Dustin. „In meiner Kindheit gab es nicht einen männlichen Erzieher in den Kindergärten. Aber mittlerweile sehe ich da einen positiven Wandel, weg vom stereotypischen Rollenbild der Erzieherin.“ Dustin merkt vor allem, dass die Kinder sich auf die Sport- und Bewegungsspiele mit ihm freuen. „Das ist natürlich wieder dieses ‚klassische Bild‘, dass die Kinder bei den männlichen Kollegen eher Quatsch machen und toben, besonders in der Turnhalle. Das kennen die Kinder auch von ihren Vätern zu Hause.“ Ansonsten sieht Dustin keinen Unterschied im Verhalten, auch nicht im Verhältnis zu seinen Arbeitskolleginnen. Ob eine Kollegin oder er ein Buch vorlese, spiele für die Kinder keine Rolle.

Mit seiner positiven Einstellung und seinem Engagement für die Entwicklung junger Menschen ist Dustin Backhaus ein inspirierendes Beispiel für Männer, die sich für einen Beruf im sozialen Bereich entscheiden. Für Dustin ist klar: Es ist nie zu spät ist, den eigenen Träumen zu folgen und seine beruflichen Ziele zu verwirklichen.

Johannes-Kessels-Akademie

Die Johannes-Kessels-Akademie Essen-Werden ist ein katholisches Berufskolleg im Sozial- und Gesundheitswesen. Knapp 400 Schüler:innen und Studierende erwerben dort parallel Schulabschlüsse wie die Fachoberschulreife, das Fachabitur und das Abitur sowie staatlich anerkannte Ausbildungsabschlüsse als Sozialassistent:in und/oder Erzieher:in.

Weitere Infos und Kontakt: www.jka-essen.de, Johannes-Kessels-Akademie, Ludgerusstr. 7, 45239 Essen-Werden, Tel.: 0201 49 859, E-Mail: info@jka-essen.de

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