Ronya Othmann (Foto: Paula Winkler)
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Düsseldorf. Zum 23. Mal verleiht die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf den mit 20.000 Euro dotierten Düsseldorfer Literaturpreis. Diesjährige Preisträgerin ist die in Leipzig lebende Autorin Ronya Othmann.

Die Preisträgerin wurde von folgender siebenköpfiger Jury ausgewählt:

  • Frau Dr. Maike Albath, Literaturkritikerin
  • Frau Dr. Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts
  • Frau Dorothée Coßmann, Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland
  • Herr Tobias Lehmkuhl, Literaturkritiker
  • Herr Rudolf Müller, Inhaber der Buchhandlung Müller & Böhm
  • Herr Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW
  • Herr Dr. Hubert Winkels, Literaturkritiker

Tobias Lehmkuhl, Mitglied der Jury, schreibt in der Begründung:

„In ihrem dokumentarischen Roman „Vierundsiebzig“ erzählt Ronya Othmann auf so eindrucksvolle wie erschütternde Weise vom Völkermord an den Jesiden durch den Islamischen Staat. Die Tochter einer deutschen Mutter und eines aus Nordsyrien stammenden jesidischen Vaters geht ihrer eigenen Herkunftsgeschichte nach, rekonstruiert den Hergang des Genozids in der Shingal-Region, berichtet von jenen, die vertrieben oder in die Sklaverei gezwungen wurden und reist auf den Spuren jenes titelgebenden „74. Ferman“, des 74. Massakers an ihrem Volk selbst in die Türkei und in den Nordirak. Der Kultur der Jesiden, die nicht auf Schrift gründet, hat sie damit ein einzigartiges literarisches Dokument geschenkt. Im Bewusstsein einer jahrhundertelangen Geschichte der Verfolgung verschränkt Othmann die Identitätssuche der Erzählerin mit historischen Berichten, zeitgenössischen Zeugnissen und intensiven Beschreibungen jener Landschaft, die für das kleine Volk der Jesiden Heimat bedeutet. Das eigene Schreiben selbst ständig hinterfragend steht „Vierundsiebzig“ zudem exemplarisch für den Versuch, einen Genozid und seine Folgen im 21. Jahrhundert in Worte zu fassen.“

Die Preisträgerin:

Als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters wurde Ronya Othmann 1993 in München geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin. Sie lebt in Leipzig. Für ihr Schreiben wurde sie viele Male ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lyrik-Preis des Open Mike, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. Für „Die Sommer“, ihren ersten Roman, bekam sie 2020 den Mara-Cassens-Preis zugesprochen, für den Lyrikband „die verbrechen“ (2021) den Orphil-Debütpreis, den Förderpreis des Horst-Bienek-Preises sowie den Horst Bingel-Preis 2022. Ein Auszug aus „Vierundsiebzig“, ihrem zweiten Roman, wurde 2019 mit dem Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichnet.

Preisverleihung:

Am Mittwoch, den 16. Oktober 2024, findet die Preisverleihung um 19.00 Uhr im Forum der Stadtsparkasse Düsseldorf statt.

Vergabekriterien:

Der Düsseldorfer Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt. Bisher wurden zweiundzwanzig Autorinnen und Autoren damit ausgezeichnet. Zum Beispiel: Patrick Roth, Christoph Peters, Thomas Kling, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Ursula Krechel, Michael Köhlmeier, Marcel Beyer, Marion Poschmann, Emine Sevgi Özdamar oder zuletzt Nico Bleutge.

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