Künstler Gregor Wosik finalisiert das Street-Art-Kunstwerk (Foto: LVR-Klinik Langenfeld)
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Langenfeld. Es scheint, als lässt sich direkt durch den Boden in die dunkle Vergangenheit blicken: Heute wurde das beeindruckende 3D-Street-Art-Kunstwerk zum Thema NS-„Euthanasie“ auf dem Gelände der LVR-Klinik Langenfeld feierlich eingeweiht. Damit sollen die NS-„Euthanasie“-Verbrechen auf künstlerische Weise ins Bewusstsein unserer Zeit gerückt und eine Auseinandersetzung mit der Thematik für die Öffentlichkeit angestoßen werden.

Organisiert von der Zeitbild-Stiftung und in Zusammenarbeit mit dem Mönchengladbacher 3D-Künstler Gregor Wosik erstellten in den letzten zwei Wochen Schüler*innen der Elly-Heuss-Knapp-Realschule und des Gymnasiums Thusneldastraße in Köln auf dem Klinikgelände der LVR-Klinik Langenfeld das ergreifende Kunstwerk, das die NS-„Euthanasie“-Verbrechen in den Mittelpunkt rückt. Das Kunstwerk mit seinem dreidimensionalen Effekt, den zahlreichen Details wie Stolpersteinen, schemenhaften Patient*innen und insbesondere dem grauen Bus als zentralem Element ist dabei mehr als nur ein Blickfang: Es löst Emotionen aus – mit dem Ziel, einen Bewusstseins- und Lernprozess anzustoßen und die Erinnerung an die Verbrechen in die Gegenwart zu holen.

Grauer Bus als wesentlicher Bestandteil

Die Idee zum Motiv verfestigte sich bei Künstler Gregor Wosik, als er während seiner Recherche den Film „Nebel im August“ entdeckte: „Es gab eine Szene, in der ein Junge aus der Heilanstalt auf den Hof gebracht und in den grauen Bus geführt wird. Andere Kinder und Patient*innen schauen aus dem Gebäude der Szenerie im Hof zu. Das hat mich sehr berührt und da wusste ich, dass ich einen Teil dieser Szene in das Bild einbringen werde“, erklärt Wosik. „Das Kunstwerk enthält zudem gemalte Stolpersteine, die mit einigen Namen – stellvertretend für alle Opfer der NS-‚Euthanasie‘ – von den Schüler*innen aus unserem Workshop versehen wurden. Damit bleibt die Vergangenheit immer wach und dient als Zeitzeuge, um auch in der Zukunft weiter an die Opfer der ‚Euthanasie‘ zu erinnern.“

Schüler*innen halten Erinnerung wach

Für die teilnehmenden Schüler*innen war das Projekt eine intensive Erfahrung: „Mich berührt es sehr, dass ich zusammen mit Klassenkameradinnen und Klassenkameraden Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung halte. Mit meiner Freundin Ivelina habe ich den Namen Anna Schäfer in das Kunstwerk gezeichnet. Anna Schäfer kommt aus Wuppertal und wurde im Alter von 52 Jahren von hier nach Hadamar gebracht und dort ermordet. Ich werde Anna Schäfer nie vergessen“, sagt Anna Fedorova aus der Klasse 9b der Elly-Heuss-Knapp-Realschule.

Damalige Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen war Zwischenanstalt

In den 1940er Jahren nutzten die Nationalsozialisten die damalige Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt Galkhausen als eine sogenannte Zwischenanstalt, aus der Patient*innen aus dem Rheinland im Rahmen der NS-Euthanasie Hitlers unter anderem in die frühere Tötungsanstalt Hadamar transportiert und dort ermordet wurden. „Für die Mitarbeitenden der LVR-Klinik-Langenfeld ist daher das Gedenken an die Gräueltaten der NS-Zeit wichtig“, sagt Stefan Thewes, Kaufmännischer Direktor und Vorstandsvorsitzender der LVR-Klinik Langenfeld. „Nie wieder dürfen sich solche Taten wiederholen. Aber Gedenken kann auch zur Routine werden. Deswegen war die LVR-Klinik Langenfeld gerne bereit, den Zugang zu der Thematik der ‚Euthanasie‘ für Schüler*innen auf künstlerische Art und Weise zu unterstützen. Das hat auch uns nochmals einen anderen Blick auf diese Zeit eröffnet – auf die beteiligten Mitarbeitenden und das, was die Betroffenen mitbekommen haben. Wir sind dem Künstler Gregor Wosik sehr dankbar, dass sein Kunstwerk neue Perspektiven eröffnet und damit unseren Grundsatz ‚Nie wieder!‘ so deutlich unterstützt.“

Das Kunstwerk ist auf dem Gelände der LVR-Klinik Langenfeld ab sofort für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Es befindet sich auf der Fläche gegenüber von Haus 50.

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