Die neuen ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen des Caritasverbandes erhielten zum Abschluss ihres Qualifizierungskurses ihre Zertifikate von den Koordinatorinnen Nicole Berchter (l.) und Irmtrud Buffen (2. v. l.). Dozent Hartmut Magon (r.) gratulierte (Foto: Caritas)
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Mönchengladbach. Auf ein besonderes Ehrenamt haben sich jetzt mehrere Mönchengladbacherinnen über Monate vorbereitet: Als Hospizbegleiterinnen beim Caritasverband begleiten sie künftig schwerstkranke und sterbende Menschen. 

2021 war für Marietta Marcus ein trauriges Jahr mit schweren Verlusten. Innerhalb weniger Monate starben ihr Mann und ihre Eltern. „Ich habe nur noch funktioniert“, erinnert sich die 64-jährige Mönchengladbacherin. Ehrenamtlich engagiert hatte sie sich schon immer, etwa als Lektorin in ihrer Pfarrgemeinde Herz-Jesu, im Kommunions- und Firmunterricht sowie in der Lebenshilfe-Einrichtung ihrer geistig behinderten Tochter. Nun war sie auf der Suche nach einer neuen sinnstiftenden Aufgabe – und entschied sich dafür, schwerstkranken und sterbenden Menschen beizustehen. „Ich habe die Empathie“, sagt die Mutter von drei Kindern.

Das Rüstzeug für dieses besondere Ehrenamt erhielt sie während eines viermonatigen Qualifizierungskurses, den der Caritasverband Region Mönchengladbach anbietet. Marietta Marcus hat viel gelernt über Resilienz und Gesprächsführung, über Todeswünsche und Sterbephasen, und sie sagt: „Ich kann jedem diesen Kurs nur empfehlen, weil man so viel für das eigene Leben lernt.“ So habe sie sich mit den Todesfällen in ihrer Familie und auch mit der eigenen Vergänglichkeit noch nie so intensiv auseinandergesetzt wie in dieser Zeit. Nun will sie Menschen, die zu Hause sterben wollen, begleiten und die Angehörigen entlasten.

Den Absolventinnen des Kurses gratulierte und dankte Georg Bronheim, Leiter des Caritas-Pflegedienstes, in einem Grußwort. „Mit Ihrem Ehrenamt, mit Ihrer Persönlichkeit und mit Ihrer Zeit werden Sie Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt und deren Angehörigen kostbare Lebenserinnerungen schenken“, so Bronheim. Das möchte auch Johanna Lux. „Ich wollte das schon lange machen“, erzählt die 50-Jährige. Ursprünglich hatte sie daran gedacht, sich in einem Kinderhospiz einzubringen. Dann erfuhr sie, dass sich ein guter Bekannter schon seit 30 Jahren als Hospizbegleiter engagiert – und hatte ihre Aufgabe gefunden.

„Ich bin mit mir im Reinen und habe keine Ängste in Bezug auf den Tod. Und ich habe ein stabiles Leben, das es mir ermöglicht, dieses Ehrenamt zu übernehmen“, sagt Johanna Lux, die in einem Unternehmen die Finanzbuchhaltung leitet. Mit dem ambulanten Palliativpflegedienst des Caritasverbandes hat sie fünf todkranke Patienten besucht – und war überrascht: „Vier von ihnen waren erst um die 60 Jahre alt“, erinnert sie sich.

Auch sie ist begeistert, wie viel sie für sich aus dem Kurs mitnehmen konnte. Im Laufe der insgesamt 100-stündigen Qualifizierung beschäftigten sich die Hospizbegleiterinnen etwa mit der Frage, wie sie sich ihr eigenes Sterben vorstellen und wie sie bestattet werden möchten. Weitere Themen waren die Kommunikation mit Sterbenden und empathisches Zuhören. Rechtliche Aspekte zu Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung wurden von den Koordinatorinnen Nicole Berchter und Irmtrud Buffen sowie von Dozent Hartmut Magon ebenso vermittelt wie medizinisch-pflegerische Kenntnisse beispielsweise zu den Möglichkeiten der Schmerzlinderung.

Mehr als 50 Frauen und Männer engagieren sich beim regionalen Caritasverband als ehrenamtliche Hospizbegleiter. Seit 2010 bietet die Caritas in Mönchengladbach die umfangreiche Qualifizierung an. Die freiwillig Engagierten werden in den fünf Altenheimen des Verbandes ebenso eingesetzt wie bei Menschen, die vom ambulanten Caritas-Palliativpflegedienst versorgt werden. Die Begleitung kann von wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren dauern.

Johanna Lux will sterbenden Menschen in deren Zuhause beistehen, und zwar „so intensiv, wie es derjenige braucht“. Mit ihrer Leidenschaft für diese Aufgabe hat sie schon eine Freundin aus dem Sauerland angesteckt. „Sie qualifiziert sich jetzt auch zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin, weil ich so begeistert davon erzählt habe“, sagt sie.

Info:
Neuer Kurs startet bald
Ein weiterer Qualifizierungskurs für angehende ehrenamtliche Hospizbegleiter startet in der zweiten Jahreshälfte beim Caritasverband. Im Verlauf von insgesamt 100 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung über mehrere Monate werden die Teilnehmenden für die seelische Verfassung Sterbender sensibilisiert, lernen ethische und rechtliche Aspekte kennen und beschäftigen sich mit Nähe und Distanz ebenso wie mit Selbstreflexion. Wer sich dafür interessiert, setzt sich mit dem Freiwilligen Zentrum des Caritasverbandes unter Tel. 02166-40207 oder per E-Mail an fwz-mg@caritas-mg.de in Verbindung. Informationen gibt es auch im Internet: www.caritas-mg.de

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