Kindervorstellungen beim Arzt in Usbekistan (Foto: FRIEDENSDORF INTERNATIONAL)
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Oberhausen. 16 Tage haben die Friedensdorf-Mitarbeiter*innen Birgit Hellmuth, Phuong Truong und Maximilian Morr in Zentralasien verbracht und dabei 555 Kinder vorgestellt bekommen. Die Familien brachten ihre Söhne und Töchter mit vielen Fragen sowie der Hoffnung auf medizinische Hilfe. „Die meisten Kinder, die wir in Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan gesehen haben, litten an den Folgen von heftigen Verbrennungen oder angeborenen urologischen Problemen“, berichtet Mitarbeiterin Birgit Hellmuth, die schon oft für das Friedensdorf in Zentralasien war.

In den allermeisten Fällen haben die Kinder sich in frühester Kindheit beim Kochen am offenen Feuer verbrannt oder an explodierenden Gasflaschen. „Kaum eine Familie in Tadschikistan hat die Möglichkeit, ihre Kinder ärztlich versorgen zu lassen. Die Wunden entzünden sich, der Heilungsprozess dauert sehr lang, die Narben verhärten“, weiß die Mitarbeiterin.

Größte Armut in Tadschikistan

Tatsächlich präsentiert sich Tadschikistan dem Friedensdorf-Team als das ärmste der drei besuchten Länder. Die Arbeitslosigkeit ist groß, auch im landwirtschaftlichen Bereich sieht es schlecht aus. Bauern berichten, dass sich etwa die Zwiebelernte kaum noch lohnt. Die Löhne für die Arbeiter und die Verkaufspreise für die Zwiebeln stehen in keinem Verhältnis. Die Familien wissen oft nicht, wie sie ihre Kinder und sich selbst ausreichend ernähren sollen. Eine medizinische Behandlung übersteigt die finanziellen Möglichkeiten bei Weitem. Es gibt keine gesetzliche Krankenversicherung. Wer das medizinische Material nicht selbst auftreiben kann, kann auch nicht behandelt werden.

Operationen im Ausland fördern

Einige der Kinder, die dem Friedensdorf-Team und den ausländischen Partnern während der Reise vorgestellt wurden, stehen jetzt auf der Warteliste – für den nächsten oder übernächsten Hilfseinsatz. Doch auch in Deutschland sind die Kapazitäten begrenzt, kostenfreie Behandlungsplätze in Kliniken können immer weniger und seltener zur Verfügung gestellt werden. Grund sind die Krankenhausreform und die wirtschaftlichen Engpässe einiger Häuser in der Bundesrepublik.

Seit Jahren bemüht sich das Friedensdorf, mit dieser Situation umzugehen. Der Bau eines eigenen Medizin-Zentrums mit Eingriffsraum auf dem Oberhausener Gelände der Hilfsorganisation ist ein Versuch, das Problem abzufedern. Große Operationen, beispielsweise urologische Eingriffe, können dort allerdings nicht durchgeführt werden. Auch nicht in Usbekistan, wo andere Eingriffe durchaus möglich sind. Seit Jahren finanziert das Friedensdorf dort Operationen für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, orthopädische und plastisch-chirurgische Eingriffe sowie Herzoperationen. Auch in Kirgistan finden mit Friedensdorf-Mitteln orthopädische und plastisch-chirurgische OPs statt. „Wir setzen darauf, die Operationen im Ausland auszuweiten“, erzählt Friedensdorf-Leiterin Birgit Stifter. „Es wäre toll, wenn die Kinder dafür nicht mehr ausgeflogen werden müssten und mit unseren Partnern haben die Familien zuverlässige Ansprechpartner in ihrer Nähe.“ Allerdings müssen die Gegebenheiten vor Ort das alles hergeben – eine entsprechende Ausstattung, medizinisches Personal, Medikamente und Verbandsmaterial, Möglichkeiten der Nachsorge.

Erfolgreiches Physiotherapieprojekt in Tadschikistan

In Tadschikistan gibt es bislang kein Operations-, wohl aber ein erfolgreiches Physiotherapieprojekt. Die Zielgruppe sind körperlich und/oder geistig behinderte Kinder, die dem Friedensdorf-Team immer zahlreich vorgestellt werden, auch dieses Mal wieder. Keines dieser Kinder wird für eine Behandlung nach Deutschland mitgenommen, denn ihre Behinderungen sind nicht ursächlich behandelbar. Eine Aufklärung der Eltern und physiotherapeutische Maßnahmen für die Kinder aber sind enorm wichtig und effektiv, um die Beweglichkeit und Lebensqualität der Kinder zu erhöhen. Den Eltern – meist alleinerziehenden Müttern – hilft darüber hinaus der Austausch mit anderen Frauen in der gleichen Situation. So erfahren sie, dass sie nicht allein sind mit ihrer Situation und auch, dass die Umstände der Geburt oft der Grund für die Behinderung ihrer Kinder sind.

Derzeit finden Bauarbeiten am Projektgebäude der Friedensdorf-Partnerorganisation in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe statt. Zusätzliche Behandlungsräume entstehen, um der großen Nachfrage Rechnung zu tragen.

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