Geldspielautomaten haben eine Risikoleiter (Foto: Pixabay.com)
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Rhein-Ruhr. Deutsche Software-Anbieter wie Merkur haben die Slots-Landschaft entscheidend geprägt. Seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 können Spieler aus Deutschland endlich auf die Spielautomaten von Merkur, Gamomat und Löwen Play online zugreifen. Die Regulierungen wirken sich ebenso auf internationale Provider aus, die dem deutschen Markt erhalten bleiben wollen. Da die Gesetzgebung den Fokus auf Spielerschutz setzt, ist dies zu begrüßen.

Die Risikoleiter – eine deutsche Erfindung

Die Risikoleiter wird häufig Merkur zugeschrieben, geht in Wirklichkeit jedoch auf Bally Wulff zurück. An Geldspielgeräten in Spielhallen ist die Risikoleiter häufig verbaut, ebenso an Online Slots von Merkur, Gamomat oder Hölle Games. Entgegen landläufiger Meinung gibt es keine Strategie, die es erleichtern würde, die Risikoleiter emporzuklettern. Das Gamble-Feature stimmt eher mit dem Kartenrisiko überein, dem leichter zu entnehmen ist, dass die Gewinnchance 50 % beträgt. Während das Kartenrisiko zu den meistverwendeten Gamble-Funktionen gehört, ist die Risikoleiter eher bei deutschen Entwicklern zu verorten.

Stark aufgestellt bei klassischen Slots

Ob Fruit Mania (Gamomat), Blazing Star (Merkur) oder Bells (Hölle Games): Insbesondere bei klassischen Früchte-Slots ist auf Hersteller aus Deutschland Verlass. Beliebte Funktionen wie die Bücher-Freispiele kommen etwa bei Ramses Book oder Dragon’s Treasure zum Tragen. Verglichen mit anderen Entwicklerstudios wie Play’n GO, Yggdrasil oder NetEnt schwächeln die deutschen Anbieter vorwiegend bei der Grafik. Auch ist der Ideenreichtum weniger ausgeprägt; die Video-Slots orientieren sich stärker an ihren Vorbildern aus den Spielhallen.

Glücksspielstaatsvertrag läutet Kehrtwende ein

Bis 2021 befand sich Online-Glücksspiel in einer Grauzone. Nach Ansicht der bis dahin geltenden Gesetzgebung waren Glücksspiele im Internet sogar verboten. Deutsche Entwickler mussten sich diesem Verbot unterwerfen. Aufgrund der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU waren Spieler aus Deutschland zwar in der Lage, online Spielautomaten zu spielen, aber deutsche Slots durften nicht angezeigt werden.

Ausländische Anbieter sind seit 2021 in Deutschland erlaubt (Foto: Pixabay.com)

Mit dem Glücksspielstaatsvertrag erlangen die hiesigen Entwickler endlich das Recht, mit ihren Slots auch deutsche Spieler ansprechen zu dürfen. In Online-Spielotheken mit GGL-Lizenz ist es seitdem möglich, Eye of Horus und andere Slots in Deutschland zu spielen.

Im Übrigen erstreckte sich das Verbot selbst auf die österreichische Novomatic AG. Da deutsche Tochterunternehmen wie Löwen Entertainment Teil des Firmengeflechts sind, standen Novoline Spiele wie Book of Ra deutschen Spielern jahrelang nicht zur Verfügung.

Folgen der deutschen Regulierung

Auch wenn das Verbot aufgehoben wurde, schränkt die Regulierung deutsche Hersteller deutlich ein. Beispielsweise ist es untersagt, progressive Jackpots zu offerieren. Autoplay ist nicht erlaubt, wie auch Einsätze, die 1 € übersteigen. Internationale Entwickler wie Pragmatic Play haben ihre Slot-Spiele angepasst, um sie auf deutschen Seiten zugänglich zu machen.

Gemäß § 22a Absatz 6 GlüStV muss jede Runde fünf Sekunden dauern. Nach einer Drehung ist also abzuwarten, bevor Spieler den nächsten Einsatz platzieren können. Entwickler wie Merkur haben sich eine clevere Lösung überlegt: Eye of Horus Multi gestattet es etwa, einen Einsatz auf mehrere Drehungen zu verteilen. Twin Spinner Sizzling Hot Deluxe benutzt wiederum zwei Walzen-Sets. Über einen Regler legen Spieler fest, wie viel des Einsatzes auf welche Walzen entfallen. Die eigenwillige deutsche Gesetzgebung stellt die Kreativität aller Hersteller auf die Probe. Mit etwas Glück erwachsen hieraus neue, nie dagewesene Ideen für Spielautomaten.

Keine Tischspiele deutscher Hersteller

Bis sich die Bundesländer erneut zusammensetzen und den GlüStV überarbeiten, sind Blackjack, Roulette und so weiter vom Tisch. Auch wenn Video-Slots jetzt erlaubt sind, bleibt das Verbot für Kartenspiele und andere Tischspiele bestehen. Dies erstreckt sich selbstredend genauso auf Live Casino Spiele.

Roulette bleibt im Netz verboten (Foto: Pixabay.com)

Deutsche Anbieter wären allenfalls laut § 22c GlüStV imstande, in einzelnen Bundesländern eine gesonderte Konzession ausgehändigt zu bekommen, die Tischspiele erlaubt. Allerdings ist diese Hürde recht schwierig zu überspringen. Für Entwickler aus Deutschland ist es wegen der starren Einschränkungen wenig reizvoll, Tischspiele zu entwickeln, die anschließend nur in einem oder zwei Casinos angeboten werden. Genau genommen haben sich deutsche Hersteller in der Vergangenheit ohnehin nie mit Baccarat, Blackjack oder Video-Poker hervorgetan. Auch wenn eine allgemeine Erlaubnis vorliegen würde, ist das deutsche Spielangebot in diesem Bereich praktisch nicht existent.

Glücksspielstaatsvertrag stärkt Spielerschutz

Da der Online-Casino-Markt in Deutschland eine Milliardenbranche ist, blicken auch Software-Provider aus anderen Ländern auf die Regulierung in Deutschland. Entwickler wie Play’n GO und Pragmatic Play haben die eigenen Slots schon für den deutschen Markt angepasst. Ferner könnten die um sich greifenden Regulierungen – auch die Gesetze in anderen europäischen Ländern – dem Spielerschutz insgesamt zugutekommen.

Deutschland schreibt einen strengen Spielerschutz vor (Foto: Pixabay.com)

Neben den weitverbreiteten Einzahlungslimits gibt es in Deutschland etwa den Panik-Button, der den Kontozugang einen Tag aussetzt. Abseits der Selbstsperre steht es Verwandten zu, Fremdsperren zu beantragen. Auszahlungen werden – sofern gewünscht – ab einem bestimmten Gewinnbetrag automatisch angefordert.

Weg geebnet

Bis 2021 durfte deutsche Casino-Software nur in Spielhallen und im Ausland dargeboten werden. Online waren Merkur und andere deutschsprachige Hersteller für Spieler aus Deutschland unsichtbar. Der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag räumt deutschen Providern mehr Rechte ein, ist aber in vielen Punkten stark einschränkend. Dennoch ist die Entwicklung zu befürworten, da sich die Gesetzgebung eindrucksvoll für verantwortungsvolles Spielen starkmacht. Im Laufe der nächsten Jahre könnten außerdem deutsche Entwicklerstudios entstehen, die nur Online Slots entwickeln.

InfoKlick:

https://mi.sachsen-anhalt.de/themen/gluecksspiel/gluecksspielstaatsvertrag-2021

https://www.europarl.europa.eu/factsheets/de/sheet/40/freedom-of-establishment-and-freedom-to-provide-services

https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-06/gluecksspielstaatsvertrag-2021-online-gluecksspiele-legal-online-casinos-lizenz-faq#:~:text=Zudem%20m%C3%BCssen%20die%20Casinos%20einen,%C3%BCber%20Gewinne%20und%20Verluste%20informieren

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