Bürgermeister Daniel Zimmermann und Sojus-7-Leiter Christian Kaindl bedanken sich beim Richtfest des umgebauten Fabrikgebäudes für alle Bemühungen, die alte Bausubstanz zu erhalten (Foto: Stadt Monheim am Rhein / Birte Hauke)
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Monheim am Rhein. Vom Baugerüst am neuen Kamin flattern die Kreppbänder im Wind, auf dem Dach über der Werkstatt halten große Plastikplanen den Regen ab und auf dem matschigen Boden weisen dicke Holzbohlen den Weg zu den Proberäumen. Noch ist der Umbau des alten Sojus-7-Gebäudes an der Kapellenstraße nicht abgeschlossen, aber beim Richtfest am vergangenen Freitag, 21. Juni, lässt sich bereits erahnen, was hier eines Tages möglich ist. Seit Januar 2023 werden die ehemalige Rübenkraut-Fabrik, die das Sojus 7 mehr als 30 Jahre beherbergt hatte, und das benachbarte Fachwerkhaus zu Proberäumen, Werkstätten und Büros umgebaut.

Beim Richtfest bedankt sich Bürgermeister Daniel Zimmermann bei allen Beteiligten in der Planung und auf der Baustelle: „Sie alle helfen uns, das Versprechen einzuhalten, beim Umbau der ehemaligen Fabrik die alte Bausubstanz zu erhalten.“ Wegen uneinheitlicher Fundamente, verschiedener Fußbodenniveaus und schwierigem Mauerwerk wurde während der Planungszeit auch über den kompletten Abriss und Neubau des Gebäudes nachgedacht. „Nun ist es aber gelungen, das Ganze nach und nach wieder originalgetreu aufzubauen“, freut sich Zimmermann. Von der alten Fabrik bleiben die nördliche Außenmauer, eine Innenwand und die Kappendecke erhalten. „Am Ende wird der Altbau quasi ein Scharnier sein – im Übergang zwischen dem Neubau und dem Fachwerkhaus. Das wird auch das Dach zeigen, das zur Seite des Neubaus eine abgerundete, modernere Kante erhält und auf der anderen Seite so wie früher eingedeckt wird. Darauf bin ich schon sehr gespannt.“

In der Krautfabrik Gethmann wurde von 1858 bis 1955 Rübenkraut produziert. Bis 1980 war das Gebäude dann an die metallchemische Firma Dr. Karnbach, Weinberger & Blume KG verpachtet. 1988 zog das Sojus 7 in die alten Mauern – zunächst als Kunst- und Kulturverein, seit 2008 als städtische soziokulturelle Einrichtung. Insgesamt 13,5 Millionen Euro investiert die Stadt in den Umbau des alten Fabrikgebäudes, die Sanierung des Fachwerkhauses und das bereits fertiggestellte neue Veranstaltungsgebäude. Die Planungen für die Umgestaltung hatten 2016 begonnen. In Workshops sammelten Nutzerinnen und Nutzer ihre Wünsche, mit denen das niederländische Architekturbüro De Zwarte Hond Pläne für den Umbau entwickelte. 2018 diskutierten Bürgerinnen und Bürger die Ideen. Im Januar 2020 fand in der alten Krautfabrik schließlich die letzte Veranstaltung statt. In der Zwischenzeit ist direkt nebenan ein neues Gebäude mit Saal, Café, Ateliers und einem Seminarraum entstanden: Seit September 2023 organisiert das Sojus-7-Team das Programm wieder an der Kapellenstraße.

In der alten Krautfabrik werden nun im Erdgeschoss fünf Proberäume, ein Tonstudio, Garderobe, Medienraum, zwei Werkstätten, ein Bereich für Ehrenamtliche und ein 120 Quadratmeter großer Freiraum mit Feuerstelle eingerichtet. Die Entlüftung erfolgt über einen angebauten Kamin, der dem früheren Kamin nachempfunden ist. Im Dachgeschoss ist Platz für ein Lager, Technik, eine weitere Werkstatt und eine kleine Galerie zum großen Freiraum. „Das Gebäude bietet uns ungeahnte Möglichkeiten – es hat alles, was man sich wünschen kann“, freut sich Sojus-7-Leiter Christian Kaindl auf der Baustelle beim Richtfest. „Die verschiedenen Kreativorte hier sind offen für alle und alles – was darin passiert, wird sich zeigen. Und darauf bin ich wahnsinnig gespannt.“ Die Bauarbeiten verzögern sich immer wieder durch den Fachkräftemangel. Zum Ende des Jahres soll die umgestaltete Fabrik aber fertig sein.

Fast abgeschlossen sind die Arbeiten bereits im angrenzenden Fachwerkhaus, das künftig die Büros des Sojus-7-Teams beherbergt. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Gethmann hat einen Dachstuhl aus dem Jahr 1787, der beim Umbau erhalten wurde. In den vergangenen Monaten wurde das Fachwerk neu aufgebaut, die Außenwände von innen mit Lehm verputzt und ein Anbau aus Stampfbeton für Treppenhaus und Aufzug errichtet. Im Erdgeschoss und im Obergeschoss gibt es nun jeweils zwei verglaste Büroräume und unter dem offenen Dachstuhl einen großen Besprechungsraum. Derzeit verzögert sich die Lieferung der Brandschutztüren. Wenn sie voraussichtlich im Spätsommer eingebaut werden, ist das Gebäude bereit für das Sojus-7-Team.

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