Franz Roggemann (Foto: IHK zu Essen)
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Essen/Mülheim an der Ruhr/Oberhausen/Düsseldorf. Die Bereitschaft der Betriebe Praktikumsstellen für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen ist groß. 83 Prozent der befragten Betriebe bieten Praktikumsstellen an. Von diesen wiederum stellen rund 60 Prozent sogar bis zu fünf Stellen im Jahr zur Verfügung. Das ist das wichtigste Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage von IHK zu Essen und HWK Düsseldorf unter fast 200 überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen.

Angesichts der großen Bereitschaft der Betriebe, sich für die Berufsorientierung der jungen Generation einzusetzen, ist es sehr schade, dass nur 54 Prozent der angebotenen Plätze am Ende mit Schülerinnen und Schülern besetzt werden können.

„Ich freue mich, dass Betriebe das Angebot von Praktika als einen Baustein erkannt haben, um auf sich aufmerksam zu machen und Nachwuchskräfte zu akquirieren,“ kommentiert Franz Roggemann, Leiter des IHK-Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen die Ergebnisse. „Ein Wermutstropfen ist, dass die Bemühungen häufig ins Leere laufen. Ein ungenutzter Praktikumsplatz ist eine verpasste Chance – für junge Menschen und für Betriebe.

“An diesem Punkt müssen wir ansetzen”, ergänzt HWK Geschäftsführer Dr. Christian Henke. “Die Betriebe müssen offensiver für ihre vielen attraktiven Angebote werben. Nur eine Minderheit tut das bisher (25 Prozent).” Gleichzeitig müssen wir aber auch den Suchhorizont der Schülerinnen und Schüler erweitern. Müssen es ihnen erleichtern, auch alternative Angebote außerhalb des Mainstreams für sich zu entdecken. Schade ist es, dass Gymnasiasten unter den Praktikanten nach wie vor unterrepräsentiert sind.

Angeboten wird mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Praktika. Für die Betriebe ist es daher nicht immer leicht, die verschiedenen nachgefragten Formen zu unterscheiden. Eindeutig ist dagegen die Präferenz der beteiligten Betriebe. 90 Prozent von ihnen bieten vor allem Schülerpflichtpraktika an. Aber auch ein freiwilliges Praktikum (65 Prozent) oder eine Probearbeit vor Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrags stehen hoch im Kurs (63 Prozent). Weniger gefragt sind dagegen eher kurze Praktikumsformen wie Berufsfelderkundungen oder Schnupperpraktika (56 Prozent bzw. 55 Prozent).

Ähnlich eindeutig ist die Motivation der anbietenden Betriebe. 84 Prozent wollen vor allem für ihren Betrieb werben und 82 Prozent wollen mit diesem Angebot künftige Auszubildende gewinnen.

Nicht nur positiv sind schließlich die Erfahrungen, die die Betriebe mit ihren Praktikumsangeboten gemacht haben. Die Mehrzahl von ihnen sagt, dass diese “Mal so, mal so” waren (55 Prozent). Für 37 Prozent waren sie dagegen eher gut. Positiv ist allerdings, dass nur 7 Prozent von “eher schlechten” Erfahrungen sprechen. Als größte Herausforderungen werden in diesem Zusammenhang genannt, dass sich die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld nicht mit dem Berufsfeld des Praktikums beschäftigt hätten (65 Prozent), es grundsätzlich schwierig sei, geeignete Kandidaten/innen zu finden (50 Prozent), das Verhalten der Schülerinnen und Schüler schwierig sei (45 Prozent) oder das Praktikum nicht zu deren Berufswünschen passe (41 Prozent). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass 54 Prozent der Betriebe den Eindruck haben, dass Praktika von Seiten der Schulen nicht gut vorbereitet, betreut und nachbereitet werden.

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