(Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen)
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Essen/Rhein-Ruhr. Die im vergangenen Oktober gegründete unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen hat nun feste Arbeitsräume in der Essener Innenstadt. Inhaltlich hat sich das im vergangenen Jahr konstituierte Gremium die Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof des Ruhrbistums als ersten Arbeitsschwerpunkt vorgenommen.

Mit zahlreichen Gästen aus dem Ruhrbistum und ganz Nordrhein-Westfalen hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Essen (UAK) am Donnerstag ihre Geschäftsstelle in der Essener Innenstadt offiziell eröffnet. „Als Unabhängige Aufarbeitungskommission sind wir nicht Teil des Bistums Essen, aber wir sind im Bistum Essen und wollen mit dem Bistum Essen Aufarbeitung betreiben“, positionierte der Vorsitzende der UAK, der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung im NRW-Schulministerium, Dr. Ludger Schrapper, in seiner Begrüßung das Gremium in den neuen Räumen in der Essener Ribbeckstraße in Sichtweite und doch bewusster Distanz zu den Büros des Bischöflichen Generalvikariats.

Die Errichtung Unabhängiger Aufarbeitungskommissionen in den deutschen Bistümern geht auf eine 2020 getroffene Vereinbarung zwischen dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zurück. Die UAK im Bistum Essen hat sich im vergangenen Oktober konstituiert und soll die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bistum Essen konsequent und unabhängig weiter vorantreiben. Hierbei helfen neben den neuen Räumlichkeiten auch zwei Mitarbeiterinnen, die in der Geschäftsstelle die Arbeit der ausschließlich ehrenamtlich besetzten UAK organisieren. „Wir möchten Aufarbeitung leisten und vor allem den Betroffenen das Gefühl geben: Hier wird etwas getan, hier wird ihnen zugehört und hier kommen die Fälle auf den Tisch“, so Schrapper.

Ein erster Arbeitsschwerpunkt für die UAK seien die im vergangenen Jahr vom Bistum Essen veröffentlichten Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof Franz Hengsbach, „zum einen wegen der Aktualität, zum anderen aber auch wegen der Bedeutung für das Bistum“, erläuterte Schrapper. Dabei sei es nicht Aufgabe des mit zahlreichen Juristinnen und Juristen besetzten Gremiums, „zu beweisen, ob die Vorwürfe gegen Hengsbach stimmen“, betonte Schrapper. „Unsere Aufgabe ist, zu prüfen, wie das Bistum mit den Vorwürfen umgegangen ist.“ Bei allen Aufarbeitungsfragen müsse am Ende stehen: Was wurde falsch gemacht? Warum? Und was kann man in Zukunft besser machen? Vor allem aber müssten die Betroffenen, also die Menschen, die als Kinder und Jugendliche sexualisierte Gewalt durch Priester und Laien im Kirchendienst erfahren mussten, gehört und ihre Themen ernst genommen werden.

Dass dies reichlich Arbeit bedeuten wird, ist der UAK offenbar bewusst: Schon jetzt ist der Sitzungs-Terminplan bis zum Jahresende durchgeplant. Über ihre Arbeit und die darin gewonnenen Erkenntnisse für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen wird die UAK regelmäßig berichten. So hilft sie mit, dass kirchliche Einrichtungen und Gruppen im Ruhrgebiet und dem Märkischen Sauerland zu einem noch sichereren Ort für Kinder und Jugendliche werden.

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