Desmadre Orkesta am 20. Juli im Festivalzentrum 34OST (Foto: © Ralf Puder)
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Düsseldorf. Nach 19 berauschenden Tagen voller Kunst und Kultur ist gestern das asphalt Festival in Düsseldorf zu Ende gegangen. An drei Spielstätten waren Theater, Konzerte und Lesungen in einer großen thematischen und ästhetischen Bandbreite zu erleben. Insgesamt kamen 6.000 Besucher*innen zu den 44 Veranstaltungen der diesjährigen Festivalausgabe, die allein sechs Uraufführungen auf die Bühne brachte. 32 Vorstellungen waren ausverkauft, die Gesamtauslastung des Festivals lag bei 90 Prozent.

Die Festivalleiter Christof Seeger-Zurmühlen und Bojan Vuletic ziehen glücklich Bilanz: „Die Stadt wurde mit herausragenden künstlerischen Impulsen und Visionen beschenkt. Herzlichen Dank an alle Ensembles, die wichtige Themen der Gegenwart ästhetisch so wertvoll zur Sprache brachten, und an ein neugierig-offenes Publikum. Erneut hat die Kunst einen Raum für Dialog und Begegnung geschaffen und ein starkes Signal gesendet, dass Demokratie von ihr profitieren kann.“

Für große Resonanz sorgten insbesondere die Festivalreden von zwei hochkarätigen intellektuellen Stimmen unserer Gegenwart: Die französisch-israelische Soziologin Eva Illouz ging der Empathielosigkeit auf den Grund, mit der akademische und künstlerische Kreise den mörderischen Anschlag der Hamas am 7. Oktober quittiert haben. Der renommierte ukrainische Autor Juri Andruchowytsch verfasste exklusiv für das asphalt Festival eine Rede über die ungebrochene Aktualität seines mittlerweile 32 Jahre alten, in 20 Sprachen übersetzten Romans „Moscoviáda“, in dem er bereits Anfang der 1990er-Jahre Russlands spätere Angriffe auf ehemalige Sowjetrepubliken prophezeite. Andruchowytsch sprach über die Entstehung seines Werks, den Krieg in seinem Heimatland und die Bedrohung, die seiner Meinung nach der russische Imperialismus für den europäischen Frieden bedeutet. Seine Rede ist im Wortlaut auf www.asphalt-festival.de nachzulesen.

asphalt 2024 überzeugte mit internationalem Theater und Performances mit starker politischer Aussage, von Künstler*innen und Ensembles u. a. aus dem Iran, Portugal, Serbien, Tschechien und Australien. Die Choreografie „Skatepark“ der Dänin Mette Ingvartsen sorgte auf der großen Bühne im D’haus Central an drei aufeinanderfolgenden Abenden für Standing Ovations und minutenlangen Applaus. Als besonderer Besuchermagnet erwies sich abermals die Seebühne am Schwanenspiegel, deren einmalige Atmosphäre das asphalt-Publikum besonders ins Herz geschlossen hat. Hier fanden intime und stimmungsvolle Kopfhörerkonzerte mit Musiker*innen und Bands aus den Sparten R’n’B, Soul, Pop, Folk und Jazz statt. Von 12 Veranstaltungen auf der Seebühne waren elf ausverkauft. Das Konzert der argentinischen Power-Brassisten Desmadre Orkesta am Samstagabend musste wegen Gewitterwarnung ins Festivalzentrum 34OST verlegt werden und war dort ebenfalls restlos ausverkauft. Auf enormen Publikumszuspruch stießen auch die Lesungen von Schauspieler Devid Striesow und der österreichischen Autorin Stefanie Sargnagel, das Weltraum-Live-Hörspiel „Send Me Up!“ von Schauspielerin Anke Retzlaff und den Musikern Peter Florian Berndt und Dominik Tremel und die Lecture-Performance „Mitzi’s Mensch“ des israelischen Künstlers und Puppenspielers Ariel Doron, der sich klug und mit feinem Humor mit dem berühmten Gedankenexperiment „Schrödingers Katze“ auseinandersetzte.

Die Planungen für die 13. Ausgabe im kommenden Jahr sind bereits weit fortgeschritten. Das nächste asphalt Festival wird voraussichtlich vom 9. bis 27. Juli 2025 in Düsseldorf stattfinden.

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