Erst die Grundierung, dann die Feinarbeit: Die Jugendlichen arbeiteten viele Elemente aus dem Quartier in das neue Wandbild ein (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof)
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Krefeld. ls alles geschafft war, saßen sie erschöpft, aber beschwingt auf der Wiese. Sie hatten sich Wraps bestellt, die Lieder aus der Musikbox waren ebenso stimmungsvoll wie das Wetter. Der Grund für die ausgelassene Atmosphäre war die Kulisse, vor der die jungen Erwachsenen nun saßen. Noch vor ein paar Stunden zog sich hier direkt neben dem Ringbüdchen am Preußenring/Ecke St. Töniser-Straße eine 30 Meter lange Mauer im eintönigen Weiß. Genau diese Wand hatten Krefelder Jugendliche nun aber in wenigen Stunden zu einer lebhaften, farbigen Fassade umgestaltet. Eine Fassade, die durch das Graffiti-Projekt des städtischen Jugendstreetworks mit dem überdimensionierten Schriftzug „Westparkquartier” zu einer Art künstlerischem Quartierseingangsschild avanciert ist.

Wand gehört dem Krefelder Verein Emmaus

Anfang des Jahres kam der Krefelder Verein Emmaus bei einem Quartierstreffen mit den beiden Jugendstreetworkern Verena Eickmann und Lars Görke ins Gespräch. Emmaus gehört die Mauer rund um das Ringbüdchen, Treffpunkt eines Kooperationszusammenschlusses aus mehreren Akteuren mit dem Ziel, das von ihnen so benannte Westparkquartier zu beleben. Mittwochs und donnerstags öffnet das Ringbüdchen zwischen 15 und 17 Uhr für einen offenen Ideenaustausch. Die Mauer, so der Verein damals, könne eine künstlerische Auffrischung gut gebrauchen. Also machten sich Eickmann und Görke auf die Suche. Durch ihre Arbeit haben sie ein enges Netzwerk zu vielen Jugendlichen in der Stadt aufgebaut. Und so gruppierten sich schnell interessierte Jugendliche im Alter zwischen 17 und 23 Jahren. Drüber hinaus sind Teilnehmende über die Schulsozialarbeit des Hannah-Arendt-Gymnasiums und den Bildungsträger GSM zum Projekt gestoßen.

Skizze wird zu Endentwurf geformt

Sie fertigten nach einer Quartiersbegehung im Mai erste Skizzen an, die sie sukzessive zu einem finalen Entwurf formten. Die einzige Vorgabe: Elemente des Westparkquartiers sollten sich im Wandbild wiederfinden. „Das Projekt sollte Menschen zusammenführen, die sonst nichts oder wenig miteinander zu tun haben. Die Jugendlichen kannten sich gegenseitig vorher überhaupt nicht und hatten auch keinen künstlerischen Hintergrund. Umso cooler war es, wie sie während des Projektes zusammengewirkt haben und ihr Selbstbewusstsein währenddessen merklich gestiegen ist”, erzählt Verena Eickmann. Neben dem Jugendstreetwork hat die von der Landeszentrale für politische Bildung finanzierte Aktion auch Ilayda Yikar von der städtischen Mobilen Kinder- und Jugendarbeit begleitet.

Zunächst grundierten die Jugendlichen die über 60 Quadratmeter große Wandfläche und teilten sie anschließend in Raster auf. Dann trugen sie die grüne Hintergrundfarbe auf und malten die überdimensionalen Buchstaben mit Farbrollen und Pinseln. Die Basis stand, jetzt ging es über zur Feinarbeit mit den Spraydosen. Die Jugendlichen hatten sich für mehrere typische Motive aus dem Westparkquartier entschieden – der Pavillon im Stadtgarten zum Beispiel oder der Schluff, der direkt an der Mauer vorbeifährt. Und auch die Sonnenblumen-Motive vom Blumenplatz sind in dem neuen Wandbild eingearbeitet. Die Umsetzung des Entwurfs dauerte rund zehn Stunden. „Wir wollten jungen Menschen die Möglichkeit geben, aktiv an der Gestaltung des Stadtbilds mitzuwirken. Das hat allen Beteiligten nicht nur großen Spaß bereitet. Das Motiv wertet die Umgebung auch noch sichtbar auf”, sagt Verena Eickmann. Als die Jugendlichen fast mit ihrem Kunstwerk fertig waren, markierten sie noch ihre Namen auf der Wand: Ida, Alex, Liam, Ali und Till. Es ist ihr Kunstwerk. Ihr Geschenk ans Quartier.

Jugendstreetwork hilft jungen Menschen in allen Lebenslagen

Das Jugendstreetwork der Stadt Krefeld bietet niederschwellige Unterstützung, Beratung und Begleitung für junge Menschen von 14 bis 27 Jahren. Die Angebote sind grundsätzlich an alle Jugendliche gerichtet und vertraulich, anonym, respektvoll und freiwillig. Verena Eickmann und Lars Görke bieten offene Sprechstunden an: jeden Mittwoch von 13.30 bis 15.30 Uhr in den Räumen des Jugendbeirats (Ostwall 107) und jeden Montag von 15.30 bis 17.30 Uhr im Quartiersbüro Lehmheide (Gladbacher Straße 205). Hierfür sind keine Anmeldungen notwendig. Interessierte können sich auch via E-Mail an jugendstreetwork@krefeld.de oder unter Telefon 0 21 51 / 86 38 06 melden. Die beiden sind zudem per WhatsApp unter Telefon 0 16 09 14 09 83 9 sowie 0 16 09 72 78 91 8 und bei Instagram („jugend.streetwork.47″) erreichbar.

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