Dr. Lukas Schlösser (l.) und Dietmar Kußmal setzen sich für Nachhaltigkeit ein (Foto: St. Augustinus Kliniken)
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Neuss. Seit rund 180 Jahren sind Narkosegase aus Operationssälen nicht mehr wegzudenken. Doch was Patientinnen und Patienten während eines Eingriffs sanft und sicher schlafen lässt, hat einen besonders negativen Effekt auf die Umwelt. Mit einer neuen Lösung wirkt das Johanna Etienne Krankenhaus dem entgegen und geht einen weiteren Schritt in Richtung klimaneutrales Krankenhaus.

Warum das altbewährte Mittel so schädlich ist, ist schnell erklärt: Mit der Abluft des Narkosegases gelangen Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) beziehungsweise Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) in die Atmosphäre, die die Ozonschicht schädigen und damit für den Treibhauseffekt, also die Erwärmung der Atmosphäre, mitverantwortlich sind. Im „Etienne“ richten sie allerdings keinen großen Schaden mehr an. Dort sind inzwischen sieben Operationssäle, in denen mit Narkose gearbeitet wird, mit einer speziellen Filteranlage ausgestattet. Und das als einziges Krankenhaus im Rhein-Kreis Neuss.

Zum Einsatz kommen Aktivkohlefilter, die an insgesamt 21 Narkosegeräten angebracht sind. In diesen Filtern werden die Gase aufgefangen und zum größten Teil wieder aufbereitet, bevor sie erneut für Narkosen eingesetzt werden – ganz im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Das Filtersystem zahlt sich aber nicht nur für die Umwelt aus. Es senkt auch die Kosten, da die Wartung der Narkosegasabsaugung entfällt. Zudem können erhebliche Stromeinsparungen erzielt werden.

„Insgesamt sparen wir auf diese Weise 70 Tonnen CO2 pro Jahr ein“, erklärt Dr. Lukas Schlösser, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin und Ärztlicher Direktor. Das entspricht einer Fahrleistung von 231.000 Kilometern mit dem Benzinauto – das ist fast sieben Mal rund um den Globus. „Erst 150 von rund 1.900 Kliniken in ganz Deutschland nutzen dieses System“, sagt Dietmar Kußmaul, Bereichsleiter Medizintechnik. „Damit gehört unser Johanna Etienne Krankenhaus zu den Vorreitern.“ Und auch Dr. Lukas Schlösser ist überzeugt: „Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit dem hochrelevanten Thema Nachhaltigkeit und gehen mit dieser Innovation einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung.“

Bereits vor mehr als zehn Jahren hat die St. Augustinus Gruppe, zu der auch das Johanna Etienne Krankenhaus gehört, mit der Planung von klimafreundlichen Neubauten erste umweltschonende Maßnahmen ergriffen. Erst in diesem Jahr wurde die Further Klinik zudem mit Fotovoltaikmodulen ausgestattet. „Wir müssen uns unserer Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen bewusst sein und alles tun, um die Klimakrise abzuwenden“, so Dr. Schlösser und Dietmar Kußmaul. „Deshalb ist uns dieses Projekt eine Herzensangelegenheit“.

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