Evelina Wagner berichtete von ihren Erfahrungen bei Mars. Den interessanten Vortrag verfolgten unter anderem Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans, WFG-Geschäftsführer und Gastgeber Dr. Thomas Jablonski sowie Kreis-Dezernent Jens Ernesti (v.l.) (Foto: gymi media)
Anzeige

Kreis Viersen/Kempen. Personalmangel – diesen Begriff können sicherlich die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer nicht mehr hören oder lesen. Doch das Problem lässt sich nicht ignorieren – vielmehr muss es mit offenem Blick und neuen Methoden angegangen werden. Dies war die Kernaussage der ersten „Forum Mittelstand“-Veranstaltung in diesem Jahr. Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung – darunter Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans und der für das Thema Arbeit zuständige Kreis-Dezernent Jens Ernesti – waren der Einladung der WFG Kreis Viersen gefolgt. „Generation Z trifft Schokolade“ lautete die Überschrift.

Die Veranstaltung im TZN in Kempen begann mit einem Impulsvortrag der „Chefin der Schokoladenfabrik“, wie sie Moderator Prof. Dr. Thomas Merz (IST-Hochschule) vorstellte. Evelina Wagner, Geschäftsführerin und Werksleiterin des Viersener Mars-Standorts, machte keinen Hehl daraus, dass sich auch ein Weltkonzern den großen Herausforderungen des Recruitings gegenübersieht. Dennoch hat es Mars geschafft, in den vergangenen vier Jahren rund 110 Mitarbeitende, verteilt auf alle Ebenen, zu finden. Was dafür nötig war, fasste die Managerin mit Humor zusammen: „Die schlechte Nachricht: Es war verdammt viel Arbeit. Die gute Nachricht: Es war einfach nur viel Arbeit.“ Zu den vielen Bausteinen gehört, dass man bei Mars aufgehört hat, „nach Bedarf zu rekrutieren“. Stattdessen verfolgt das Unternehmen eine Strategie des permanenten Suchens, „Scannens“ und Netzwerkens. Ziel ist ein Talentpool.

Wie es der Titel versprochen hatte, kamen die Erfahrungen mit der jungen Arbeitnehmer-Generation nicht zu kurz. Werte seien ihnen sehr wichtig, so Evelina Wagner. Im Bewerbungsgespräch würden sie beispielsweise fragen, was denn der potenzielle Arbeitgeber für den Erhalt des Planeten tue. Auch die Work-Life-Balance ist Thema: Caroline Kösters, als Personalverantwortliche bei der Willicher Hempel Elektromaschinenbau GmbH auf dem Podium, berichtete von einem Azubi-Kandidaten. „Seine erste Frage lautete, ob er 40 Tage Urlaub haben könnte.“ Grundsätzlich müsse man sehr individuell auf jeden Einzelfall eingehen und einen präzisen Entwicklungsplan erstellen: „Wo kommt der Kandidat her und wo möchte er hin?“ Das sieht auch Anke Erhardt so, WFG-Projektleiterin Fachkräfte & Talente: „Die jungen Leute wollen als Menschen mit ihren jeweils eigenen Interessen wahrgenommen werden.“

Empathie war ein wichtiges Stichwort des Abends. „Die Betriebe müssen lernen, ihre Leute mehr zu loben. Und das nicht erst beim Abschied in die Rente“, sagte Udo M. Strenge. Das Vorstandsmitglied der Interessenvereinigung Mittelständische Wirtschaft (IMW e.V.) brachte vor allem den Sonderfall Handwerk ins Spiel. „In Sachen Nachfolge  treffen aktuell die Patriarchinnen und Patriarchen auf die Generation Z. Also die Großeltern treffen auf die Enkel.“ Richtig angepackt, kann daraus laut Strenge etwas sehr Erfolgreiches entstehen. „Allein schon durch die digitale Kompetenz der Generation Z.“

Die anschließende Möglichkeit zu Diskussion und Austausch wurde sowohl im Saal als auch beim Imbiss im Foyer rege genutzt. „Der Erfolg der ersten Veranstaltung 2024 mit rund 70 Anmeldungen zeigt, dass wir mit dem Thema die richtige Wahl getroffen haben“, so das Fazit von WFG-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski. „Wir freuen uns schon auf die nächsten vier Veranstaltungen.“

Beitrag drucken
Anzeige